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Osterbotschaften der Kirchen: „Liebe Jesu ist radikalstes Gegenprogramm zur Ausgrenzung“

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Gedenken an die Auferstehung Jesu Christi von den Toten: Ein Priester zündet in der Osternacht vor dem Münster in Freiburg die Osterkerze an.

Vor dem Hintergrund der Debatte über Integration und Armut haben führende Vertreter der Kirchen in ihren Osterpredigten zu Zusammenhalt aufgerufen.

In ihren Predigten zu Ostern haben führende Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland zu einer Überwindung der gesellschaftlichen Spaltung und einem friedlichen Miteinader der Kulturen aufgerufen.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, rief in seiner Osterpredigt zur Übernahme von Verantwortung auf. Die biblische Osterbotschaft mache die Menschen frei und eröffne ihnen neue Lebensmöglichkeiten, sagte Marx am Sonntag im Münchner Dom. Eine friedliches Zusammenleben in einer Kultur der Freiheit sei jedoch kein Selbstläufer. Es brauche viele Menschen, die ihre Freiheit verantwortlich und überzeugend leben.

Ostern sei für die Menschen eine „Explosion“ und ein „Qualitätssprung“ in eine neue Lebenswirklichkeit, sagte der Erzbischof von München und Freising. Von der Ostererfahrung gehe die Hoffnung aus, dass ein Miteinander auch von Menschen unterschiedlicher Glaubensüberzeugungen und Kulturen gelingen könne. Mit dem österlichen Glauben seien die Menschen wirklich frei, und nicht verdruckst, in sich verklemmt oder voller Misstrauen und Angst.

In der Auferstehung Jesu habe Gott einen „Aufstand gegen alle Mächte des Todes angezettelt, gegen alle Mächte des Hasses, der Gewalt und der Sünde“, betonte der Kardinal. Die Überwindung dieser Mächte durch die Ostererfahrung gehöre zum „Kern der christlichen Identität“ und zur christlichen Prägung dieses Landes.

Bedford-Strohm warnt vor Ausgrenzung

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, rief in seiner Osterpredigt zu gesellschaftlichem Zusammenhalt auf. Gleichzeitig warnte er am Sonntag im Berliner Dom davor, Arme und Schwache aus der Gesellschaft auszugrenzen. Jeder Mensch müsse spüren und erfahren, dass er Teil dieser Gesellschaft sei, „dass er gewollt ist, dass er gebraucht wird, dass er einfach sein darf, dass er eine Würde hat“, sagte der Ratsvorsitzende laut Manuskript. „Dass alle Menschen in unserer Gesellschaft, auch die schwächsten und verletzlichsten, in diesem Gefühl leben können, das ist die große Aufgabe in Politik und Gesellschaft der nächsten Jahre.“

Bedford-Strohm warnte vor den Folgen, die sich aus der Ausgrenzung ergäben. Es sei schlimm, wenn Menschen reduziert würden auf das Erfüllen einer bestimmten Funktion, ohne die sie nichts wert seien, und wenn sie danach beurteilt würden, ob sie gesellschaftlichen Normen entsprächen. Hier könne man die „Radikalität der Ostererfahrung“ gar nicht stark genug betonen, erklärte der Ratsvorsitzende, der zugleich bayerischer Landesbischof ist.

„Wenn Jesus wirklich lebt und heute in uns wirkt, dann ist der Weg aus dem Dunkel der Ausgrenzung tatsächlich gewiesen“, sagte Bedford-Strohm. Denn die Liebe Jesu, „das radikalste Gegenprogramm zur Ausgrenzung, das man sich vorstellen kann“, habe am Ende gesiegt. Die Osterbotschaft, bei der Jesu Auferstehung gefeiert wird, wecke in ihm nicht nur die Freude über den Sieg des Lebens über den Tod, sondern auch „darüber, dass die Welt nicht so bleiben muss, wie sie ist“, erklärte Bedford-Strohm.