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Kaufpreis für Hahn überwiesen

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Bald auch Richtung Hunsrück: Flugzeug der Linie Hainan

Die Übernahme des Hunsrückflughafens Hahn durch den chinesischen Konzern HNA und die ADC aus Deidesheim läuft. Das Geld ist da. Der Hahn ist nicht das einzige Projekt der Chinesen.

Noch fehlen die Unterschriften. Aber die entscheidenden Voraussetzungen für den Verkauf des Flughafens Hahn im Hunsrück sind geschaffen: DieKaufsumme ist überwiesen, wie Siegfried Englert sagte. Er ist bisher Geschäftführer der Deidesheimer Immobilien- und Projektentwicklungfirma ADC GmbH gewesen, die sich gemeinsam mit dem chinesischen Mischkonzern HNA im erneuten Bieterverfahren zum Kauf des Flughafens Hahn durchsetzen konnte. Die rheinland-pfälzische Landesregierung hatte es zur Voraussetzung für die in den nächsten Tagen geplante Unterzeichnung des Kaufvertrags gemacht, dass die HNA und die ADC zunächst einmal die volle Kaufsumme auf ein Notar-Anderkonto einzahlen.

Hintergrund für dieses Vorgehen ist das Scheitern des ersten Versuchs, den hochdefizitären Flughafen an einen chinesischen Investor zu verkaufen. Die beauftragte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hatte diesen Kaufinteressenten wohl nicht hinreichend durchleuchtet. Jedenfalls stellte sich alsbald heraus, dass die Shanghai Yiqian Trading Co. Ltd. die rund 20 Millionen Euro überhaupt nicht besaß, die sie für den Hahn geboten hatte. Damit hatte sie seinerzeit die HNA Group und ihre Partner aus Deidesheim aus dem Feld geschlagen.

HNA und ADC werden nun eine Betreibergesellschaft bilden, an der Englert nicht mehr federführend beteiligt sein wird, sondern der ehemalige Hahn-Manager Christoph Götzmann.

HNA nimmt 82,5 Prozent

Der nominale Kaufpreis für den Hahn beträgt 15,1 Millionen Euro. Da hier aber verschiedene Posten gegenzurechnen seien, liege die zu zahlende Summe niedriger, hieß es gestern aus Kreisen der rheinland-pfälzischen Landesregierung. Von ihr wird den Planungen zufolge die HNA die 82,5 Prozent der Anteile übernehmen, die das Bundesland bisher hielt, während Hessen seine 17,5 Prozent an die ADC verkaufen wird. Die hessische Landesregierung rechnet dem Vernehmen nach mit einem „niedrigen einstelligen Millionenbetrag“.

Für den chinesische Mischkonzern HNA ist der Kauf des Flughafens Hahn kein unbedeutendes Geschäft, aber nur eines unter vielen und dazu kein wirklich großer Deal. So hat der Einstieg bei der Deutschen Bank mit einem 3,05-Prozent-Anteil die Chinesen immerhin 755 Millionen Euro gekostet, die Zahlungen für den Flughafen Hahn sind im Vergleich dazu ein kleiner Betrag.

Aber auch der Kauf von Anteilen der Deutschen Bank ist für den Konzern, der mehr als 180 000 Beschäftigte zählt, keine besondere Größenordnung. Auch dann nicht, wenn HNA – wie angekündigt – weitere Anteile kauft, dabei aber nicht die Zehn-Prozent-Marke überschreiten will. Denn allein in den vergangenen zwei Jahren hat der chinesische Konzern umgerechnet 33 Milliarden Euro für Übernahmen geboten. Eines der Hauptgeschäftsfelder des innerhalb von 20 Jahren aus der Fluggesellschaft Hainan Airlines gewachsenen Konzerns, der ein gutes Dutzend Flughäfen in China betreibt und 14 Airlines, ist nach wie vor die Luftverkehrswirtschaft. Daher ist auch die Hoffnung Englerts nicht unbegründet, mit den Chinesen einen nicht nur finanzstarken, sondern auch mit den Besonderheiten des Passagier- und Frachtfluggeschäftes bestens vertrauten Investor gefunden zu haben. Zudem ist Hainan Airlines zwar die größte mehrheitlich private Fluggesellschaft in China. Ihre Beziehungen zu den Banken in staatlicher Hand gelten aber als ausgesprochen belastbar, was die Kreditlinien betrifft.

Im Ausland hat der HNA-Konzern jüngst kurz nach dem Kauf des Schweizer Catering-Anbieters Gategroup auch die Kontrolle beim französischen Konkurrenten Servair übernommen. Damit haben die Chinesen die Lufthansa-Tochter LSG Sky Chefs von Platz eins der Luftfahrt-Caterer weltweit verdrängt. Zugleich wechselte der in Frankfurt ansässige Ferienflieger Condor nach gut 50 Jahren von den Sky Chefs zur Gategroup, weil man sich nicht mehr über die Abrechnungsmodalitäten hat einigen können, wie es hieß. Es ging also ums Geld.

Im Portefeuille der HNA finden sich außerdem Beteiligungen an den Fluggesellschaften Aigle Azur in Frankreich, der Azul in Brasilien und der ghanaischen Africa World Airways. Der Schweizer Bodenabfertiger Swissport gehört ihr ebenfalls. Und die chinesische Gruppe ist zudem Betreiber der Hotelketten NH Hotels und Carlson. HNA hat also enormen Appetit vor allem im Luftverkehrs- und Touristikgeschäft.

Dem Vernehmen nach sind für den Hahn erst einmal drei Fracht- und drei Passagierflüge in der Woche von und nach China geplant. Der Hahn könnte nach Englerts Vorstellungen auch zu einem Ausbildungszentrum für chinesische Verkehrspiloten werden. Die vorhandenen Wartungskapazitäten ließen sich von chinesischen Airlines nutzen. Und schließlich klingt auch die Idee des ehemaligen rheinland-pfälzischen Wirtschaftsstaatssekretärs von der SPD nicht unplausibel, Mechanik und Elektronik aus chinesischer Produktion im Hunsrück endmontieren zu lassen, um sie mit dem begehrten und verkaufsfördernden Label „Made in Germany“ zu versehen. Grundstücke am Flughafen Hahn hat die ADC schon erworben. Ungeachtet dessen hat Englert von Beginn an keinen Zweifel daran gelassen, dass man den Hahn nicht von heute auf morgen in die Gewinnzone bringen kann. Der Mann, aus dem Jahrgang 1947, rechnet vielmehr mit einem Zeitraum von 15 Jahren, bis auf dem Hahn wirklich Geld verdient wird.