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Japan sucht händeringend Bauarbeiter

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Der massive Mangel an Arbeitern im Baugewerbe zwingt Japan dazu, seine sehr restriktive Einwanderungspolitik zu überdenken.

Die Regierung in Tokio befürchtet, den erwarteten Bauboom für die Olympischen Spiele in Tokio 2020 nicht bewältigen zu können, wenn sie den Arbeitsmarkt am Bau nicht öffnet. Am Freitag traf sich in Tokio nun erstmals eine Ministerrunde unter Leitung von Kabinetts-Staatsminister Yoshihide Suga, um über mögliche Maßnahmen zu beraten. Der Arbeitskräftemangel ist eine Folge des anhaltenden Baubooms in dem ostasiatischen Land. Auch drei Jahre nach dem verheerenden Tsunami im Nordosten Japans sind dort viele Bauprojekte über das Planungsstadium nicht hinausgekommen. Zudem setzt die Regierung unter Ministerpräsident Shinzo Abe wieder stärker auf staatliche finanzierte Programme zum Ausbau der Infrastruktur – die Olympischen Sommerspiele in Tokio dürften die Nach-frage nach Arbeitskräften dann so stark erhöhen, dass die Branche die Projekte nicht mehr stemmen kann.

Derzeit sind noch rund 5 Millionen Menschen in der japanischen Baubranche beschäftigt. Das sind 30 Prozent weniger als 1997. Damals, auf dem Höhepunkt staatlicher Konjunkturprogramme, waren so viele Menschen auf dem Bau beschäftigt wie noch nie. Derzeit haben vor allem die Kommunen im vom Tsunami verwüsteten Nordosten Japans Probleme, angesichts steigender Materialkosten und Arbeitskräftemangel den Wiederaufbau fristgerecht voranzutreiben.

In der Regierung wird nun überlegt, Ausbildungsprogramme für ausländische Trainees weiter auszubauen. Nach den geltenden Einwanderungsgesetzen können Ausländer– zum Beispiel aus Vietnam oder China – als „technische Trainees“ eingestellt werden. 4500 Ausländer arbeiten derzeit auf dieser rechtlichen Grundlage in der Bauindustrie, mehr als 10000 in der Textilindustrie und im Maschinenbau. Nach Angaben des Arbeitsministeriums haben zwischen 2001 und 2012 genau 42557 Ausländer an solchen Programmen in der japanischen Bauindustrie teilgenommen. Mit Vietnam gibt es seit 2013 ein Abkommen, nach dem verstärkt Auszubildende aus dem südostasiatischen Land nach Japan kommen.

In der Vergangenheit sind solche „Trainees“ in der Praxis allerdings eher als billige Arbeitskräfte eingesetzt worden, als in Japan neue Technik zu lernen. Die Praktiken kamen als Licht, nachdem sich junge chinesische Trainees wegen schlechter Arbeitsbedingungen und Hungerlöhnen selbst töteten. „Wenn wir schnell mehr Trainees zulassen, könnte das dazu führen, dass sie vor allem als billige Arbeitskräfte eingesetzt werden“, warnte deswegen ein Gewerkschaftsvertreter. Die ausländischen Auszubildenden müssen derzeit einen Teil der Kosten selber tragen, in dem auf drei Jahre angesetzten Training kann sich das leicht auf mehr als 7 Millionen Yen (rund 50000 Euro) summieren. In der japanischen Politik sperren sich starke Kräfte gegen eine offenere Zuwanderungspolitik. Auch in der Bauindustrie gibt es Stimmen, die davor warnen, die Branche könne von den ausländischen Arbeitskräften abhängig