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„2014 kann der Dax bis auf 9500 Punkte steigen“

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Die Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen, Gertrud Traud, rechnet mit weiter steigenden Aktienkursen. Und sie warnt vor einer Preisblase am Frankfurter Immobilienmarkt.

Sie haben in den vergangenen Jahren stets richtig gelegen bei Ihren Prognosen für den Dax. Aber bei 9000 Punkten haben Sie ihn in diesem Jahr auch nicht gesehen, oder?

Nein, obwohl wir für dieses Jahr historische Höchststände prognostiziert hatten und damit zu den Optimisten zählten – diese Marke hatten wir nicht im Visier.

Im Juli hatten Sie noch gemeint, der Deutsche Aktien-Index werde am Jahresende bei ungefähr 8200 Punkten liegen.

Im Mai hatte die amerikanische Notenbank implizit den Einstieg aus dem Ausstieg der Kaufprogramme für Staatsanleihen angekündigt. Entsprechend hatten wir für September den ersten Schritt erwartet. Dieser kam aber nicht. Ganz im Gegenteil. Die fortgesetzten Kaufprogramme lieferten weiterhin die Liquidität für Kursanstiege am Aktienmarkt.

Wie geht es denn an der Börse weiter?

Unsere Prognose für Ende 2014 veröffentlichen wir erst im November. So viel jetzt schon: So gut wie 2013 wird das Aktienjahr 2014 nicht. Allerdings ist zwischenzeitlich ein Anstieg bis auf 9500 Indexpunkte möglich.

Ist denn eine große Koalition für die Geldanleger eher gut oder schlecht?

Es erschreckt die Märkte zwar nicht. Aber der Zeitgeist geht im Moment eher Richtung mehr Staat und mehr Regulierung. Das ist natürlich für die Märkte nicht so gut. Sollten darüber hinaus Steuererhöhungen auf uns zukommen, wäre dies eine Belastung für die Aktienmärkte.

Viele Leute investieren in Aktien, weil sie die Inflation fürchten.

Falls es zu einer großen Inflation käme, wäre es schon klug, in Sachwerte investiert zu haben – und das sind Unternehmensbeteiligungen über Aktien. Sowieso gehören Aktien in jedes gut diversifizierte Portfolio. Allerdings muss man die Schwankungen an der Börse aushalten können.

Kommt es denn zu einer solchen großen Inflation?

Das glaube ich nicht. Solange wir noch die Folgen der Finanzkrise zu bewältigen haben, treten eher deflationäre Tendenzen auf. Und selbst wenn alle Folgen der Finanzkrise abgearbeitet sind, muss sich der Preistrend nicht gleich drehen. Vielleicht erleben wir ja einfach mal eine normale Welt.

Die deutsche Wirtschaft schlägt sich in all diesen Wirren vergleichsweise gut.

Ja, das stimmt. Ende 2012, Anfang 2013 kam es aber zu einer konjunkturellen Abkühlung. Das erste Halbjahr 2013 war entsprechend schwach. Jetzt läuft es aber schon wieder besser.

Und Hessen?

Hessen hat sich im ersten Halbjahr 2013 überdurchschnittlich entwickelt. Während es im ersten Halbjahr in Deutschland zu einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,3 Prozent kam, konnte Hessen mit einer Steigerung um 0,3 Prozent aufwarten. Für das Gesamtjahr erwarten wir ein Wirtschaftswachstum von mindestens 0,5 Prozent in Hessen und damit wieder leicht über dem Bundesdurchschnitt.

Wie wird es im nächsten Jahr?

Wir erwarten eine ordentliche Beschleunigung des Wachstums. Das Bruttoinlandsprodukt Hessens könnte um zwei Prozent wachsen, das ganz Deutschlands etwas weniger.

Wieso läuft denn 2014 so viel besser als 2013?

In diesem Jahr setzte sich die konjunkturelle Abkühlung aus dem zweiten Halbjahr 2012 fort. Jetzt zeigen jedoch viele Indikatoren wieder nach oben und verstärken sich gegenseitig. Außerdem verbessert sich die Lage in unseren Nachbarländern, und auch unsere Binnenkonjunktur läuft gut.

Es ist ja schön, dass die Wirtschaft Hessens in den vergangenen Jahren stets stärker gewachsen ist als die ganz Deutschlands, bloß:Warum ist das so?

Weil Hessen so toll ist! Im Ernst: Bei normalen konjunkturellen Schwankungen entwickelt sich der Dienstleistungssektor besser als die Industrie, und der Dienstleistungssektor ist in Hessen besonders stark. Dieser Teil der Wirtschaft unterliegt generell nicht so starken Schwankungen wie die Industrie.

Besonders gut geht es jedenfalls in Frankfurt der Immobilienbranche. Die Bundesbank hat in der vergangenen Woche darauf hingewiesen, dass vor allem Geschosswohnungen inzwischen überteuert sind, um bis zu 20 Prozent. Haben wir jetzt die Immobilienblase, die alle seit längerem befürchten?

Es gibt in Frankfurt definitiv Segmente des Immobilienmarktes, die überteuert sind. Das sind schon blasenhafte Entwicklungen, und man sollte nicht glauben, dass man mit jedem Investment eine positive Rendite erzielen kann. Aber die Bundesbank hat auch darauf hingewiesen, dass der Anstieg der Preise in Frankfurt weniger stark ausfiel als in anderen Großstädten, weil hier bereits vor Jahren auf den Wohnungsmangel reagiert wurde und die Bauaktivitäten angesprungen sind. Entsprechend sind nicht alle Segmente überteuert.

Wie soll man denn sein Geld anlegen in diesen schwierigen Zeiten?

Immer in einfache Produkte. Und immer breit gestreut.

Die Fragen stellte Manfred Köhler.