Gesellschaft

Gebärmutterkrankheit Endometriose: Wenn Regelschmerzen für Frauen zur Qual werden

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Wenn Frauen unter starken Regelschmerzen leiden, wird das selten ernst genommen. Oft aber handelt es sich um eine Endometriose – eine gefährliche Krankheit, die im schlimmsten Fall zu Unfruchtbarkeit führt.

Alle Monate wieder: Bei manchen Frauen treten während der Periode so starke Schmerzen auf, dass sie einige Tage nicht zur Arbeit gehen können. Die wenigsten ahnen jedoch, dass die Beeinträchtigung schlimme Folgen haben kann und sie sogar ein Stück Darm oder eine Niere dadurch verlieren können. Genau das ist Angelika V. aus Bad Homburg und Tanja P. aus Rüsselsheim widerfahren. Beide Frauen, die aus Angst vor beruflichen Nachteilen lieber anonym bleiben möchten, leiden an Endometriose.

Bei dieser Erkrankung sind Zellen der Gebärmutterschleimhaut in den Unterbauch gelangt und dort weiter gewachsen. Dies kann im Bauchfell geschehen, an den Eierstöcken oder „in der Tiefe“ zwischen den Organen, wie der Gynäkologe Hans-Rudolf Tinneberg erklärt, der das Endometriose-Zentrum an der Uniklinik in Gießen leitet. Das von der Stiftung Endometriose-Forschung zertifizierte Zentrum bietet die höchste Versorgungsstufe für die Erkrankung in Hessen. Noch bis zum 9. März beteiligt es sich an der internationalen „Endometriosis Awareness Week“, mit der auf die Erkrankung aufmerksam gemacht wird, die oft übersehen wird.

Bauchspiegelung bringt Klarheit über Erkankung

In Deutschland erkranken laut Tinneberg jährlich etwa 40.000 Frauen im gebärfähigen Alter neu an Endometriose – ebenso viele wie an Brustkrebs. Noch sei nicht klar, woher Endometriose komme, sagt Tinneberg, ob es von Umweltgiften, psychisch oder genetisch ausgelöst werde. Eine „andere Beweglichkeit“ der Gebärmutter führe dazu, dass Flüssigkeit nach innen statt nach außen transportiert werde. Die Schleimhautzellen könnten aber auch bei einem Kaiser- oder Dammschnitt in die Blutbahn gelangen und sich sogar in der Lunge ansiedeln.

Schmerzen bereiten die Geschwüre, weil sie den weiblichen Zyklus mitmachen, die Schleimhaut also anschwillt und abblutet. Bei Tanja P. traten die Unterleibsschmerzen mit Mitte 30 auf, als sie die Pille absetzte, um schwanger zu werden. „Anfangs dachte ich, ich habe Verstopfung“, berichtet die 37 Jahre alte Patientin. Doch irgendwann merkte sie, dass die Schmerzen immer vor der Regelblutung auftraten. Schließlich suchte sie im Internet nach möglichen Ursachen. Als sie ihre Beschwerden eingegeben habe, sei sie gleich auf Endometriose gestoßen, berichtet die Rüsselheimerin.

Sie suchte ihre Frauenärztin auf und fragte nach. Im Ultraschall konnte die zwar nichts erkennen, hielt die Diagnose aber für möglich. Sie überwies Tanja in eine gynäkologische Praxisklinik in Mainz, wo eine Bauchspiegelung Klarheit bringen sollte. Die Ärzte entdeckten tatsächlich Verwachsungen, wollten sie aber wegen der schwierigen Lage nicht selbst entfernen und schickten Tanja P. an die Uniklinik Gießen. Weil die Geschwüre in die Darmwand gewachsen waren, musste ein Stück des Organs entfernt werden.