Leib & Seele

Martina Gebhardt: Eine Beauty-Unternehmerin geht ins Kloster

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„Die Nonnen waren auf Zack“, so Martina Gebhardt.

Architektin Martina Gebhardt führt seit mehr als 30 Jahren ein Unternehmen für Naturkosmetik. Kürzlich erwarb sie ein Benediktinerkloster für die Fabrikation. Die Beauty-Unternehmerin im Gespräch.

Frau Gebhardt, Sie sind Architektin und haben ein Faible für historische Bauten. Zugleich führen Sie seit mehr als 30 Jahren ein Unternehmen für Naturkosmetik. Nun haben Sie für Ihre Kosmetikfabrikation das Benediktinerkloster Wessobrunn in Oberbayern erworben, ein Kulturdenkmal. Wie kamen Sie darauf?

Wir waren seit mehr als zehn Jahren auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten, um unsere Produktion zu erweitern. Ich war schon fast soweit, dass ich auch auf der grünen Wiese gebaut hätte. Doch das entsprach nicht wirklich meinen Bedürfnissen. Ich will nicht einfach nur Natur verbauen, sondern lieber ein Gebäude, das leer steht, in eine gute Nutzung überführen.

Wie groß ist das Kloster?

Das Hauptgebäude hat etwa 7000 Quadratmeter, dazu kommen die Landwirtschaft mit Stallungen und Tenne, zwei Gästehäuser, eine Brauerei und die Schreinerei. Zusammen sind es mehr als 10.000 Quadratmeter.

Das verschlingt doch Unsummen!

Gar nicht mal. Nicht alle Räume müssen immer voll geheizt werden, und das Kloster war in einem hervorragenden Zustand. Die Nonnen waren echt auf Zack. Die haben sich in alle technischen Dinge eingearbeitet.

Wie viele Nonnen lebten im Kloster?

Zwölf. Das Durchschnittsalter lag bei 77 Jahren.

Und die Schwestern haben das Kloster aus eigener Kraft in Stand gehalten?

Ja, überwiegend. Ich glaube, sie wollten keine Männer ins Kloster lassen. Die Schwestern haben lieber selbst gelernt, wie man die Heizung richtet. Wenn Dachplatten ausgetauscht werden mussten, sind sie halt aufs Dach geklettert.

Gab es Widerstände dagegen, dass eine Kosmetikfirma in das Kloster ziehen will?

Natürlich gab es Diskussionen, ob so ein wichtiges Kloster in private Hände gelangen sollte. Man hörte Stimmen wie: „Jetzt kommt da eine Seifensiederei ins Kloster.“ Der Begriff stammt noch aus der Zeit, als man unter Kosmetik hauptsächlich Seife zur Reinigung der Haut verstand. Auch ich finde es generell besser, wenn der Freistaat solche bedeutenden Kulturdenkmäler übernimmt. Aber man hatte sich damals anders entschieden.

Und die Nonnen?

Sie haben den Verkauf befürwortet. Meine Ausbildung als Architektin mit Erfahrung in historischen Bauten erschien glaubwürdig. Ich glaube, sie freuten sich auch, dass ich ihren Klostergarten wiederbelebe. Auf einem Hektar wachsen heute Heilkräuter für meine Demeterzertifizierte Kosmetik.

Wie wirkt sich die Ruhe des Ortes auf Sie und Ihre Mitarbeiter aus?

Wir haben sehr viele Bewerbungen von Menschen aus der Großstadt. Unsere Welt ist so laut geworden. Viele Menschen wünschen sich einen ruhigeren Arbeitsplatz, an dem man mitten in der Natur ist. Im Jahr 753 wurden hier drei artesische Wasserquellen entdeckt. Das nahm man damals als Fingerzeig Gottes und gründete das Kloster. Wir haben hier, wie im ganzen Alpenvorland, eine hervorragende Wasserqualität, die wir auch für unsere Kosmetik nutzen.

Wird es eine Klosterlinie Martina Gebhardt geben?

Was sollte ich da anders machen als jetzt? Meine Rezepturen entstammen historischen Aufzeichnungen aus Klöstern. Eine Zeitschrift, die 1986 über meine Anfänge berichtete, betitelte den Artikel damals: „Die Klosterkräuterkosmetik“. Das hat sich heute tatsächlich realisiert.

Was ist mehr Balsam für die Seele: Ihr Kloster oder Ihre Cremes?

Ich möchte keinem den Vorzug geben. Auf jeden Fall ist das Kloster eine Erfüllung.