Eurokrise

Standpunkt von Olaf Scholz: Die Lehren aus der Lehman-Pleite

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Olaf Scholz (SPD), Bundesfinanzminister, spricht zur Eröffnung der Jahreskonferenz 2018 des SPD-Wirtschaftsforums.

Wie steht es um das Land zehn Jahre nach der Lehman-Pleite? Auch wenn damals Fehler passiert sind, dürfen wir nicht in eine nationale Abschottung zurückfallen.

Zehn Jahre ist es her, dass am 15. September 2008 die amerikanische Investmentbank Lehman Brothers zusammenbrach. Diese Pleite steht symbolisch für den Beginn der globalen Finanzkrise, deren Auswirkungen uns bis heute beschäftigen. Die Wurzeln der Krise reichen tief in die Strukturen der amerikanischen Volkswirtschaft. Vermögen auf der Suche nach möglichst hoher Rendite und die Deregulierung der Finanzmärkte waren der Nährboden für das Geschäft mit verbrieften Hypothekenkrediten minderer Qualität. Angesichts der jahrelang stagnierenden Einkommensentwicklung war eine hohe private Verschuldung für viele Amerikaner der unteren oder mittleren Einkommensgruppen oft die einzige Möglichkeit, die Ausgaben für ihren privaten Konsum und Wohnraum zu finanzieren – und so die Binnenwirtschaft in Gang zu halten.

Wie in vielen Krisen zuvor platzte irgendwann auch diese Blase und brachte die Wirtschaft an den Abgrund. Nun musste die Politik hart intervenieren. Weltweit brachten die Staaten riesige Geldsummen auf, um Banken vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Dennoch gingen in Folge der Krise global fast 40 Millionen Arbeitsplätze verloren. Sparguthaben und kapitalgedeckte Alterssicherungsansprüche verloren stark an Wert, Millionen Privatwohnungen und Häuser wurden zwangsversteigert. Allein dem Bund dürfte die Stabilisierung des hiesigen Finanzsektors bislang etwas mehr als 30 Milliarden Euro gekostet haben. Ähnlich hoch dürfte der Anteil der Länder sein. Die genaue Bilanz lässt sich erst ziehen, wenn alle Maßnahmen in einigen Jahren zu einem Abschluss gebracht worden sind.