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Wochenausblick: Börsen vor der Woche der Wahrheit

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Eine Flut von Konjunkturdaten und Firmenbilanzen wird die Aktienanleger in der neuen Börsenwoche in Atem halten. Hinzu kommt noch die mit Spannung erwartete EZB-Sitzung am Donnerstag.

Die überraschend gelockerte japanische Geldpolitik hat dem deutschen Aktienmarkt am vergangenen Freitag kräftig Auftrieb gegeben. Der Dax kletterte um 2,3 Prozent auf 9326,87 Punkte und schloss zum vierten Mal in Folge im Plus. Auf Wochensicht ergab das einen Gewinn von 3,77 Prozent.

Die Geldpolitik könnte den Anlegern auch in dieser Woche die Kastanien aus dem Feuer holen. „Nach dem Ende der Anleihenkäufe der Fed tritt nun die Bank of Japan geldpolitisch aufs Gaspedal“, sagte Analyst Jens Klatt von DailyFX. Damit seien die Wünsche und Hoffnungen vieler Anleger erfüllt worden, die auf eine weitere Unterstützung der Aktienmärkte durch die Währungshüter gesetzt hätten.

Das erscheint umso wichtiger, als die Geschäftszahlen der deutschen Konzerne in der laufenden Berichtssaison bislang nur bedingt überzeugen konnten. Vor allem Deutschland stehe nun vor einer „Woche der Wahrheit“, betonte Aktienstratege Carsten Klude von MM Warburg. Alles drehe sich um die Frage, ob die schwachen Konjunkturdaten für den August dem späten Beginn der Schulferien geschuldet und damit nur ein Ausrutscher seien, betonte Klude.

EZB-Sitzung am Donnerstag

Die japanische Notenbank kauft jetzt für noch mehr Geld als bisher Staatsanleihen sowie riskantere Finanzinstrumente, was Kurssprünge an den Börsen ausgelöst hatte. „Die Ausweitung der Anleihekäufe ist sehr ungewöhnlich und zeigt gut auf, wie angeschlagen die wirtschaftliche Situation in Japan sein muss“, sagte Händler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel &amp- Hafner. Gerade mit Blick auf das Zurückziehen der Fed aus der expansiven Geldpolitik sei dieser große Schritt nicht erwartet worden. „Jetzt ist auch wieder den Spekulationen rund um die weitere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) Tür und Tor geöffnet.“

Die Europäische Zentralbank wird am Donnerstag ihre neusten geldpolitischen Beschlüsse verkünden. Nach all den Aktionen in den vergangenen Monaten werde die Notenbank diesmal zwar vermutlich Ruhe bewahren, schrieb Analyst Christian Apelt von der Landesbank Helaba. Gleichwohl werde EZB-Präsident Mario Draghi die Tür für weitergehende Maßnahmen offen halten. Auch Konjunkturdaten aus Deutschland könnten nach Meinung von Apelt in der neuen Woche die Wachstumssorgen der Anleger dämpfen. Der Analyst verwies dabei auf die Auftragseingänge aus der Industrie am Donnerstag sowie die Daten zur Industrieproduktion am Freitag.

Amerikas Arbeitsmarktbericht am Freitag

Ebenfalls zum Wochenschluss werden Daten zur Beschäftigung in den Vereinigten Staaten die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich ziehen. „Ein weiterhin robuster Arbeitsmarkt im Oktober dürfte das Thema Zinswende am Köcheln halten“, meinte Apelt. Derzeit fragen sich die Anleger, wann die Fed den Leitzins erhöhen und damit die Konjunkturhilfen weiter zurückfahren wird. Enttäuschende Jobzahlen könnten die amerikanische Notenbank dazu bewegen, ihre geldpolitischen Zügel eher später als früher anzuziehen.

Bereits einen Tag zuvor wird der Arbeitsmarkt-Dienstleister ADP Zahlen zur Beschäftigung im Privatsektor präsentieren und damit schon einmal einen Hinweis auf den Jobreport am Freitag liefern. Bei ihren Entscheidungen wird die Fed jedoch auch andere wichtige Konjunkturdaten beachten. So steht in der neuen Woche vor allem der ISM-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe am Montag auf der Agenda.

Die Woche der Dax-Bilanzen

Hierzulande gewinnt die Berichtssaison für das dritte Quartal an Fahrt. Laut Commerzbank-Analyst Markus Wallner sind die Ergebnisse bislang eher durchwachsen ausgefallen, wobei die M-Dax-Unternehmen bis jetzt ein wenig mehr überzeugt hätten als die größeren Dax-Konzerne. Dabei hätten die Währungsverluste die Unternehmensresultate dank des schwächeren Euro zwar bis jetzt weit weniger belastet als in den vorangegangenen Quartalen. Die gemischten Ergebnisse sollten jedoch momentan kaum eine breite Unterstützung für den deutschen Aktienmarkt bieten.

Der Donnerstag wird mehr Klarheit schaffen. Diesen Tag sollten sich Anleger schon jetzt rot im Kalender anstreichen – und zwar nicht nur wegen der Sitzung der EZB. Denn dann legen alleine acht Unternehmen aus dem Dax ihre Quartalszahlen vor. Es sind der Sportartikelhersteller Adidas, der Konsumgüterproduzent Beiersdorf, die Commerzbank, die Deutsche Telekom, HeidelbergCement, der Spezialchemiekonzern Lanxess, der Rückversicherer Munich Re und der Elektrokonzern Siemens. Daneben öffnen etwa der Flughafenbetreiber Fraport und der TV-Konzen ProSiebenSat.1 ihre Bücher.

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