Leben & Gene

Künstliche Befruchtung: Acht Millionen Menschen aus dem Reagenzglas

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Künstliche Befruchtung: Für Eltern mit Kinderwunsch ein Segen, wenn es auf vollkommen natürlichem Wege nicht klappt.

Vor vierzig Jahren kam das erste Reagenzglasbaby zur Welt. Heute leben acht Millionen Menschen unter uns, die auf diesem Weg gezeugt……

Wenn ein Paar mit sehnlichem Kinderwunsch feststellt, dass es auf biologischem Wege einfach nicht klappen will, bedeutet das heute längst nicht mehr, dass der Traum vom Elternsein gestorben ist. Die Antwort lautet: künstliche Befruchtung – und das schon seit einigen Jahrzehnten. Vor 40 Jahren, am 25. Juli 1978, wurde Louise Joy Brown geboren, das erste „Reagenzglasbaby“.

Im Fachjargon wird die gängigste Methode der Befruchtung im Labor als In-vitro-Fertilisation (IVF) bezeichnet. Dabei werden der Frau Eizellen entnommen, die dann im Reagenzglas befruchtet werden. Das ganze wird nach kurzer Zeit in die weibliche Gebärmutter eingepflanzt. Das aufwendige Prozedere ist für Frauen, die zum Beispiel aufgrund eines Eileiterverschlusses, nicht schwanger werden können, eine der wenigen Möglichkeiten, ein Kind auf weitestgehend natürlichem Wege zu bekommen. Wie die Europäische Gesellschaft für Reproduktionsmedizin und Embryologie (ESHRE) bei einer Auswertung der internationalen Datensammlung ICMART feststellte, sind seit der Geburt von Louise Joy Brown insgesamt schon mehr als acht Millionen durch künstliche Befruchtung gezeugte Kinder zur Welt gekommen. Und die Zahlen steigen weiter.

Laut der Auswertung werden jedes Jahr im Schnitt etwa zwei Millionen künstliche Befruchtungen vorgenommen, von denen heute eine halbe Millionen erfolgreich sind, also zur Geburt eines Kindes führen. In Europa steht Spanien ganz vorne mit rund 200.000 Befruchtungsversuchen im Labor. Deutschland befindet sich mit 96.512 Versuchen hinter Russland auf dem dritten Platz. Zur künstlichen Befruchtung wurden bei der Auswertung drei Methoden gezählt: Die In-vitro-Fertilisationen (IVF), Intrazytoplasmatische Spermien-Injektionen (ICSI) und die Eizellspende. Letztere ist in Deutschland allerdings verboten.

Im Jahr 2015, aus dem die aktuellsten Daten stammen, wurden europaweit fast 800.000 Befruchtungsversuche unternommen. Daraus entstanden laut ESHRE 157.449 Kinder. Christian de Geyter, Vorsitzender der ESHRE, schätzt den Umfang der erfassten Befruchtungsversuche auf etwa 80 Prozent ein. Allerdings lägen die Daten Großbritanniens für das Jahr 2015 nicht vor. Deshalb sei in der aktuellen Auswertung mit einer Zahl von etwa 60.000 weiteren Befruchtungsversuchen, die nicht erfasst wurden, zu rechnen.