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Zero DSR Black Forest: Die Schwarzfahrer vom E-Werk

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Mit der Zero DSR Black Forest schnell in die Innenstadt

Langsam tut sich etwas auf dem Markt der elektrischen Bikes. Die Zero DSR Black Forest brauchte jedoch nicht nur mehr Reichweite und……

Zum Mittagessen vom Büro in die Innenstadt schnell mit dem Motorrad. Dafür ist die Zero DSR Black Forest wie geschaffen. Lautlos huschen wir durch den Verkehr, 146 Newtonmeter Drehmoment vom Start weg machen es möglich. Doch Vorsicht! 50 km/h fährt man im Nu. Die alte Freundin steht vor dem Burgerladen, winkt schon und wundert sich dann, dass das Motorrad kaum Geräusche macht.

„Was ist das denn?“, fragt sie. „Ein Elektro-Motorrad.“ „Ach, das ist sicher lahm.“ Da irrt die Gute, und es zeigt sich wieder einmal, wie viele Vorurteile in Sachen Elektro-Mobilität noch gepflegt werden. Zero ist ein amerikanischer Hersteller von Elektro-Motorrädern, der schon seit 2006 sein Glück versucht. Aus kleinen Anfängen heraus sind sie bislang recht weit gekommen. 16 verschiedene Varianten werden zurzeit angeboten, davon sechs in der 11-kW-Klasse, also für den A1-Führerschein ab 16 Jahren. Für alle anderen braucht man nur den A2 (ab 18 Jahren, bis 48 PS). Zwar haben die Top-Motorräder von Zero wie die Black Forest 52 kW, also 71 PS, doch zählt bei einer Elektro-Maschine eben nur die Dauerleistung, das sind dann 22 kW (30 PS).

Außerdem sind die erwähnten 146 Newtonmeter das Wichtigste, die knallen wirklich, und da braucht man auch keinen Motorsound, um Spaß zu haben. In der Spitze sind knapp 160 km/h drin – der digitale Tacho zeigt 170 an. Von 0 auf 100 km/h geht es in rund vier Sekunden. Dass man nicht schalten muss und der linke Griff keinen Hebel zum Kuppeln hat, daran gewöhnt man sich schnell. Im Übrigen ist alles so, wie man es von einem Bike gewöhnt ist. Die Straßenlage ist gut, die Bremsen tun, was sie sollen, der Federungskomfort könnte aber besser sein. Die Verarbeitungsqualität stimmt.

Drei große Schwächen hat die Zero. Es sind die gleichen Probleme wie beim Elektro-Auto: Reichweite, Ladezeiten, Preis. Von bis zu 360 Kilometer im Stadtverkehr nach WLTP schwärmt Zero. Wir können rund 150 Kilometer bestätigen. Mehr nicht. Damit geht alles nicht, was man sonst mit dem Freizeitgerät Motorrad unternimmt. Oder man begnügt sich mit relativ kurzen Touren durch Taunus, Spessart, Rhön, Odenwald oder ebenjenem Mittelgebirge, das dem Wohnort am nächsten ist. Dabei spielt es kaum Rolle, ob man in „Eco“ oder „Sport“ fährt. Nur bei „Eco“ rekuperiert die Zero, außerdem ist die Leistung beschränkt, maximal 110 km/h sind möglich, die Kraft ist mehr oder weniger weg, für den Stadtverkehr ist es natürlich völlig ausreichend.

Zwei gleiche 91-Kilometer-Runden durch den Taunus inklusive eines 25-Kilometer-Stücks Autobahn am Schluss quittierte die Zero mit einem Akku-Rest von 37 oder 38 Prozent. Macht hochgerechnet 150 Kilometer Reichweite. Danach muss eine Steckdose in der Nähe sein. Der Lithium-Ionen-Akku der Zero fasst 14,4 kWh, die wollen in gut acht Stunden geladen sein. Das Besondere an diesem Modell ist, dass es auch die öffentlichen Ladesäulen vom Typ 2 benutzen kann, dann ist die Batterie in einer Stunde fast voll. Das ist bei Licht betrachtet natürlich immer noch viel zu lang, denn welcher Biker will sich schon von Ladesäule zu Ladesäule hangeln und dann jeweils eine Stunde warten. Einfach am freien Tag mal drauflosfahren, das geht nicht.

Anderes sieht es aus, wenn man die Black Forest als Alltags-Motorrad für den Weg ins Büro oder die Universität versteht. Dafür ist sie wie geschaffen. Reichweite und Ladezeit lassen sich gut planen, und dank der großen Koffer, die neben den Sturzbügeln, den verkleideten Lenkergriffen, den Zusatzscheinwerfern und der kleinen, verstellbaren Windschutzscheibe das Modell Black Forest ausmachen, ist sie für den Alltag gut gerüstet. Das Topcase fasst locker einen Integral-Helm und weiteren Kleinkram, schließlich müssen ja auch die Kabel irgendwo hin. In die Koffer, die kinderleicht an- und wieder abzumontieren sind, können Hose, Jacke und Stiefel verschwinden, bevor es an den Schreibtisch geht. Beim Wochenend-Einkauf am Samstag darf es auch ein Kasten Wasser sein, nur geht dann das Topcase nicht mehr zu. Für die drei Koffer gibt es drei Schlüssel, das sind zwei zu viel.

Aber als Daily Driver taugt die Black Forest schon wegen ihres Preises nicht: Mit der Möglichkeit, eine Auto-Ladesäule nutzen zu können, kostet sie 24 670 Euro (ohne 21 980). So ein Schwarzwald-Stromer ist der pure Luxus, den sich nur ein paar Menschen gönnen mögen. Die billigste Zero mit 11 kW Leistung erfordert 12 500 Euro, auch das ist zu viel für einen Sechzehnjährigen. Der Händler in Rüsselsheim, bei dem wir unsere Test-Zero für zwei Wochen übernommen hatten, sagt aber, er habe in den vergangenen zwei Jahren mehr als 50 Zero verkauft. Zero selbst hält sich mit Zahlen traditionell sehr bedeckt.

Wenigstens ist das Elektromotorrad im Unterhalt billig. Geregelte Wartungsintervalle gibt es nicht, auch keine Kette zum Schmieren, der Antrieb erfolgt per Riemen. Steuer fällt keine an, nur 2,30 Euro müssen für 100 Kilometer Fahrt einkalkuliert werden. Und dann hat man sehr viel Spaß gehabt. Im Stadtverkehr kommt man gewiss für zwei Euro 100 Kilometer weit. Zero – die Null steht für keine lokalen Emissionen – gibt zwei Jahre Garantie auf das Fahrzeug und fünf Jahre auf den Akku – beides ohne Kilometerbegrenzung. Wenn man jetzt noch die Preise etwas begrenzen könnte. Dann hätte die Null Zukunft.