Weltraum

Insight: Landung auf dem Mars: „Wie groß ist der Kern denn nun wirklich?“

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Die Marssonde „Insight“ erkundet das Innere des Roten Planeten: links im Vordergrund das französische Seismometer „Seis“, rechts daneben der Bohrer mit dem im Marsboden versenkten Wärmefühler „HP3“ des DLR.

Nach rund sechsmonatiger Reise erreicht die Nasa-Mission Insight heute Abend den Mars. Wir haben mit Ulrich Christensen über die Gefahren der Landung und die Ziele der Mission gesprochen.

Heute Abend wird um 21 Uhr mitteleuropäischer Zeit die Insight Mission der Nasa auf dem Mars landen. Als wie riskant schätzen Sie die Landung ein?

Das ist schwer zu sagen. Es sind ja schon diverse Landungen auf dem Mars schiefgegangen. Allerdings haben die Amerikaner die höchste Erfolgsbilanz vorzuweisen. Nur eine einzige Landung, die des Mars Polar Landers Ende der neunziger Jahre, ging schief. Insight ist fast baugleich mit der Phoenix Raumsonde, die 2008 auf dem Mars erfolgreich nördlich des Polarkreises landete. Insofern sind wir ziemlich optimistisch, dass es wieder gutgehen wird. Grundsätzlich ist es aber genau wie im Flugzeug: Start und Landung sind die riskantesten Manöver – in diesem Fall die Landung wohl noch etwas mehr.

Angenommen die Landung glückt. Wie lange wird Insight aktiv sein?

Geplant ist zunächst ein Marsjahr, ungefähr zwei Erdjahre. Das ist das Minimum, der Zeitraum, den man dafür braucht, um die wissenschaftlichen Ziele zu erreichen. Aber wenn alles gut läuft, gute Daten kommen und die Instrumente weiter voll funktionsfähig sind, dann wird die Mission sicher noch einmal verlängert.

Welche wissenschaftlichen Ziele hat die Mission?

Das unmittelbare Ziel ist die Erforschung des Inneren des Mars: Wie dick ist die Kruste? Wie groß ist der Kern? Ist er flüssig oder fest? Woraus bestehen Kern und Marsmantel? Dem übergeordnet ist dann die Fragestellung, wie sich die festen, erdähnlichen Planeten gebildet und entwickelt haben. Gibt es da deutliche Unterschiede, etwa zwischen Mars und Erde oder auch zu den anderen Planeten? Bis jetzt wissen wir ja nur, wie die Erde im Inneren aufgebaut ist, und das ist eben die Folge ihres Bildungs- und Entwicklungsprozesses. Aber aus einem einzigen Beispiel kann man nicht so viel lernen – man möchte natürlich sehen, wie es auch anders geht.

Bisher wissen wir also nur relativ wenig über das Innere des Mars?

Wir haben natürlich Vermutungen. Solange wir nicht genügend aussagekräftige Daten haben, nehmen wir erst mal an, dass die anderen erdähnlichen Planeten so aufgebaut sind wie die Erde mit einem Eisenkern, einem Mantel aus Silikatgestein und einer Kruste darüber. Die Daten, die wir bisher besitzen, sind geodätische Daten: Wir kennen die Rotation und das Schwerefeld der Planeten und wissen, wie sie auf Gezeitenbeanspruchung reagieren. Auf dieser Grundlage kann man ungefähr sagen, wie groß der jeweilige Kern ist, ob er flüssig oder fest ist. Aber diese Abschätzungen sind mit großen Unsicherheiten behaftet. Auch über das Erdinnere wissen wir am besten durch die Seismologie, die Erdbebenlehre, Bescheid.

Und auf dem Mars gibt es Erdbeben?

Das weiß man nicht mit Sicherheit. Die Oberfläche des Mars zeigt, dass es dort in den letzten vier Milliarden Jahren nicht die Plattentektonik gegeben hat, die wir auf der Erde haben. Aber wenn man sich hochauflösende Aufnahmen aus dem Orbit anschaut, dann gibt es viele Oberflächenstrukturen, die man hier auf der Erde geologisch als Verwerfungen bezeichnen würde, wo sich also Krustenblöcke gegeneinander verschoben haben. Solche Verschiebungen sind typischerweise mit Erdbeben verbunden. Das sind bislang natürlich nur indirekte Vermutungen. Es ist auch eines der Ziele der Mission, zu bestimmen, wie seismisch aktiv ist der Planet ist.

Welche Instrumente wird nun Insight dafür nutzen können?