Die Gegenwart

Kim Jong-uns Weg zur Macht: Bombe, Brot und Spiele

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Entschlossen und aufopferungsbereit: Soldaten und Arbeiter auf einem nordkoreanischen Propagandaplakat aus dem Jahr 2017

Kim Jong-un hat die Welt mit Atomtests in Aufregung versetzt. Dabei wird häufig übersehen, dass er die Rolle des Militärs reduziert hat….

Kim Jong-un herrscht in Nordkorea seit dem Tod seines Vaters Kim Jong-il im Dezember 2011. Wir haben uns an ihn gewöhnt und setzen ihn mittlerweile mit einem Land und einem System gleich, das seit 1948 existiert und bei uns meist durch Atom- und Raketentests, Menschenrechtsverletzungen und eine humanitäre Krise in die Schlagzeilen gerät. Neuerdings keimt Hoffnung auf, dass der Anfang 2018 begonnene Prozess des Dialogs und der schönen Gesten – von den Olympischen Winterspielen bis zu Popkonzerten und gegenseitigen Besuchen – eine Lösung der vielen Probleme bringen könnte, die wir mit Nordkorea assoziieren. Sogar der amerikanische Präsident hat sich zu einem Gipfeltreffen bereit erklärt. Wenn es tatsächlich zustande käme, dann wäre es das erste seiner Art. Gerade in solchen Zeiten hektischer Aktivität lohnt es sich, einen unaufgeregten Blick auf das Land zu werfen: Was wissen wir über Kim Jong-un, was treibt ihn an, und was können wir von ihm erwarten?

So gut wie alles an seiner Machtübernahme war außergewöhnlich. Kim Jong-un war dem Volk erst im September 2010 vorgestellt worden. Bis dahin war er auf keinem Bild zu sehen, sein Name tauchte in keinem Medienbericht und bei keiner Agitationssitzung auf. Einzig ein neues Lied befeuerte vorsichtige Spekulationen, in dem von einem nicht näher benannten jungen Führer die Rede war. Nur ein Jahr hatte die Propaganda also Zeit, Kim Jong-un aktiv zum Nachfolger seines erkrankten Vaters aufzubauen und zu diesem Zweck die beiden Männer gemeinsam zu zeigen. Das ist nichts, wenn man es mit den 14 Jahren vergleicht, die Kim Jong-il ab 1980 als bereits designierter Nachfolger an der Seite seines Vaters Kim Il-sung bis zu dessen Tod 1994 verbracht hatte.