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Japans Ministerpräsident Taro Aso will Casinos erlauben

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Der stellvertretende Ministerpräsident Taro Aso will mit Glücksspiel das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Das Parlament dürfte jetzt die notwendigen Gesetze schneller beschließen.

Der stellvertretende japanische Ministerpräsident Taro Aso hat sich dafür ausgesprochen, Tourismus und Wirtschaftswachstum in dem ostasiatischen Land zu fördern, indem künftig Casinos erlaubt werden. „Es stimmt, dass Casinos geholfen haben, den Tourismus zu beleben“, sagte Aso am Freitag in Tokio. Er betonte, wie wichtig es sei, bei der Gesetzgebung sicherzustellen, dass mit dem Glücksspiel keine Rechts- und Sicherheitsprobleme geschaffen werden. Die Aussagen Asos, der auch Finanzminister ist, deuten darauf hin, dass die Regierung in Tokio eine Gesetzesinitiative mehrerer Abgeordneter unterstützen wird, bis 2020 Casinos in Japan zuzulassen. Mit Unterstützung der Regierung dürfte sich der Gesetzgebungsprozess deutlich beschleunigen.

Spätestens 2020, wenn die Olympischen Sommerspiele in der japanischen Hauptstadt Tokio eröffnet werden, soll es nach den bisherigen Plänen mindestens drei Casinos, eingebettet in größere Vergnügungs- und Kongresszentren geben. Ministerpräsident Shinzo Abe sehe in der Vergnügungsindustrie mit Casinos einen Beitrag zur Wachstumsstrategie seiner Regierung, heißt es in Tokio. Nach der Unterstützung durch Aso könnte das Parlament in Tokio noch in diesem Jahr grundsätzlich den Weg dafür frei geben. Ein entsprechender Gesetzentwurf ist von einem fraktionsübergreifenden Bündnis von mehr als 200 Parlamentsabgeordneten bereits im Dezember 2013 eingebracht worden.

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Einnahmen von 15 Milliarden Dollar erwartet

Toru Mihara, Direktor des Instituts für Unterhaltungsindustrie an der Universität für Handel in Osaka sagte, nach einer Entscheidung des Parlaments könnte die Regierung schon 2016 entscheiden, wie viel und wo es die neuen „integrierten Orte“ mit Casinos, Hotels und Kulturangeboten geben soll. Nach gegenwärtiger Rechtslage sind Casinos in Japan verboten. Zwar gibt es Pferde- und Sportwetten, auch Lotto. Besuchern fallen in Japan aber vor allem die weit verbreiteten Pachinko-Spielhallen auf. 15.000 gibt es, bis in die abgelegenen Kleinstädte in der Provinz hinein. Der Nachteil: Beim Pachinko können Spieler – offiziell – nur Sachpreise, aber kein Geld gewinnen.

Japaner, die es zum Glücksspiel an den Karten- oder Roulettetisch zieht, müssen in die Spielparadiese Singapur und vor allem im früher portugiesischen Macau, notfalls auch nach Südkorea ausweichen. In Macau meldeten die Casinos im vergangenen Jahr Einnahmen von 44 Milliarden Dollar, in Singapur – das 2010 Casinos einführte – waren es 6 Milliarden Dollar. In den Vereinigten Staaten, dem größten Glücksspielmarkt der Welt, beliefen sie sich auf 64 Milliarden Dollar. Japan kann nach Schätzungen der Investmentbank Goldman Sachs mit 15 Milliarden Dollar rechnen.

Angst vor Spielsucht

Japans Casinos werden sich nach Ansicht Miharas von ihren Wettbewerbern in Macau und in Singapur unterscheiden. In beiden Städten kommen die Spieler größtenteils aus dem Ausland. In Macau sind es zu mehr als 95 Prozent Besucher vom chinesischen Festland. Macau gehört zwar seit 1999 zur Volksrepublik, hat sich aber als Sonderwirtschaftszone einen besonderen Status bewahrt, weil nur dort das Glücksspiel legal ist. 2013 machten die mehr als 30 Casinos in der früheren portugiesischen Kolonie sechs Mal so viel Umsatz wie Las Vegas. Auch in Singapur spielen vor allem Besucher aus China und aus den südostasiatischen Nachbarländern Karten und Roulette. „Der japanische Markt wird in erster Linie für Japaner da sein, ausländische Besucher werden hier eine schwächere Rolle spielen“, meint Professor Mihara.

Er rechnet damit, dass 80 Prozent der Casinobesucher Japaner, 20 Prozent Ausländer sein werden. Dagegen wehren sich aber viele Abgeordnete der Regierungspartei LDP. Sie würden den Besuch von Casinos lieber allein den Ausländern erlauben, Einheimische aber weiter vom Glücksspiel fernhalten. Japaner, sagen sie, sind offenbar eher gefährdet als andere, spielsüchtig zu werden. Mit 5,9 Prozent der Bevölkerung, die als süchtig nach Glücksspiel sind, liege Japan fünf- bis sechsfach über dem internationalen Durchschnitt.

Erste Interessenten melden sich schon

Wie groß die Industrie das wirtschaftliche Potential von Casinos in Japan einschätzt, zeigt die Liste der Unternehmen, die bereits Interesse bekundet haben, Spielstätten zu eröffnen. Der Vorstandschef der amerikanischen MGM Resorts International aus Las Vegas, James Murren, sagte der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo kürzlich, sein Unternehmen sei bereit mehr als 1 Billion Yen zu investieren, um in Japan „das beste Casino-Ressort der Welt“ zu bauen. In Tokio soll das Casino möglicherweise im bekannten alten Fischmarkt Tsukiji untergebracht werden, der in den kommenden Jahren verlagert wird. Auch die Universal Studios aus Osaka sind bereits interessiert. Sie wollen sich um die Lizenz bewerben, ein Casino zu betreiben.