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Pakistan: Ehemann bittet Ausland um Hilfe für freigesprochene Christin

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Die Christin Asia Bibi auf einem undatierten Foto, das von der britischen Organisation British Pakistani Christian Association am 1.11.2018 zur Verfügung gestellt wurde.

Der Freispruch für die Christin Asia Bibi versetzt Islamisten in Pakistan in Rage. Nun fleht ihr Ehemann Amerika und andere Länder um Hilfe, weil er um das Leben seiner Familie fürchtet.

Nach wütenden Protesten radikaler Muslime gegen die Aufhebung des Todesurteils gegen die Christin Asia Bibi in Pakistan fürchtet deren Ehemann um das Leben der gesamten Familie. Er bitte die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Kanada darum, seiner Frau und der Familie zur Ausreise aus Pakistan zu verhelfen und ihnen Asyl zu gewähren, sagte Bibis Ehemann Ashiq Masih in einer am Sonntag verbreiteten Videobotschaft.

Bibi sitzt wegen angeblicher Gotteslästerung seit neun Jahren im Gefängnis. Am Mittwoch hob das Oberste Gericht Pakistans das Todesurteil gegen sie auf und sprach die Frau, deren Fall international für Aufsehen gesorgt hatte, von allen Vorwürfen frei. Daraufhin protestierten radikale Muslime tagelang gewalttätig gegen die Gerichtsentscheidung. Am Freitag schließlich einigte die Regierung in Islamabad sich mit der Islamistenpartei Tehreek-e-Labaik darauf, dass die Islamisten Berufung gegen die Gerichtsentscheidung einlegen dürfen und Bibi die Ausreise untersagt wird.

Bibis Schicksal hängt damit weiter in der Schwebe. Wilson Chowdhry vom Verband der christlichen Pakistaner in Großbritannien sagte AFP, die erste Erleichterung von Bibis Familie über die Aufhebung des Todesurteils habe sich inzwischen in Angst verwandelt. „Die Töchter weinen. Sie haben ihre Mutter noch nicht gesehen. Die ganze Familie ist am Boden zerstört.“ Angesichts der gewalttätigen Unruhen nach der Gerichtsentscheidung sei es für die Familie zu gefährlich, Bibi im Gefängnis zu besuchen.

Die Familie bitte die Vereinigten Staaten, Großbritannien oder Kanada um Asyl, weil es dort die größten Gemeinden pakistanischer Christen außerhalb Pakistans gebe, erklärte Chowdhry. Auch entfernte Verwandte müssten sich in Sicherheit bringen: „Wenn Asia Bibi das Land verlässt, wird jeder Familienangehörige, jeder Mensch mit Verbindungen zu ihr, getötet werden.“

Bibis Ehemann hatte bereits am Samstag der Deutschen Welle gesagt, die Familie sei nach der Zulassung der Berufung nirgendwo mehr sicher. Er und die gemeinsamen Töchter wechselten aus Sicherheitsgründen ständig den Aufenthaltsort. Er habe zudem Sorge, dass seine Frau im Gefängnis angegriffen werden könnte. Bibis Anwalt verließ aus Sorge um sein Leben am Samstag Pakistan und flog nach Europa.

Ein Dorf-Imam hatte die einfache Landarbeiterin Bibi 2009 beschuldigt, den Propheten Mohammed beleidigt zu haben. Bibi wies den Vorwurf stets zurück.

Schwerer Vorwurf Blasphemie

Blasphemie ist im streng konservativ-islamischen Pakistan ein folgenschwerer Vorwurf. Wegen entsprechender Anschuldigungen verbüßen dort derzeit rund 40 Menschen nach Schätzungen eines amerikanischen Ausschusses zur Religionsfreiheit lebenslängliche Gefängnisstrafen oder warten auf ihre Hinrichtung. Immer wieder kommt es zu Lynchmorden wegen Vorwürfen der Gotteslästerung.

Die Spannungen in Pakistan wurden durch die Nachricht vom Tod des bedeutenden pakistanischen Religionsführers Sami Ul-Haq angefacht. Dieser wurde nach Behördenangaben am Freitag in seinem Haus in Rawalpindi von Unbekannten niedergestochen. Tausende Anhänger nahmen am Samstag an seiner Beerdigung teil.

Ul-Haq, der auch als „Vater der Taliban“ bekannt war, war ein Verbündeter der regierenden Tehreek-e-Insaf-Partei von Premierminister Imran Khan. Dieser verurteilte die Ermordung und ordnete eine Untersuchung an. Die afghanischen Taliban sprachen in einer Erklärung von „einem großen Verlust für die gesamte islamische Nation“. In Ul-Haqs Koranschulen wurden spätere Taliban-Größen wie Mullah Omar und Dschalaluddin Hakkani ausgebildet.