Gesellschaft

Auch der Schwarzwald ist gefährlich

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Sonne, weiches Gras und Urlaub: Diese Idylle im Schwarzwald wird gestört von der Gefahr, die von Zecken ausgeht.

Blutsauger scheinen die großen Gewinner des Klimawandels zu sein. Reisemediziner warnen deshalb: Gesundheitsgefahren für Touristen steigen – und das auch direkt vor der eigenen Tür.

Als reiche es nicht, dass die Angst vor Terror einem die Lust aufs Reise vermiesen kann, kommen nun auch noch Reisemediziner und warnen: Der Klimawandel birgt steigende Gesundheitsrisiken fur Touristen – weltweit. Am besten, so der naheliegende Gedanke, besucht man also jetzt im Sommer den Bauernhof im Schwarzwald oder das Wellnesshotel im Allgäu. Sicher ist sicher.

Doch als wirklich gute Idee wertet Professor Martin Haditsch von der Internationalen Gesellschaft fur Reisemedizin selbst diese Ziele nicht: „Funfzig Prozent der in Deutschland erworbenen Fruhsommer-Meningoenzephalitis-Fälle durch Zeckenbisse sind mittlerweile bedingt durch Binnentourismus. Soll heißen, es trifft den Berliner, der im Schwarzwald seine Ferien verbringt.“

Zeckengrenze auf 1600 Meter verschoben

Bei einer Fruhsommer-Meningoenzephalitis (FSME) gelangt mit dem Zeckenbiss ein Virus in die Blutbahn des Menschen und verursacht eine Entzundung im Gehirn. Die kann zu Lähmungen oder, im schlimmsten Fall, zum Tod fuhren. Fruher traf sie vor allem Bauern, Landarbeiter und Forster. „Doch durch den Klimawandel breiten sich die infizierten Zecken immer mehr im Norden und in großeren Hohen aus“, sagt Haditsch. Noch vor einigen Jahren sei man davon ausgegangen, dass FSME in Gefilden uber 1000 Metern nicht ubertragen werden konne, weil Zecken dort nicht uberlebten. Heute habe man die Grenze auf rund 1600 Meter verschoben. Sprach man einst von gefährdeten Bezirken mit infizierten Zecken, redet man heute von ganzen Risikoregionen.

uberhaupt scheinen Blutsauger und Moskitos die Gewinner des Klimawandels zu sein – ihr Lebensraum erweitert sich. Zunehmend werden Erkrankungen, die man nur aus den Tropen oder aus heißen Gefilden kannte, auch in Kroatien, Madeira oder Italien auf den Menschen ubertragen. In Haditschs Schilderungen fällt immer wieder der Begriff des Denguefiebers, einer Fiebererkrankung mit ähnlichen Symptomen wie bei einer Grippe.

Denguefieber wird von Mucken ubertragen, die ursprunglich nur in den Tropen lebten. Doch ebenso tritt das von Moskitos ubertragene Chikungunya-Virus nun in Urlaubsregionen wie der Dominikanischen Republik auf: „Durch die klimatische Erwärmung dehnen sich uberdies die ubertragungsgebiete der Malaria in großere Hohen und in nicht-tropische Gebiete aus.“ Gesundheitsgefahren lauern plotzlich an Orten, die man fur sicher hielt.

„Man kann immer noch uberall hinfahren“

Damit ein Erreger an einem neuen Ort Fuß fassen kann, mussten mehrere Faktoren zusammenkommen, erklärt Haditsch. Es braucht am Ort eine Bevolkerung, die empfänglich fur den Erreger ist, sprich Menschen, die nicht immun sind. Reisende zählen dazu. Außerdem muss der uberträger, also die Mucke oder der Blutsauger, in der Region heimisch geworden sein. Dazu trägt der Massentourismus bei. Infizierte Mucken konnen wunderbar in Koffern, Mitbringseln oder dem Flugzeug mitreisen. Aber vor allem – und hier kommt der Klimawandel ins Spiel – muss die Temperatur am neuen Ort so sein, dass das Tier mitsamt dem Virus uberleben kann.