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Fiat-Chrysler-Chef: Die Ära Marchionne findet ein jähes Ende

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Sergio Marchionne, Vorstandsvorsitzender von Fiat Chrysler nach der Präsentation eines neuen Jeep-Modells auf der NAIAS im Januar in Detroit.

Eine Operation beendet abrupt die glänzende Managerkarriere des Fiat-Chefs, der auch bei Ferrari die Geschicke leitete. Die……

Italiens erfolgreichster Manager des vergangenen Jahrzehnts, Sergio Marchionne, ist gesundheitlich so schwer angeschlagen, dass er in keinem Fall mehr in seine bisherigen Ämter zurückkehren kann. Dies berichtete John Elkann, Oberhaupt der Agnelli-Familie, Präsident der Familienholding Exor und von Fiat-Chrysler, am Sonntag in einem veröffentlichten Brief an alle Mitarbeiter. Viele Einzelheiten des Briefs und einer offiziellen Stellungnahme vom Samstag klingen dabei wie die Vorwegnahme eines Nachrufs für den bisherigen Geschäftsführer von Fiat Chrysler Automobiles (FCA), den Präsidenten und Geschäftsführer von Ferrari sowie den Präsidenten von CNH Industrial mit dem Lastwagenkonzern Iveco und den Traktoren unter den Namen Case und New Holland.

Marchionne hatte am 26. Juni seinen vorerst letzten offiziellen Termin, bei der Übergabe eines Jeep an die italienischen Carabinieri. Er wollte sich nach Informationen aus dem Konzern dann in einem Klinikum in der Schweiz einer Routineoperation an der Schulter unterziehen. Wie berichtet wird, sei es zu Komplikationen gekommen und schließlich sei es notwendig geworden, Marchionne in die Intensivstation zu bringen.

Ein Nachfolger ist schon bestimmt

Der 66 Jahre alte Manager, geboren nahe der Adriaküste in den Abruzzen, der im Alter von 14 Jahren nach Kanada ausgewandert war, hatte ursprünglich angekündigt, dass er seine Führungspositionen bei Fiat-Chrysler und bei CNH mit den Hauptversammlungen 2019 aufgeben werde. John Elkann hatte wiederum verlauten lassen, Marchionne könne danach bei Ferrari so lange Chef bleiben, wie er wolle. In Italien wurde darüber spekuliert, dass Marchionne eventuell auch eine Rolle als wichtiger Aktionär bei Ferrari anstreben könne.

Die nötigen Mittel dafür hatte er: Seit der Übernahme des Chefpostens bei Fiat 2004 hatte er an Gehalt und Boni rund 600 Millionen Euro verdient. Doch die schwer angeschlagene Gesundheit von Marchionne macht nun alle Zukunftspläne zunichte. Die Lage führte dazu, dass am Samstag die Verwaltungsräte der drei betroffenen Unternehmen zu Krisensitzungen zusammenkamen und an einem Tag die Nachfolge von Marchionne regelten.

Neuer Geschäftsführer von Fiat-Chrysler wird der 54 Jahre alte Engländer Michael Manley, bisher verantwortlich für die zum ehemaligen Chrysler-Konzern gehörenden Marken Jeep und Ram. Übergangen wurden damit zwei hoffnungsvolle Bewerber, Finanzchef Richard Palmer und Europachef Alfredo Altvilla. Der schließlich erfolgreiche Kandidat Manley hatte den Vorteil, dass er die einzige richtig erfolgreiche Marke des Konzerns führt. Bei seiner Ernennung zum Verantwortlichen für Jeep im Jahr 2009 setzte die Marke 337.000 Autos ab, im vergangenen Jahr waren es dagegen 1,4 Millionen. Manley hat seine Karriere vor allem bei Chrysler gemacht. Eingetreten war er in das Unternehmen 2000, als Chrysler noch zu Daimler gehörte.

Kein Platz für Spekulationen

Bei Ferrari übernahm John Elkann, das 42 Jahre alte Oberhaupt der Agnelli-Familie das Präsidentenamt und kam damit manchen Familienmitgliedern zuvor, die womöglich schon länger davon geträumt hatten. Geschäftsführer wird nun der ehemalige Chef des Zigaretten- und Nahrungsmittelkonzerns Philip Morris, Louis Camilleri. Der in Ägypten geborene Malteser, 63 Jahre alt, gehörte bereits bisher zum Verwaltungsrat von Ferrari und gilt als Autofreak, damit aus der Sicht von Elkann besonders qualifiziert für die Weiterführung der Sportwagenmarke, der Marchionne in den vergangenen Jahren nur etwa einen Tag pro Woche widmen konnte.

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Beim Lastwagen- und Traktorenkonzern CNH Industrial übernimmt die 49 Jahre alte Engländerin Suzanne Heywood die Präsidentenposition. Sie kommt von einer langen Karriere bei McKinsey und ist gut bekannt mit Elkann, dem sie offenbar auch mit strategischem Rat zur Seite steht. Sie ist verheiratet mit Sir Jeremy Heywood, dem obersten Beamten Großbritanniens.

John Elkann sichert mit den neuen Ernennungen die Weiterführung der Unternehmen und lässt damit keinen Platz für Spekulationen an den Aktienmärkten. Für ihn war Sergio Marchionne allerdings nicht nur ein angestellter Manager, sondern wie er selbst schreibt, vor allem Lehrmeister für Unternehmensstrategie. Daher werden nun viele Strategiefragen direkt an Elkann gestellt.