Beim Essen bleiben viele Urlauber lieber bei dem, was sie kennen und probieren sich nicht an der heimischen Küche. Warum ist das so? Eine Rundreise auf Mallorca.
Mit einer fließenden Handbewegung lässt Birgit Moll die Erdbeer-Sahne-Torte auf die Platte rutschen und wirft aus kurzem Abstand Mandelblätter an den Rand. Oben auf der Torte liegen die Erdbeeren dicht an dicht wie die Touristen ein paar Kilometer weiter am Strand von Cala Millor. Es ist kurz nach acht Uhr morgens, gebacken hat die Konditorin ihre Torte schon am Vorabend. Bei deutschen Sahnetorten im mallorquinischen Sommer ist das Verzieren eine Herausforderung. „Die spanische Sahne hat mehr Stand für den Sommer, schmeckt aber pappsüß“, erklärt die 42-Jährige. Sie verwendet nur wenig Zucker und passt die Menge an Gelatine den vorhergesagten Temperaturen an. „Dann fließt mir nichts weg, auch wenn so eine Torte bei Geburtstagen oder auf Hochzeiten mal eine Weile steht“, sagt sie und lacht.
Vor drei Jahren hat Moll, genannt Biggi, sich in Cala Millor an der Ostküste Mallorcas ihren Traum erfüllt: ein eigenes deutsches Café mit selbstgebackenen Kuchen und deutschem Frühstück. Vom Erfolg sei sie immer noch überwältigt, sagt sie. In der Saison hat sie mittlerweile neun Mitarbeiter. Jeden Tag backt sie zusammen mit einer spanischen Konditorin, die sie in die Geheimnisse des deutschen Torten- und Kuchenhandwerks eingeweiht hat, etwa 15 Kuchen, am Wochenende mehr. Mit einer Spritztüte kleckst Biggi kleine Sahnekugeln auf die nächste Torte: Schwarzwälder Kirsch, ein Verkaufsschlager selbst im Hochsommer, vor allem bei den älteren Cafébesuchern. Mit einer Art Parkscheibe mit kleinen Zinken verziert sie anschließend den Rand der Sahnehaube mit dünnen Rillen. Darauf und in die Mitte der Torte kommen große Schokoladensplitter. Auf die Sahnekleckse jeweils eine Kirsche. Das Kirschwasser für die Füllung bringen meistens Freunde aus Deutschland oder der Schweiz mit. Auf Mallorca ist das genauso wie frischer Rhabarber oder Mohn kaum zu bekommen.