Inland

Ein Appell zum Aktivwerden: Die Schlacht um Europa tobt

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Eine Pro-EU Demonstrantin steht 2017 auf dem Parliament Square in London während einer Anti-Brexit-Demonstration.

Die Angriffe von innen und außen mehren sich. Es ist an der Zeit zu fragen, was Du für Europa tun kannst. Ein Gastbeitrag.

Donald Trumps ehemaliger Chefstratege Steve Bannon hat angekündigt, eine finanzkräftige Bewegung mit dem Ziel der totalen Disruption Europas gründen zu wollen. So etwas Ähnliches hat Trumps Steigbügelhelfer schon mal in Amerika geschafft. Jetzt sucht er sich ein neues Betätigungsfeld, und manch ein Europäer fängt schon an zu zittern.

Ganz unabhängig davon, ob man vor Bannon zittern sollte, ist die Lage ernst. Machen wir uns nichts vor: Europa wird attackiert. Es tobt ein Machtkampf, den man ohne Übertreibung die Schlacht um Europa nennen könnte! Die Angriffe kommen von innen und außen.

Von innen kämpfen die, die Europa renationalisieren, abschotten und Europa zu einer Kopie seines früheren Selbst machen wollen. Dieses frühere Selbst war von zwischenstaatlicher Feindschaft geprägt und hätte sich zweimal fast selbst umgebracht. Manchmal scheint es, als hätten viele das schon vergessen. An dieser Front kämpfen die Orbans, Kaczynskis, Le Pens, Wilders und – man mag es kaum glauben – gar manch ein Bayer.

Von außen kämpfen die, denen ein geeintes, supranationales, kooperatives Europa schon lange ein Dorn im Auge ist, weil es nämlich ein fortschrittliches Modell für den Rest der Welt ist oder sein könnte. An dieser Front kämpfen die Putins, Erdogans, Trumps und Bannons.

Die Schlacht um Europa wird nicht mit Panzern und Raketen geführt sondern mit Mitteln moderner Kriegsführung, die vor allem das Internet möglich macht: Manipulation und Lügen in Social Media durch Trolle und Bots.

Russland hat eine digitale Armee im Einsatz und nutzt „Russia Today“ zu Propagandazwecken. Trump twittert bisherige Freunde zu Feinden um und hat in der analogen Welt einen ganz realen Handelskrieg begonnen. China kauft europäische Unternehmen systematisch auf. Und Erdogan setzt Europa mit Flüchtlingen unter Druck.

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Es ist höchste Zeit, Europa zu verteidigen

Die Mehrheit der Europäer hat noch nicht verstanden, dass in Europa ein globaler Systemkampf ausgetragen wird, dessen Ausgang weltweite Folgen haben wird. Wie schon so oft in der Geschichte. Fast scheint es, als hätten wir vergessen, welches unglaubliches Wunder es war, das heutige Europa nach zwei fürchterlichen Weltkriegen und dem Holocaust aus den Trümmern von Hass und Gewalt durch Teilen und Versöhnung wieder aufzubauen.

Ohne Frage: Dieses Europa ist nicht perfekt. Es muss dringend verbessert und zukunftsfähig gemacht werden. Aber es ist das beste Europa, das uns bisher gelungen ist. Und es hat uns Europäern eine historisch einzigartige Phase von Frieden, Kooperation und Wohlstand beschert. Genau das steht jetzt wieder auf dem Spiel. Es ist höchste Zeit, Europa zu verteidigen, bevor es zu spät ist. Aber wie?

Erstens: Augen auf und den Kampf annehmen! Wir müssen endlich den Ernst der Lage begreifen und Europa verteidigen: mental, medial, kulturell, vielleicht auch ganz physisch. Es geht darum, ein offenes, liberales, menschenfreundliches, regelbasiertes Europa gegen nationale Egoismen, Despotismus, Autokratie, Ausgrenzung und Hass zu verteidigen. Es geht um die Bewahrung von Werten. International versus national, Kooperation versus Konkurrenz, Recht versus Unrecht, Fakten versus Fake, Demokratie versus Autokratie, Gut versus böse, Haltung versus Spaltung, Menschlichkeit versus Unmenschlichkeit. kurz: Werte gegen Willkür.

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Wir sind cool und die Zukunft

Europa braucht Dich! Verteidigen wir dieses Europa mit derselben Inbrunst wie deren Feinde sich an die Zerstörung machen, im Freundeskreis, auf der Arbeit, in der Schule, auf der Straße, in den sozialen Medien.

Zweitens: Selbstvertrauen! Wir dürfen uns nicht einreden lassen, Europa, die EU sei am Ende, verbraucht, veraltet und von Gestern. Unser Europa ist das modernste politische Gebilde, das es derzeit weltweit gibt. Wir sind cool und die Zukunft. Wir brauchen kein neues Narrativ, kein neues Business Modell. Wir haben eine wunderbare Vision und auch das dazu passende Modell eines supranationalen Europa, das auf Rechten, Pflichten und Werten gebaut ist. Wir verteidigen keinen langweiligen Status Quo, sondern eine lebenswerte Zukunft.
Auf Basis eines gesunden europäischen Selbstvertrauens können wir ein noch besseres Europa schaffen. Dafür müssen wir aber Selbstzweifel aufgeben und statt Defiziten Verbesserungsmöglichkeiten sehen, Wir müssen wieder lernen das Gute zu sehen und zu würdigen.