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Cigarette 41’SD GT3: Wolle mer’n auf’n Rhoi losse?

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Wenn die Cigarette losdampft, verschwimmt der Hintergrund.

Richtgeschwindigkeit und ein bisschen mehr nicht auf der Autobahn, sondern mitten auf dem Rhein. Mit der Cigarette 41’SD GT3 geht das, wenn gerade mal kein Verkehr ist.

Auf dem Wasser geht es nicht so schnell zu wie auf der Straße. Das nasse Element bietet einfach zu viel Widerstand. Relativieren lässt sich das mit Leistung. Die 2200 PS (1640 kW) der Cigarette 41’SD GT3 sollen den Flitzer zum schnellsten Konsolenboot der Welt machen. Ob das stimmt, konnten wir ausprobieren.

Das Cigarette Racing Team bei Miami in Florida kann auf eine ähnlich erfolgreiche Renngeschichte im Bootssport zurückblicken wie die Mercedes-Tochtergesellschaft AMG im Motorsport. Das führte zu einer Allianz der Marken. Von den rennfertigen AMG-Modellen inspiriert, gibt es regelmäßig Sondermodelle von Cigarette. Dazu gehört auch die 41’SD GT3. Der Zusatz GT3 verrät, dass es sich um eine vom Mercedes-AMG GT3 inspirierte Version im Renntrimm handelt.

So spektakulär wie die Boote ist auch die Firmengeschichte. Don Aronow hatte 1959 genug von seinem Baugeschäft und wollte sich zur Ruhe setzen. Immerhin war er im taufrischen Alter von nur 32 Jahren zum Multimillionär geworden. Also zog er ins warme Florida, um sich seinem Hobby zu widmen, dem Fahren von Bootsrennen. Die Boote baute er selbst. Die 1962 gegründete Firma Formula Marine wurde nach ersten Erfolgen schnell verkauft. 1964 gründete er Donzi Marine, um die Werft ein Jahr später ebenfalls zu verkaufen. Mit der nächsten Gründung Magnum Marine gelangen ihm zwei Weltmeisterschaften. Natürlich wurde auch dieser Laden wieder versilbert. Allerdings mit einer Klausel im Vertrag, dass Aronow nicht sofort mit dem Bootsbau weitermachen darf. Daran hielt er sich nicht. Zur Tarnung nutzte er die Werft von Elton Carry und begann sofort mit seiner nächsten Konstruktion, mit der er den zweiten Weltmeistertitel innerhalb von drei Jahren holte. Als er 1970 offiziell wieder Boote bauen durfte, gründete er das Cigarette Racing Team.

Ein großer Wurf gelang mit dem Rennkatamaran Blue Thunder. Das Boot gefiel auch dem amerikanischen Zoll. Die Staatsdiener sollten damit Drogenschmuggler jagen, denn die waren mit ihren schnellen Booten kaum zu schnappen – die Ganoven waren in Cigarettes unterwegs. Die konträren Geschäftsinteressen der beiden Kundengruppen blieben nicht ohne Folgen. Am 3. Februar 1987 wurde Aronow in seinem Auto in Miami von Kriminellen erschossen. Das Cigarette Racing Team überlebte bis heute. In Deutschland kümmert sich Alfred Zurhausen mit seiner Marine-Partner-Network GmbH & Co KG gleich um zwei ehemalige Marken des Unternehmers. Neben den Booten von Cigarette ist hier auch seine erste Marke Formula im Programm.

Von der schnittigen Linienführung und auffälligen Lackierung einmal abgesehen, wirkt die Cigarette 41’SD GT3 ganz harmlos. Dass der Flitzer vor Kraft kaum laufen kann, sieht man ihm auf den ersten Blick kaum an. Auch die Ausstattung ist wenig spektakulär. Das Teakdeck wird über ein Tor steuerbord betreten. Elegant sind die Sitzgelegenheiten in Form einer nach achtern ausgerichteten sowie einer nach vorne orientierten Sitzbank, die unmittelbar vor der Sonnenliege im Heck plaziert ist. Ein Element, das man auf solch einem Renner nicht erwartet. Unter dem Liegepolster verbergen sich die Motoren. Markante seitliche Öffnungen zur Belüftung deuten darauf hin, dass die Benziner hier ihren Frischluftbedarf decken und die Wärme entweichen kann. Eine Badeplattform fehlt. Spätestens hier wird klar, dass man es nicht mit einem Freizeitboot zu tun hat.