Gesellschaft

Postnatale Depression: Die Last des Vaterseins

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Väter werden zunehmend in die Erziehung eingebunden.

Bislang waren fast nur Frauen von postnataler Depression betroffen. Doch seit Väter mehr Aufgaben in der Erziehung übernehmen, fällt auch jeder zehnte Mann nach der Geburt des Kindes in ein seelisches Tief – Tendenz steigend.

Als Paul Buchmann seinen Sohn das erste Mal im Arm hielt, dachte er nur: „Ich kann das nicht. Ich werde diesem Kind nicht gerecht werden.“ Es war ein Gefühl vollkommener Überforderung. Seine Frau, ja, die wusste, was zu tun war: wickeln, baden, in den Schlaf wiegen. Seine Rolle hingegen: ihr zuarbeiten – Getränke kaufen, sich um die Heizung kümmern. Dabei sehnte er sich doch so sehr danach, ein guter Vater zu sein. Er wusste nur nicht, wie. Buchmann, der eigentlich anders heißt, fühlte sich wertlos.

Während die Väter in früheren Generationen selbstverständlich davon ausgingen, dass ihre Frauen die Kinder schon großziehen würden, hat unsere moderne Gesellschaft andere Ansprüche an die Männer: Sie haben sich einzubringen in die Erziehung der Kinder, und selbstverständlich haben sie ihren Frauen auch den Rücken freizuhalten und in Elternzeit zu gehen. Das alles führt dazu, dass Väter heute durch die Geburt ihrer Kinder viel stärker belastet sind als früher. Und dass sie während der Elternzeit zunehmend die gleichen Probleme bekommen wie Mütter, sagt Patricia Trautmann-Villalba, Psychologin und Vorsitzende der Marcé Gesellschaft für peripartale psychische Erkrankungen. Väter säßen heute deutlich öfter als früher in ihrer Sprechstunde und sagten das Gleiche wie die Mütter: Ich bin erschöpft, mir ist alles zu viel, ich weiß nicht, wie ich den Tag bewältigen soll. „Der einzige Unterschied“, sagt Trautmann-Villalba: „Die Frauen klagen: ,Ich kann mir nie in Ruhe die Haare waschen.‘ Und die Männer klagen: ,Ich kann mich nie in Ruhe rasieren.’„