Europäische Union

Pew-Meinungsumfrage: Europäer sehen EU positiver

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Dank der verbesserten wirtschaftlichen Lage hat sich die Meinung der Bürger zur Europäischen Union verbessert. Auch die Deutschen finden sie mehrheitlich gut. EU-Ablehnung kommt dabei meist Populisten zu Gute.

Nach Jahren sinkender Zustimmung zur Europäischen Union hellt sich in der Bevölkerung der sechs großen Mitgliedsländer das europapolitische Meinungsklima wieder auf. Nach einer neuen Umfrage des amerikanischen Meinungsforschungsinstituts Pew haben in diesem Frühjahr 61 Prozent der Befragten eine positive Meinung von der EU. Vor zwei Jahren waren es nur 52 Prozent gewesen. Die höheren Zustimmungswerte hängen eng mit der sich bessernden Wirtschaftslage zusammen: 46 Prozent der Befragten äußerten die Auffassung, dass die Wirtschaft von der Wirtschaftsintegration in der EU, also vom Binnenmarkt, profitiert habe. Ganz unter dem Eindruck der Euro-Krise waren 2013 lediglich 32 Prozent der Befragten dieser Ansicht.

Allerdings sind große Teile der europäischen Öffentlichkeit noch immer der Meinung, dass die wirtschaftlichen Bedingungen in ihren Ländern schlecht seien. Für die Umfrage wurden Tausende Bürger in Deutschland, Frankreich, Italien, Polen, wo die Zustimmung zur EU am größten ist, sowie in Spanien und im Vereinigten Königreich befragt. In Deutschland haben 58 Prozent der Befragten eine positive Meinung von der EU. Drei Viertel der Deutschen bewerten die wirtschaftliche Lage als gut- dagegen sind nur zwölf Prozent der Italiener mit Blick auf ihre Wirtschaft dieser Auffassung. Dennoch haben zwei Drittel eine positive Meinung von der EU.

Angesichts der Erfolge euroskeptischer, -kritischer und antieuropäischer Parteien sind die Bürger auch zu ihrer Haltung zu sogenannten nichttraditionellen Parteien gefragt worden. In vier Ländern wurde der Aufstieg dieser Parteien positiv bewertet, weil sie wichtige Themen aufgriffen, welche die traditionellen Parteien (angeblich) ignorierten. In einigen Ländern, so in Spanien und im Vereinigten Königreich, wurde er ausgesprochen positiv bewertet. In Deutschland waren fünfzig Prozent der Befragten dieser Auffassung. In Frankreich, wo der rechtsextreme Front National beachtliche Erfolge erzielt hat, war eine Mehrheit (63 Prozent) allerdings der Auffassung, die euroskeptischen Parteien seien eine schlechte Sache für das Land.

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In Frankreich, Deutschland und im Vereinigten Königreich sind die Unterstützer nichttraditioneller Parteien besonders auf der politischen Rechten angesiedelt, in Spanien und in Italien sind die Anhänger linksorientiert. In den vier Euro-Ländern Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien will ein Viertel bis ein Drittel (Italien) der Befragten zur alten Währung zurück.

Bemerkenswert sind einige länderspezifische Charakteristika, welche die Meinungsforscher herausgefunden haben. So gründet der Erfolg der linkspopulistischen Podemos-Bewegung in Spanien auf einem verbreiteten Wirtschaftspessimismus und großer EU-Skepsis. Nur 42 Prozent der Podemos-Anhänger haben eine positive Meinung von der EU. Und nur dreißig Prozent von ihnen sind überzeugt, die Teilnahme an der Wirtschaftsintegration habe der spanischen Wirtschaft genutzt.

Briten wollen mehrheitlich in der EU bleiben

In Frankreich ist wiederum der antieuropäische Front National Hauptprofiteur der allgemeinen Unzufriedenheit und der wirtschaftlichen Malaise des Landes. 78 Prozent der Anhänger der Partei sind der Auffassung, die Integration habe der französischen Wirtschaft geschadet. 58 Prozent haben ganz generell eine negative Meinung von der EU. In Deutschland sind dagegen 59 Prozent der Befragten der Meinung, die wirtschaftliche Integration habe die deutsche Wirtschaft gestärkt.

Die jüngste Europa-Reise des wiedergewählten britischen Premierministers Cameron hat einem größeren Publikum die ungewisse Zukunft Großbritanniens in der EU vor Augen geführt – Stichwort „Brexit“. Spätestens 2017 sollen die Wähler im Vereinigten Königreich darüber entscheiden, ob das Land in der EU bleiben soll oder nicht. Drängt es Engländer, Waliser und Nordiren dazu, die EU zu verlassen? Nach der Pew-Umfrage nicht. Die Begeisterung für einen Austritt habe seit Camerons Ankündigung, ein Referendum abzuhalten, stetig nachgelassen. 2013 war die Bevölkerung in dieser Frage gespalten: 46 Prozent wollten bleiben, 46 Prozent sagten, das Land solle aus der EU austreten. Zwei Jahre später ist nur noch gut ein Drittel dieser Meinung, während 55 Prozent für die Fortsetzung der Mitgliedschaft sind. Insbesondere junge Leute sowie Leute mit Hochschulabschluss wollen in der Europäischen Union bleiben.