Familie

Die Legende der jungfräulichen Geburt

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Beruht Weihnachten nicht auf einem Wunder, sondern auch simpler Biologie? Einer Studie zufolge wird jedes 200. Kind in den Vereinigten Staaten von einer Jungfrau geboren – schreibt das British Medical Journal.

Es steht schwarz auf weiß in einer Studie der University of North Carolina, die im renommierten British Medical Journal erschienen ist: „45 der befragten Frauen gaben eine Jungfrauenschwangerschaft an.“ Von diesem Ergebnis war das Forscher-Team um die Biostatistikerin Amy Herring selbst überrascht. „Zuerst dachten wir, das wäre ein Fehler. Doch es blieb dabei: Eine von 200 Schwangerschaften entstand ohne Intimkontakt“, sagte Herring dem ORF. Die jeweiligen Probanden gaben an, bis zur Schwangerschaft keine sexuellen Kontakte gehabt zu haben.

Schwangerschaften ohne Befruchtung durch einen männlichen Partner sind in der Tierwelt nicht unbekannt. Viele Insekten, Echsen und Krebse können Hormone produzieren, die eine Eizelle dazu anregen, sich zu teilen und so zu einem Organismus heranzureifen. Beim Menschen wurde dieser Prozess allerdings noch nicht beobachtet.

„Die Fragebogen-Methode birgt Risiken“

Tatsächlich gehen die Wissenschaftler auch davon aus, dass die Probanden bei der Befragung nicht ganz die Wahrheit gesagt haben. Denn unter den „schwangeren Jungfrauen“ sind besonders viele Frauen, in deren Familien es etwa aus religiösen Gründen verpönt ist, über Sex und Verhütung zu sprechen.

Das Team um Amy Herring hält es außerdem für möglich, dass manche Befragten den Begriff „Sexualverkehr“ falsch verstanden haben oder dass bei der Dateneingabe Fehler passiert sind.

„Die Fragebogen-Methode birgt immer ein gewisses Risiko“, sagt Jörn Pons-Kühnemann, Leiter der Arbeitsgruppe Medizinische Statistik an der Universität Gießen. „Dass einige Befragte nicht die volle Wahrheit sagen, kann man nicht verhindern.“ Durch geschicktes und mehrfaches Fragen könnten Wissenschaftler aber überprüfen, ob die Antworten plausibel sind. „In den Naturwissenschaften setzen wir lieber Messungen ein, die der Mensch nicht beeinflussen kann“, erklärt Pons-Kühnemann. „Aber bei bestimmten Themen sind eben nur Befragungen möglich.“

Jungfrauengeburten bleiben also, wie sie schon zu Zeiten Marias waren: ein Wunder.