Wirtschaft

Amerikanische Notenbank: Die Fed sieht keine Eile für Zinserhöhungen

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Amerika lebt seit Dezember 2008 mit dem Nullzins. Die Fed debattiert eine Normalisierung, will sich damit aber Zeit lassen. Im Oktober enden erst einmal die Anleihekäufe.

Die amerikanische Notenbank Federal Reserve debattiert intensiv eine Normalisierung der Geldpolitik, will sich damit aber noch Zeit lassen. Diesen Eindruck hat die Fed-Vorsitzende Janet Yellen am Mittwoch in der Pressekonferenz nach der Sitzung des Offenmarktausschusses vermittelt. Mit 14 der 18 Mitglieder des Offenmarktaussschusses erwartet eine große Mehrheit die Abkehr vom Nullzins und die erste Zinserhöhung erst 2015. Erst für Ende 2017 sehen die Geldpolitiker im Mittel ihrer Prognosen einen neutralen Zinssatz von rund 3,8 Prozent.

Trotz heftiger Spekulationen an den Finanzmärkten bleibt damit auf kurze Sicht die expansive geldpolitische Linie bestehen. Die Fed signalisierte wie erwartet, die Käufe von Staatsanleihen und hypothekenbesicherten Wertpapieren im Oktober einzustellen. Vorerst werden die Käufe von 25 Milliarden auf 15 Milliarden Dollar im Monat reduziert. Zugleich sicherte der Ausschuss zu, den Leitzins auch nach dem Ende der Anleihekäufe „für eine beträchtliche Zeit“ nahe Null Prozent zu halten. Die Fed sieht weiter eine moderate Erholung der amerikanischen Wirtschaft bei einer großen Unterauslastung der Kapazitäten am Arbeitsmarkt.

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Yellen betonte, dass jede Abkehr von der Nullzinspolitik von der wirtschaftlichen Entwicklung abhänge. Die Normalisierung der Geldpolitik stehe nicht unmittelbar bevor, sie könne schneller oder später erfolgen als derzeit erwartet. „Es ist wichtig, dass die Märkte erkennen, dass es Unsicherheit gibt“, sagte Yellen. Es gebe kein Versprechen einer Nullzinspolitik für eine bestimmte Zeit. Zugleich aber betonte die Fed-Vorsitzende, dass die Arbeitslosenquote mit 6,1 Prozent immer noch weit höher liege als die als normal betrachteten 5,2 bis 5,5 Prozent.

Infografik / Entwicklung der Leitzinsen / 2014 09 04 Entwicklung der Leitzinzen, September 2014

Die Mitglieder des Offenmarktausschusses erwarten eine solche Normalisierung am Arbeitsmarkt erst für das Jahresende 2016. Für die kommenden beiden Jahre rechnen sie im Mittel mit einer Wachstumsrate von etwa 2,8 Prozent, nach 2,1 Prozent in diesem Jahr. Yellen interpretierte diese Prognosen so, dass noch für einige Zeit eine stimulierende Geldpolitik notwendig sei, um zu einem stabilen Wirtschaftswachstum zu kommen.

Nach den Erwartungen der Fed-Mitglieder wird der Leitzins Ende 2015 im Mittel 1,4 Prozent betragen, Ende 2016 etwa 2,9 Prozent und Ende 2017 rund 3,8 Prozent. Damit ginge die Fed schneller voran als an den Märkten erwartet. Dort wird für Ende 2016 noch ein Leitzins von weniger als 2 Prozent gesehen. Yellen legte die Fed nicht fest, ob künftige Zinserhöhungen graduell in Trippelschritten von 0,25 Prozentpunkten oder aggressiver erfolgen würden. Das gelte es zu entscheiden, wenn die Zeit gekommen sei, sagte Yellen.

Der Dollar wurde nach der Fed-Entscheidung und während Yellens Pressekonferenz stärker gehandelt. Der Kurs zum Euro fiel zeitweise von rund 1,2960 auf 1,2850 Dollar je Euro. An der Wall Street wurde die Entscheidung positiv aufgenommen. Der Dow-Jones-Index legte zeitweise fast 90 Punkte zu, ging aber nur mit einem Plus von 0,15 Prozent mit 171.567 Punkten aus dem Handel.

Zwei Gegenstimmen

Die Entscheidung des Offenmarktausschusses fiel mit zwei Gegenstimmen. Die regionalen Fed-Präsidenten Richard Fisher (Dallas) und Charles Plosser (Philadelphia) halten schnellere Zinserhöhungen für nötig als der Ausschuss sie derzeit signalisiert. Das ist ein Signal, dass die Debatte über die Normalisierung in der Fed an Fahrt aufnimmt. Yellen erklärte, sie halte zwei Gegenstimmen nicht für ungewöhnlich.

31034526 Die amerikanische Notenbank in Washington DC

Inflationsdruck sieht die Fed weiter nicht. Im August sank der Verbraucherpreisindex zum ersten Mal seit April 2013 und zwar um 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat. Ausschlaggebend waren niedrigere Energiepreise. Die jährliche Inflationsrate fiel von 2 auf 1,7 Prozent. Das entspricht in etwa dem Zielwert der Fed von 2 Prozent, wobei dieser auf den Preisindex der persönlichen Konsumausgaben fokussiert.

Der lange Nachlauf der quantitativen Lockerung

Mit dem absehbaren Ende der Anleihekäufe im Oktober endete die dritte Runde der sogenannten quantitativen Lockerung, die im Herbst 2012 begann und mit der die Fed ihre Bestände an Staatsanleihen und hypothekenbesicherten Wertpapieren auf mehr als 4,1 Billionen Dollar ausgeweitet hat. Die monetäre Liquidität, die die Fed damit in das Finanzsystem gepresst hat, verliert mit dem Verzicht auf Anleihekäufe nicht ihre Wirkung. Die Anleihen im Fed-Portfolio drücken weiter auf die langfristigen Zinssätze. Erst wenn die Bestände verringert werden, nimmt die Fed den geldpolitischen Stimulus zurück.

Die Notenbank will die künftige Normalisierung der Geldpolitik aber weitgehend über die Zinspolitik und nicht über das Ausmaß der Anleihebestände in ihrer Bilanz erlangen. In einer Aktualisierung der Prinzipien der Normalisierung erklärt die Fed, dass sie die künftige Abkehr vom seit Dezember 2008 bestehenden Nullzins weitgehend über den Zinssatz steuern wolle, den sie den Banken auf die Überschussreserven von mehr als 2,5 Billionen Dollar zahlt. Die Anleihebestände sollen dabei erst schrittweise zurückgeführt werden, in dem die Fed die Erträge aus fällig werdenden Anleihen nicht wieder anlegt. Das ist nach den Worten Yellens erst zu erwarten, wenn die Fed mit der Normalisierung der Zinssätze gut vorangekommen sei. Verkäufe der hypothekenbesicherten Wertpapiere erwägt die Fed dabei nur für den Ausnahmefall.

Yellen betonte, dass ohne Verkäufe von Anleihen, die die Fed nicht plant, die Reduzierung der Fed-Bilanz auf ein normales Niveau wohl erst zum Ende des Jahrzehnts zu erwarten sei. Bis dahin wird die quantitative Lockerung nachwirken.