Gesellschaft

#twitternwierueddel: Pflegekräfte führen CDU-Politiker auf Twitter vor

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Kaum Zeit zum Handhalten: Auf Twitter enthüllen Pflegekräfte Details aus ihrem stressigen Arbeitsalltag.

CDU-Politiker Erwin Rüddel wirbt auf Twitter für mehr positive Berichte aus der Pflege. Die Pfleger antworten mit erschütternden Anekdoten aus ihrem Arbeitsalltag – und machen sich über den CDU-Politiker lustig.

Eigentlich wollte Erwin Rüddel nur ein bisschen für die Groko werben. Der Vorschlag des CDU-Politikers und Vorsitzenden des Gesundheitsausschusses im deutschen Bundestag: positive Stimmung verbreiten. Allerdings forderte er das nicht von seinen Groko-Mitstreitern, sondern von denjenigen, die von den bisherigen Verhandlungsergebnissen von SPD und Union alles andere als begeistert sind: den Pflegekräften.

8000 zusätzliche Pflegestellen will die große Koalition schaffen. Das reicht nicht einmal für eine Stelle pro Heim, wie der Pfleger Alexander Jorde bemerkte. Jorde war zu kurzfristiger Berühmtheit gelangt, nachdem er Angela Merkel bei „Hart aber fair“ mit kritischen Fragen zum Thema Pflege bombardiert hatte. Erwin Rüddel aber findet: Es gibt nicht immer nur Anlass zu meckern. Er fragte auf Twitter nach einem Deal: Unter dem Hashtag #gutezeitenfürgutepflege sollten Pflegende eben auch mal gut über Pflege reden – und so wieder mehr Menschen für den Beruf begeistern. Im Gegenzug erbot er ein konsequenteres Handeln der Politik.

Der Hashtag Rüddels fand nicht viel Anklang, ebenso wenig wie sein Vorschlag eines positiveren Diskurses über die Pflegeberufe. Im Gegenteil, bundesweit empörte sich Pflegepersonal über Rüddel und kreierte einen neuen Hashtag: #twitternwierueddel. Seither twittern Pflegerinnen und Pfleger unter diesem Hashtag über ihren Arbeitsalltag – und enthüllen dabei erschütternde und traurige Details eines Knochenjobs, der nicht nur geistig und körperlich beansprucht, sondern der oft auch durch bürokratische Hürden erschwert wird.

So erzählen Pfleger von sterbenden Patienten, für die sie keine Zeit haben, von schikanierenden Vorschriften und dem Gefühl, es niemals recht machen zu können. Sie offenbaren Details, die betroffen machen und erhalten viel Zuspruch im Netz – nur Erwin Rüddel hat sich noch nicht zu seinem eigenen Hashtag geäußert.