Ausland

Tod von Jamal Khashoggi: Trump will sich Tonbandaufnahme der Tötung nicht anhören

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Der amerikanische Präsident Donald Trump

Immer mehr Hinweise deuten auf den saudi-arabischen Kronprinzen als Verantwortlichen für die Tat hin. Die Türkei hat mehreren Verbündeten eine Aufnahme weitergeleitet. Dem amerikanischen Präsidenten liegt sie ebenfalls vor. Ihr Inhalt sei „sehr bösartig und schrecklich“.

Die amerikanische Regierung will in Kürze die Verantwortlichen für den gewaltsamen Tod des regierungskritischen saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi benennen. Ein „vollständiger Bericht“ darüber, „wer es getan hat“, könnte bereits am Montag veröffentlicht werden, kündigte Präsident Donald Trump am Samstag (Ortszeit) an. Berichte, wonach der amerikanische Geheimdienst CIA den saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman als Auftraggeber der Tat einstuft, bestätigte die Regierung zunächst nicht. Außenamtssprecherin Heather Nauert betonte, die Regierung habe in dem Fall noch keine „definitive Schlussfolgerung“ gezogen. „Zahlreiche Fragen“ seien noch offen. Vizepräsident Mike Pence kündigte an, die Vereinigten Staaten würden die Verantwortlichen für Khashoggis Tod zur Rechenschaft ziehen. Die Tötung des Journalisten sei eine „Gräueltat“ und ein „Angriff auf eine freie und unabhängige Presse“.

Am Freitag hatten die „Washington Post“ und die „New York Times“ berichtet, die Spur im Fall Khashoggi führe nach Erkenntnissen der CIA direkt in den saudi-arabischen Königspalast. Demnach geht der Auslandsgeheimdienst davon aus, dass Kronprinz Mohammed die Tötung anordnete. Laut „Washington Post“ stützt sich die CIA unter anderem auf ein Telefonat Khashoggis mit dem Bruder des Kronprinzen, den saudi-arabischen Botschafter in den USA, Chalid bin Salman. Dieser habe Khashoggi zugesichert, dass keine Gefahr bestehe, wenn er im Istanbuler Konsulat Papiere für seine Hochzeit besorge. Chalid bin Salman wies den Bericht der „Washington Post“ über sein Gespräch mit Khashoggi zurück. In der CIA-Bewertung heißt es laut „Washington Post“, Kronprinz Mohammed sei der „De-facto-Herrscher“ Saudi-Arabiens. Es sei daher eine allgemein anerkannte Einschätzung zur Khashoggi-Tötung, „dass es keine Möglichkeit gab, dass dies ohne sein Wissen oder seine Beteiligung geschah“, zitierte die Zeitung einen amerikanischen Vertreter.

Trump beschrieb den Inhalt einer Tonbandaufnahme zur Tötung Khashoggis als „schrecklich“. Er sei über die Aufnahme umfassend informiert worden und wisse genau, was passiert sei, sagte Trump in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview mit Fox News. „Es war sehr gewalttätig, sehr bösartig und schrecklich.“ Er wolle sich den Mitschnitt aber nicht persönlich anhören, weil es eine „Aufzeichnung des Leidens“ sei.

EU droht mit wirtschaftlichen Sanktionen

Khashoggi war nach türkischen Angaben Anfang Oktober im Istanbuler Konsulat Saudi-Arabiens von einem aus dem Königreich angereisten Kommando getötet worden. Die Türkei leitete Tonaufnahmen zu dem Fall laut Präsident Recep Tayyip Erdogan an Saudi-Arabien, die Vereinigten Staaten, Frankreich, Großbritannien, Deutschland und Kanada weiter. Der Fall droht die Beziehungen zwischen Washington und Riad weiter zu belasten. Trump hob am Samstag allerdings wiederholt die Bedeutung der Beziehungen hervor. Saudi-Arabien sei ein „wirklich spektakulärer Verbündeter“, der seinem Land „viele Jobs“ und „wirtschaftliche Entwicklung“ gebracht habe, sagte er. Als Präsident müsse er „viele Dinge berücksichtigen“.

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Khashoggi, der zuletzt als Kolumnist für die „Washington Post“ arbeitete, ist verschwunden, seitdem er am 2. Oktober das Konsulat betrat. Nach wochenlangen Dementis hatte Saudi-Arabien unter internationalem Druck schließlich zugegeben, dass Khashoggi in dem Konsulat zu Tode kam, dies jedoch zunächst als Folge eines Streits dargestellt. Erst später gab Riad indirekt zu, dass Khashoggi von Agenten des Königreichs vorsätzlich getötet wurde.

Die Bundesregierung und ihre EU-Partner äußerten sich am Wochenende unzufrieden mit den saudi-arabischen Ermittlungen. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) und seine EU-Kollegen stellten sich hinter eine Erklärung der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini, in der „eine gründliche, glaubwürdige und transparente Untersuchung“ verlangt wird, wie das Auswärtige Amt mitteilte. Das Königreich müsse überdies „Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass so etwas nie wieder passieren kann“. Indirekt drohten die EU-Partner in ihrer Erklärung auch mit Sanktionen gegen Verantwortliche im Fall Khashoggi. „Zur gegebenen Zeit werden die EU und ihre Mitgliedstaaten prüfen, wie sie zusammen auf angemessene Maßnahmen gegen die Verantwortlichen hinwirken können“, hieß es.