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Ausnahmejahr für Winzer: Dominanz des Rieslings ungebrochen

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Beliebter Riesling: Das sind die Weintrends aus dem Rheingau.

Im Rheingau schreitet der Konzentrationsprozess unter den Weingütern weiter fort. Die Rebfläche nimmt sogar wieder zu. Die Winzergenossenschaften verlieren jedoch weiter an Bedeutung.

Immer weniger Winzer im Rheingau, aber deshalb nicht weniger Rebfläche. Das ist der Trend zwischen Lorch und Hochheim, der sich nach den jüngsten Erhebungen des Eltviller Weinbauamtes auch im vergangenen Jahr fortgesetzt hat. Nach der aktuellen Statistik liegt die bestockte Rebfläche bei 3213 Hektar, das sind 106 Hektar mehr als im Vergleichsjahr 2010. Die Zunahme spiegelt die gute Nachfrage der erfolgreichen Betriebe wider, von denen viele um eine Erweiterung ihrer Rebfläche bemüht sind. Die Konsequenz lässt sich an der aktuellen Statistik gut ablesen: Die großen Weingüter werden immer größer, die kleinen geben auf, und die Winzergenossenschaften verlieren weiter an Bedeutung.

Inzwischen gibt es im Rheingau 75 Weingüter mit mehr als zehn Hektar Rebfläche, vor neun Jahren waren es nur 61. Zusammengerechnet lag die Rebfläche dieser größeren Güter damals bei 1640 Hektar, heute sind es 400 Hektar mehr. Das ist ein klares Zeichen einer fortschreitenden Konzentration. Waren 2010 im Weinbauamt noch 853 Weingüter und Genossenschaftswinzer registriert, sind es aktuell nur noch 587. Die Zahl von seinerzeit noch 220 Zulieferern der Genossenschaften hat sich bis heute mehr als halbiert (102 Winzer), die zusammen gerade einmal 122 Hektar bewirtschaften. Vor 15 Jahren waren es noch 280 Hektar. Erstmals ist der Anteil der selbstvermarktenden Weingüter auf weniger als 500 zurückgegangen.

Winzer reagieren auf Kundenwünsche

Der Eindruck, dass immer mehr Winzer auf den Wunsch der Kunden reagieren, ihr Rebsorten-Sortiment erweitern und vermehrt auf Burgundersorten sowie auf Trendsorten wie Sauvignon blanc setzen, bedroht das Profil des Rheingaus als Rieslingregion nicht. Der Anteil des Rieslings ist zwar im Zuge der Ausweitung der Rebfläche um rund ein Prozent zurückgegangen. Doch das entspricht der Schwankungsbreite der zurückliegenden Jahre. Mit 78 Prozent Rebflächenanteil dominiert Riesling weiterhin unangefochten, gefolgt vom Spätburgunder, dessen Anteil bei rund zwölf Prozent seit Jahren stagniert. Damit stehen Riesling und Spätburgunder zusammen unverändert für mehr als 90 Prozent der Weinproduktion im Rheingau.

Wer sich für den verbleibenden Rest die Rebsortenentwicklung näher betrachtet, ist überrascht, welch exotischer Reichtum sich im Rheingau finden lässt. Das Weinbauamt listet mehr als 30 weiße Rebsorten auf, von A wie Albalonga und Auxerrois bis S wie Saphira und Schönburger. Mit einigen Sorten sind nur wenige Quadratmeter bestockt: Sieben sind es laut Statistik für Hölder-Rebstöcke, 21 für die Rebsorten Optima und Kanzler, immerhin 49 für Morio-Muskat.

Wetter begünstigt Weinbau

Die größte Bedeutung in der unverändert kleinen Nische neben Riesling und Spätburgunder haben beim Weißwein Weißburgunder, Chardonnay, Müller-Thurgau, Grauburgunder, Kerner, Roter Riesling und Müller-Thurgau sowie Silvaner. Bei den fast zwei Dutzend roten Rebsorten stehen Dornfelder und Dunkelfelder an der Spitze der Exoten.

Wirtschaftlich spielen sie eine unbeachtliche Rolle. Mit einer Erntemenge von 90 Hektolitern je Hektar stellt 2018 auch in quantitativer Hinsicht ein Ausnahmejahr dar. Der Durchschnitt der Weinjahre 2008 bis 2017 lag nur bei 67,8 Hektar. Damit wurde im vergangenen Jahr ein Drittel mehr geerntet. Das lag vor allem daran, dass das Wetter den Weinbau begünstigt und Krankheiten und Schädlinge ausnahmsweise kaum von Bedeutung waren. Zudem gestattete es das Wetter, die Ernte bis zum optimalen Zeitpunkt hinauszuzögern, was in normalen Jahren wegen einsetzender Fäulnis ein hohes Risiko darstellt.

Angesichts der hohen Erntemenge ist der auf 1,30 Euro je Liter gesunkene Preis für Fasswein – auf die die großen Kellereien und die Sektindustrie angewiesen sind – für die Winzer hinnehmbar. Ein Preisverfall ist nach den bisherigen Signalen aus dem Weinmarkt trotz der großen Erntemenge wohl nicht zu erwarten.