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Peugeot 504: Augen wie die Loren

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Ein Knick, der Kofferraumgeschichte schrieb: Peugeot 504 als Limousine

Die Messlatte für den neu vorgestellten Peugeot 508 liegt hoch: Der vor einem halben Jahrhundert lancierte 504 hinterließ große Fußstapfen.

Der Peugeot 504, der als Modell der gehobenen Mittelklasse auf dem Genfer Salon im Frühjahr 1968 sein Debüt gab, kam auf Anhieb gut an. Das lag zunächst einmal an seiner schicken Linienführung, für die Pininfarina verantwortlich zeichnete. Dank stimmiger Proportionen so elegant wie seriös, setzte die viertürige Limousine mit dem kecken Knick im Kofferraumdeckel ebenso Akzente wie mit ihren trapezförmigen, den Kühlergrill einfassenden Scheinwerfern. Diese ließen den 504 viel moderner und freundlicher wirken als den zunächst weitergebauten 404 mit seiner antiquierten Karosserie-Architektur und dem grimmigen Blick.

Bei der Marke mit dem stilisierten Löwen im Firmenlogo sind sie noch heute stolz auf dieses Stilmittel, das nicht Pininfarina, sondern Paul Bouvot als Leiter des firmeneigenen Centre Style gefunden und durchgesetzt hatte. Sergio Pininfarina soll sogar begeistert gewesen sein: Ihn erinnerten, so hieß es, die formvollendeten Scheinwerfer an die Augen von Filmdiva Sophia Loren. Na denn.

Nicht nur formal, auch technisch überzeugte der in Sochaux gebaute, selbstragend ausgelegte Peugeot 504, er bot – in dieser Fahrzeugklasse 1968 noch keine Selbstverständlichkeit – Einzelradaufhängung rundum sowie Scheibenbremsen an allen vier Rädern. Zunächst mit dem überarbeiteten, in Vergaser- oder Einspritzversion erhältlichen 1,8-Liter-Vierzylinder des 404 bestückt, erschien 1970 ein Zweiliter-Aggregat, dessen „Injection“ genannte Ausführung mit Kugelfischer-Einspritzanlage stattliche 104 PS leistete. Der eher brave Peugeot 504 zeigte plötzlich seine Krallen und verwandelte sich in einen 170 km/h schnellen Reisewagen, der sich vor einem BMW 2000 nicht zu verstecken brauchte.

Respekt! Da ließen es die wenig später folgenden Diesel-Modelle beschaulicher angehen: Nagelnde Selbstzünder waren seit vielen Jahren fester Bestandteil der Peugeot-Palette, ebenso wie die Kombis Break, Commerciale und Familiale, die von 1971 an die 504-Baureihe ergänzten. Mit längerem Radstand und klobiger Heckpartie mochte ihnen der Charme der Limousine fehlen, dafür bestachen sie durch jede Menge Stau- und Laderaum. Der Familiale ließ sich durch eine zweite Rückbank sogar vom Fünftürer in einen Kleinbus mit sieben Sitzen verwandeln.

Als Reaktion auf die Ölkrise 1973 präsentierte Peugeot eine etwas missverständlich Peugeot 504 L bezeichnete Sparversion mit Bandtacho, 79 PS sowie hinterer Starrachse samt Trommelbremsen. Um die Verhältnisse wieder geradezurücken, hieß die Vergaserversion der Limousine von da an 504 GL, der Einspritzer 504 TI. Dann wurde es rustikal: 1979 erweiterte der auch als Fahrgestell mit Führerhaus lieferbare 504 Pick-up das Programm, dem ein Jahr später der von Peugeot offiziell vertriebene Dangel 4×4 folgte, eine Allradversion des Break und des Pick-up von Automobiles Dangel.

Bevor der Peugeot-Freundeskreis nun endgültig unruhig wird: Nein, wir haben die bildschönen zweitürigen Varianten des 504 natürlich nicht vergessen. Exakt ein Jahr nach Vorstellung des Viertürers, auf dem Genfer Salon im Frühjahr 1969 enthüllt, sorgten 504 Coupé und Cabriolet mit ihrer wunderbar harmonischen Linienführung für Begeisterung. Von Pininfarina-Designer Aldo Brovarone federführend geformt, übernahm der italienische Karosserieschneider auch gleich ihre Fertigung.