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Bei der Stada-Hauptversammlung geht es hoch her

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Der neue Stada-Vorstandschef Matthias Wiedenfels will die Performance verbessern und die Aktionäre milde stimmen.

Bei der Hauptversammlung des Pharmakonzerns Stada geht der Machtkampf in die Endrunde. Die gegenseitigen Vorwürfe sind mannigfaltig.

Bei der Hauptversammlung des Pharma-Konzerns Stada ist es zu einem heftigen Schlagabtausch gekommen. Vor der Kampfabstimmung um die Neubesetzung des Aufsichtsrats überzogen sich der Großaktionär Active Ownership Capital (AOC) und der amtierende Aufsichtsratschef Martin Abend am Freitag in Frankfurt gegenseitig mit scharfen Vorwürfen.

Abend und sein Stellvertreter Carl Ferdinand Oetker hätten in ihrer Kontrollfunktion über Jahre versagt, sagte der AOC-Mitbegründer Florian Schuhbauer, der die Abwahl sämtlicher sechs Kapitalvertreter in dem neunköpfigen Kontrollgremium betreibt. In dem schlecht geführten Unternehmen hätten sie unter dem inzwischen ausgeschiedenen Vorstandschef Hartmut Retzlaff „Gehaltsexzesse und Vetternwirtschaft“ geduldet. „Abend und Oetker können nicht Teil des Neuanfangs sein, denn sie sind Teil des alten Systems“, sagte er.

Schuhbauer versicherte, dass AOC langfristig orientiert sei und das Unternehmen als Ankerinvestor in die Zukunft führen wolle. Er stellte den Aktionären schnelle Sparerfolge und mittelfristig eine starke Wertsteigerung in Aussicht. „AOC will Stada nicht zerschlagen“, erklärte ein weiterer Vertreter der Beteiligungsgesellschaft, die nach eigenen Angaben rund 7 Prozent der Stada-Aktien kontrolliert.

Abend setzte sich gegen Abwahl zur Wehr

Der amtierende Chef-Kontrolleur Abend setzte sich gegen seine Abwahl zur Wehr und bezweifelte seinerseits die Unabhängigkeit der von AOC benannten Kandidaten für den Aufsichtsrat. Er zitierte Einschätzungen, die eine Nähe zum Pharma-Riesen Novartis nahelegten. Zudem warnte Abend die Aktionäre davor, die Kapitalvertreterseite im Aufsichtsrat komplett auszutauschen. „Dies würde einen kompletten Verzicht auf Kontrolle und Erfahrung bedeuten.“

Man müsse den aktivistischen Aktionären dankbar sein, sagte hingegen Peter Barth, Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW): „Stada ist aus seinem Dornröschenschlaf wach gerüttelt worden, nicht wachgeküsst.“ Der Aktionärsschützer verlangte andererseits vom Großaktionär AOC die Offenlegung der eigenen Interessen. Die Gesellschaft trete als „selbst ernannter weißer
Ritter mit geschlossenem Visier“ auf, sodass nicht einmal ausgeschlossen werden könne, dass dahinter ein Konkurrent stehe.

Die DSW lehnte den Komplettumbau des Aufsichtsrats ab und bezweifelte ebenfalls die Unabhängigkeit der von AOC benannten Kandidaten. Möglicherweise sei mit ihnen bereits die Abwahl des Vorstands und der weiteren Unternehmensführung verabredet worden, mutmaßte Barth.

Rekordbeteiligung bei der Hauptversammlung

Der seit Wochen öffentlich ausgetragene Konflikt hatte zu einer Rekordbeteiligung bei der Hauptversammlung geführt, die noch am Freitag entscheiden sollte. Im Frankfurter Messe-Congresscentrum waren 57,05 Prozent des Kapitals vertreten, wie die Versammlungsleiterin Karin Arnold mitteilte. Bei früheren Aktionärstreffen waren höchstens 37 Prozent der Anteile präsent. Auf Antrag mehrerer Gesellschafter mussten sich die Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat einzeln von den Eigentümern für das Geschäftsjahr entlasten lassen – auch dies zeigte das Misstrauen vieler Aktionäre gegenüber den Führungsspitzen.

Der neue Chef des Herstellers von Nachahmermedikamenten (Generika) und medizinischen Markenartikeln betonte die Eigenständigkeit des Unternehmens aus Bad Vilbel bei Frankfurt. „Unser Geschäftsmodell ist kerngesund. Stada braucht sich nicht neu zu erfinden“, sagte der erst wenige Wochen amtierende Vorstandsvorsitzende Matthias Wiedenfels.

Selbstkritisch merkte er an, dass Stada in der Vergangenheit sein Potential nicht voll ausgeschöpft habe. Man sei nicht transparent genug und zu hierarchieorientiert gewesen.

Wiedenfels stellte den Aktionären einen Wachstumskurs vor, der neue Vertriebsregionen und Produktfelder erschließen soll. Er wiederholte die jüngst angehobene Mittelfristprognose bis 2019, derzufolge der Umsatz um 22 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro wachsen soll. Der Konzerngewinn soll um 51 Prozent auf 250 Millionen Euro steigen.