Finanzen

Hauck & Aufhäuser hat wieder einen echten Chef

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Eine Hauck & Aufhäuser-Filiale in der Frankfurter Innenstadt

Das Frankfurter Bankhaus Hauck & Aufhäuser wurde über Jahre von drei Partnern geführt. Das hat nun ein Ende. Der neue Chef kennt das Haus bestens.

Seit Michael Schramm im Sommer 2012 als Sprecher der Geschäftsführung von Hauck & Aufhäuser abrupt ausgeschieden ist, hat die traditionsreiche Privatbank keinen echten Chef mehr gehabt. Vielmehr führten drei mehr oder weniger gleichgestellte Partner die Bank. Dieser Zustand ist jetzt beendet. Der neue Eigner, die chinesische Beteiligungsgesellschaft Fosun, hat am Mittwochabend Michael Bentlage zum persönlich haftenden Gesellschafter und zum herausgehobenen Sprecher der Geschäftsleitung berufen.

Von Schramm ist in Erinnerung, wie er sich oft mit stolzgeschwellter Brust darstellte: Mit 100 der 300 reichsten Deutschen habe er schon mehrfach zu Mittag gegessen, Hauck habe gerade konkurrierenden Banken die besten Mitarbeiter abgeworben und die Bank Merck Finck würde gut zu Hauck passen. Sich derart „auf der Lichtung zu zeigen“, wie Schramm seinen Stil einst umschrieb, ist Bentlages Sache nicht.

Der 52 Jahre alte diplomierte Wirtschaftsmathematiker wirkt kontrolliert, strukturiert und konzentriert. Repräsentieren würde er wohl kaum als eine seiner Stärken nennen. Im Dezember, als Fosun sich auf einem rauschenden Empfang in Frankfurt vorstellte, hielt sein Partnerkollege Stephan Rupprecht die Begrüßungsrede.

Der 54 Jahre alte Rupprecht bleibt dem Bankhaus erhalten, aber entschieden wird künftig nicht mehr im Dreier-Konsens. Vielmehr wird Bentlage die Richtung vorgeben. Dank des starken Eigners Fosun kann Hauck alle Geschäftsfelder intensivieren, auch mit Zukäufen wachsen und damit eine Größe erreichen, die erforderlich ist, um mehr Effizienz und Profitabilität zu erreichen.

Seit 2009 bei Hauck

Bentlage ist zuzutrauen, dass er das Effizienzziel, bis 2020 nur noch 80 Cent für einen Euro Ertrag aufzuwenden, akribisch verfolgen wird. In seiner Berufslaufbahn zumindest scheute er sich nicht, auch einmal einen Schritt zurück zu machen, um die Grundlagen zu schärfen.

Bentlage begann als Wertpapieranalyst in der Privatbank Trinkaus, war dann einer von damals nur fünf Portfoliomanagern der Allianz (noch ohne Pimco) in München und ging von dort zurück in die Wertpapieranalyse zur Bayerischen Hypobank. Für die Fondsgesellschaften Activest und Bayerninvest arbeitete er als Geschäftsführer, bevor er im Oktober 2009 als Partner zu Hauck wechselte. Dort verantwortet er die Geschäftsfelder Kapitalmarkt und institutionelle Kunden.

Fosun könnte noch mehr verändern

Lange war Hauck im Niedergang. Aber gerade Bentlage nutzte im vergangenen Jahr das neue Leben, das Fosun dem Bankhaus mit Kapital und Kontakten einhauchte. Bentlage steht für die Expansion, die im Wertpapierhandel (Designating Sponsoring), im Verkauf von Wertpapierstudien über kleinere deutsche Aktiengesellschaften in Amerika und Europa und im Fondsverwahrgeschäft durch den Zukauf von Sal. Oppenheim in Luxemburg gelang.

Fosun könnte noch mehr verändern, vielleicht die ungewohnte Rechtsform der Kommanditgesellschaft auf Aktien. Denkbar ist, dass Hauck in eine „normale“ Aktiengesellschaft umgewandelt wird, Bentlage dann Vorstandsvorsitzender und Rupprecht Vorstandsmitglied wird.

Der Dritte im Bunde, der als einziger persönlich haftender Gesellschafter seit 2010 gegenüber Bentlage und Rupprecht sogar etwas hervorgehobene Jochen Lucht, wird diesen Weg nur noch kurz begleiten. Der für die Informationstechnik verantwortliche Lucht wird Hauck spätestens mit Ende seines im Januar 2018 auslaufenden Vertrags verlassen. Ein Nachfolger wird gesucht.