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Wolf Biermann, Sahra Wagenknecht und die begossenen Genossen

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Jugend schützt vor Jauche nicht: Biermann, Wagenknecht und die begossenen Genossen.

Weil ja nichts so alt ist wie die Zeitung von gestern, wollen wir beim Thema Alter mal nicht so altklug sein. Aber die Politik zwingt uns schlicht dazu, es aufzugreifen. Wir meinen jetzt nicht die demographische Katastrophe. Auch nicht die Frage, bis wann sich der Austausch eines Hüftgelenks noch lohnt. Und schon gar nicht alternative Erwägungen rund um die Sterbehilfe.

Uns beschäftigt das Rätsel, warum ausgerechnet in einer dramatisch alternden Gesellschaft der Rat der Stammesältesten nicht mehr gesucht und geschätzt wird – abgesehen natürlich von den Botschaften, die gelegentlich aus den mystischen Rauchschwaden dringen, die Helmut Schmidt vor den Blicken der Sterblichen verbergen. Während die alten (!) Griechen ihre Greise noch für weise hielten, haben unsere jungen Wilden längst genug von den alten Säcken. Zum Beispiel Markus Söder (Jahrgang 1967), der Prinz Charles der CSU: Erst musste er Stoiber (1941) überleben und nun auch noch Seehofer (1949).

Aber auch die SPD-Generalsekretärin Fahimi (1967) will sich nicht länger etwas von grauhaarigen Männern sagen lassen, deren ganze Methodik „nicht mehr auf der Höhe der Zeit“ sei. (Sie meint damit allerdings nicht ihr Parteipräsidium, sondern die Wirtschaftsweisen.) Fahimi kann das leicht sagen, weil sie ihrer Zeit weit voraus ist. Ganz offenkundig befindet sie sich schon im nächsten Bundestagswahlkampf. Das belegte ihre Feststellung, die Bundeskanzlerin, immerhin Vorsitzende des Koalitionspartners, rede „groben Unfug“.

Groben Unfug! Merkel (1954) hatte vor der rot-rot-grünen Machtübernahme in Thüringen gewarnt, und da verstehen die Linken keinen Spaß, denn das ist ja die hellrote Zukunft, in die sie Arm in Arm marschieren wollen.

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Das erklärt auch, warum Sahra Wagenknecht (1969) voll des jugendlichen Zorns sagte, Wolf Biermann (1936) sei „ein alter Mann, der in der Zeit geblieben ist, in der diese Auseinandersetzungen geführt wurden“. Wagenknecht kennt sich da aus, schließlich lebt sie mit einem Herrn zusammen, auf den diese Beschreibung cum grano salis ebenfalls passt (1943). Wie übrigens auch auf ihre ganze Partei, deren Abgeordnete sich brav im Bundestag von Biermann mit „Gülle“ (so Wagenknecht) übergießen ließen.

Da sieht man einmal wieder, dass Jugend nicht vor Jauche schützt. Schön blöd, Genossen! Ist halt nicht jeder so schlau wie die Enkelin von Rosa Luxemburg, die genau gewusst hat, dass diese singende Altlast den Jaucheeimer mitbringen würde. Da liest man doch lieber in der Bundestagskantine bei einem Hummersalat noch einmal ganz in Ruhe das Kommunistische Manifest. Biermann aber wird die Rote Sahra beim Ausschütten garantiert vermisst haben. Wie sagt doch der Volksmund: Alter Hass und junge Weiber sind die besten Zeitvertreiber.

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