Wirtschaft

Tennet floppt mit Projekt Bürgerleitung

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Mit großen Erwartungen wurde das Projekt „Bürgeranleihe“ des Stromnetzbetreibers Tennet in Schleswig-Holstein gestartet. Doch nur „über 100 Haushalte“ zeichneten die dafür aufgelegte Anleihe.

Das mit großen Erwartungen gestartete Projekt „Bürgeranleihe“ des Stromnetzbetreibers Tennet hat bei den Anliegern in Schleswig-Holstein nur wenig Interesse geweckt. Trotz vieler Informationsveranstaltungen und einer einmonatigen Verlängerung der Zeichnungsfrist haben nur „über 100 Haushalte“ die eigens dafür aufgelegte Anleihe gezeichnet. Tennet bezifferte das Zeichnungsvolumen am Mittwoch auf eine Million Euro.

Zu Jahresbeginn, als das Projekt durch einen Bericht dieser Zeitung bekannt geworden war, hatte man mit 40 Millionen Euro gerechnet. In der Zwischenzeit hatten sich auch Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) und Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) dafür stark gemacht. Die Bürgerbeteiligung an der neuen, für Windstrom notwendigen Westküstenleitung in Schleswig-Holstein sollte ein Testfall für weitere ähnliche Projekte im ganzen Bundesgebiet sein.

Die mit bis zu 5 Prozent verzinste Beteiligungofferte hatte mehrere Ziele. Vor allem sollte die Akzeptanz der umstrittenen Bauprojekte verbessert werden. Auch wollte man denjenigen, die durch den Bau beeinträchtigt würden, eine Art finanzieller Kompensation ermöglichen. Deshalb war die Beteiligung auf einen Korridor um die Trasse begrenzt. Unter finanzielle Aspekten wäre es günstiger, Geld am Kapitalmarkt aufzunehmen, als Kleinstbeteiligungen von bis zu 10.000 Euro einzuwerben.

An der komplexen Konstruktion der Anleihe hatte es vielfach Kritik gegeben. Verbraucherschützer hatten von der Zeichnung abgeraten. Da eine direkte Beteiligung an der Stromtrasse aus rechtlichen Gründen nicht möglich war, musste eine Unternehmensanleihe (Hybridkapital) aufgelegt werden. Wer sie vorzeitig verkaufen will, kann das nur an der Börse tun. Tennet-Geschäftsführer Lex Hartman kündigte eine genaue Auswertung an. Nicht die Zahl der Zeichner sei wichtig, sondern „die Erweiterung unseres intensiven Dialog-Verfahrens um ein weiteres Element“.