Gesellschaft

Uniklinik Frankfurt: Zu wenige Betten für junge Patienten

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Voll belegt: Die Ärzte und Pfleger der Kinderklinik kommen ganzjährlich an ihre Grenzen.

Durch die Grippewelle stößt die Kinderklinik des Frankfurter Uniklinikums an ihre Grenzen. Allerdings ist das nicht nur während Krankheitswellen so.

In der Kinderklinik des Uniklinikums herrscht seit Tagen Ausnahmezustand. Die Grippewelle hat viele schwerkranke Kinder und ihre besorgten Eltern hierhingeführt. Nun sitzen sie im Wartezimmer. Manchmal stundenlang. Das Personal arbeitet unter Hochdruck, freie Betten gibt es keine mehr. Der Leiter der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Thomas Klingebiel, schlägt Alarm. „Die Grippekranken sind nur die Spitze des Eisbergs“, sagt er. Denn die Klinik stoße nicht mehr nur während saisonal typischer Krankheitswellen an ihre Belastungsgrenzen, sondern 365 Tage im Jahr. Klingebiel sieht darin ein Versagen der Bundespolitik.

Die Klinik ist immer voll belegt

Aktuell verfügt die Klinik über 130 Betten – zu wenige, wie der Chefarzt sagt. Die Zahl der Kinder, die stationär aufgenommen würden, habe in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen. Waren es 2015 noch 4600 junge Patienten, wurden im Jahr darauf schon 5020 stationär versorgt. „Wir sind praktisch immer voll belegt“, sagt Klingebiel. Für diese Dauerauslastung hat er eine einfache Erklärung: Frankfurt wachse. Durch Zuzug von außen, aber auch durch eine gestiegene Geburtenrate. Man habe diese demographische Entwicklung unterschätzt. In den vergangenen Jahren habe sich der Blick vor allem auf die alternde Gesellschaft gerichtet, und die Kindermedizin sei vernachlässigt worden. „Man hat geglaubt, dass man mehr Geriatriebetten braucht und die Kinderbetten fast abschaffen kann.“ Von der neuen Bundesregierung fordert Klingebiel ein Umdenken. „Das ist kein Frankfurt-Problem, das ist auch kein Hessen-Problem. Das ist ein Problem der Gesundheitspolitik.“