Finanzen

Der Reiz der Anleihen-ETF

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Türkische Staatsanleihen sind vielleicht riskant, aber renditeträchtig.

Auch mit Anleihen kann man noch verdienen. Am günstigsten gibt es sie als ETF. Unternehmens-, Schwellenländer- und Hochzinsanleihen sind besonders beliebt.

Anleger sind derzeit guter Stimmung, scheuen das Risiko nicht und stecken ihr Geld vornehmlich in Aktien. Das führt dazu, dass Aktienindizes wie der Dax von einem Rekord zum nächsten jagen und das Interesse an Indexfonds (auch ETF genannt) weiter zunimmt. Diese ETF bilden exakt die Entwicklung eines Börsenindex wie den Dax ab. Aber so bedeutend die Suche nach Rendite auch ist, in einem breit aufgestellten Portfolio braucht es auch Anlageklassen, die etwas mehr Stabilität versprechen. Dazu gehören traditionell fest verzinsliche Wertpapiere wie Anleihen, in die Anleger ebenfalls über ETF investieren können.

Solche Anleihen-ETF werden zunehmend beliebter. Eine Kombination aus jeweils einem Aktien-ETF und einem Anleihen-ETF ist laut dem Analysehaus Morningstar einem Mischfonds überlegen, der von einem Fondsmanager aktiv verwaltet wird. Zumal bei passiven Produkten – also ETF – deutlich weniger Gebühren anfallen.

Allerdings sollte man annehmen, dass sich Anleger in diesen Zeiten bei Anleihen zurückhalten, denn die amerikanische Notenbank erhöht die Leitzinsen, und bei Anleihen mit langen Laufzeiten sind die Renditen gestiegen und spiegelbildlich die Kurse gesunken. Doch trotzdem steckten Anleger in den ersten drei Monaten dieses Jahres so viel Geld in Anleihen-ETF wie nie zuvor. Mit Zuflüssen von 44,5 Milliarden Dollar war der Zeitraum das stärkste Quartal, seit es Anleihen-ETF gibt.

Hochzinsanleihen für Privatanleger weniger geeignet

Dabei waren Staatsanleihen aus der Eurozone bei Anlegern eher wenig begehrt, weil deren Renditen seit längerem niedrig oder gar negativ sind und spiegelbildlich die Kurse schon hoch sind und kaum mehr weiter steigen dürften. Stattdessen stehen drei andere Segmente im Fokus von Anlegern, die sogar in einem allgemein steigenden Zinsumfeld noch Erträge versprechen: ETF auf Unternehmensanleihen, auf Schwellenländeranleihen sowie auf Hochzinsanleihen von Firmen, die ein erhöhtes Ausfallrisiko haben und daher für Privatanleger weniger geeignet sind.

Firmenanleihen profitierten zuletzt von der zunehmenden Entschuldung der Unternehmen. Für Anleger, die in Firmenpapiere investieren und sich gegen das Risiko steigernder Zinsen wappnen wollen, bieten einige Fondsgesellschaften sogenannte Floating Rate Notes an. Die Kupons dieser sogenannten Floater sind variabel, das heißt, sie vollziehen die aktuelle Zinsentwicklung nach.

Die französische Fondsgesellschaft Amundi hat drei ETF im Angebot, die in solche Anleihen bonitätsstarker Firmen aus Industrienationen investieren. Der beliebteste ist der Floating Rate USD Corporate Ucits ETF (Isin: FR0012647451). Den ETF gibt es auch in einer auf Euro abgesicherten Variante für all jene Anleger, die sich gegen Währungsschwankungen von Dollar und Euro schützen wollen und dafür bereit sind, Ertragseinbußen hinzunehmen.

Infografik / Immer mehr Geld fließt in Anleihen-ETF

Bemerkenswert ist, dass nicht nur Firmenanleihen aus Europa oder Amerika unter Anlegern begehrt sind, sondern auch Staatsanleihen aus Schwellenländern. Schließlich haben Zinserhöhungen in Amerika in der Vergangenheit hoch verschuldete Schwellenländer immer wieder unter Druck gebracht. Zuletzt zeigten sich deren Anleihen aber ziemlich robust. Vorsicht ist jedoch geboten bei Schwellenländer-ETF in Lokalwährungen.

Auch Staatsanleihen aus Schwellenländern begehrt

Wie die Vermögensverwalter der Deutschen Bank erkannt haben, treibt oft nicht der Zinskupon der Anleihe den Ertrag, sondern die lokale Währung. Deren Schwankung sei fünfmal größer als der Kupon, sagt Eric Wiegand, ETF-Stratege in der Deutschen Asset Management. Währungsabsicherungen können dabei bei Staatsanleihen aus Schwellenländern, die in den vergangenen Monaten großen Absatz fanden, ratsam sein. Oder ETF, die in Schwellenländer-Anleihen in Euro oder Dollar investieren: „Wenn ich regelmäßige Erträge suche, dann muss ich in Hartwährungen investieren“, sagt Wiegand.

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Sind schon die Namen mancher ETF wenig eingängig, so ist auch die Vielzahl der zugrundeliegenden Indizes schwer nachvollziehbar. Die allermeisten Indizes sind nach Emissionsvolumen gewichtet, das heißt, die größten Schuldner machen den Löwenanteil aus.

In einigen Indizes wie dem Markit iBoxx USD Emerging Markets Sovereigns Quality Weighted Index für Schwellenländer werden die Schuldner dagegen qualitativ anhand von Inflationsrate, Wirtschaftswachstum und anderen Daten gewichtet. Was dazu führt, dass die relativ gut eingeschätzte Türkei in einem entsprechenden ETF von x-trackers den größten Anteil hat. „Wenn ich mich so ein bisschen beschützen kann, dann ist das die bessere Wahl“, sagt ETF-Stratege Wiegand. „Für mehr Risiko wird man in der Regel nicht mehr bezahlt, darum lohnt es sich nicht, es einzugehen.“