Essen & Trinken

Spezialität aus China: Die schärfsten Nudeln in der Stadt

• Bookmarks: 2


Scharf wie in der Kindheit in China: Chongqing-Nudeln sind mit viel Chili gemacht.

Die „Chung King Noodles“ haben es wirklich in sich. Weil es in Berlin keine richtig scharfen Nudeln wie aus ihrer Kindheit gab, brachte Ash Lee die Spezialität aus China in die deutsche Hauptstadt. Jetzt ist es ein Erfolg.

Was hilft gegen triste Wintertage, an denen sich nicht nur die Sonne hinter einer grauen Wolkendecke versteckt hat, sondern auch der Berliner Fernsehturm in dichtem Nebel verschwindet? „Manche Menschen gehen in die Sauna, ich mache Chili-Detox“, so Ash Lee, die Frau hinter „Chung King Noodles“. Die 35 Jahre alte Chinesin serviert in ihrem Pop-Up die wohl schärfsten Nudeln Berlins. Die kleine Küche, in der sie arbeitet, gehört zu „The Hidden“, einer Eventlocation mit unverputzten Wänden, langem Holztisch und zusammengewürfelten Stühlen in einer kleinen Seitenstraße im Prenzlauer Berg. Jeden Freitag und Samstag bis Ende Januar findet hier das sogenannte „Lunch Takeover“ von zwölf bis 15 Uhr statt. Noch kurz bevor es losgeht, ist die selbst gelernte Köchin ganz entspannt. „Ich mag es, vorbereitet zu sein.“ Deshalb hat sie auch die meisten Aufgaben für die Zubereitung ihrer beiden Nudelvarianten – einmal mit Schwein- und Rinderhackfleisch und die vegane Version mit Schälerbsen in einer Meeresalgenbrühe – schon am Vorabend erledigt. Stattdessen trinken wir nun chinesischen Milchtee, natürlich scharf gewürzt. Wie war das also mit dem Chili-Detox? „Ich esse manchmal Nudeln zu Hause oder gehe in ein Restaurant, gebe richtig viel Chili hinzu, lege einen Stapel Servietten neben mich und fühle mich danach einfach sehr gut. Es mag komisch klingen, aber es ist das Gleiche, wie wenn man in die Sauna geht.“

Und dieses gute Gefühl will auch Ash Lees Nudelgericht verbreiten: Xiao mian – Chongqing-Nudeln – sind eine Spezialität der Szechuanküche und kommen, wie ihr Name bereits verrät, aus der Großstadt im Südwesten Chinas mit mehr als 28 Millionen Einwohnern. Ein traditionelles Rezept gibt es nicht. „Es ist wohl wie in Italien. Da hat auch jede Mamma ihr eigenes Rezept für Bolognese“. Folgende Zutaten finden sich aber so gut wie in jeder Schüssel Chongqing-Nudeln: Chili-Öl, Sojasoße, Knoblauch, Ingwer, Sesampaste, Frühlingszwiebeln, eingelegtes Wurzelgemüse, Schmalz und – ganz wichtig – Szechuanpfeffer mit seinem Zitronenaroma.

„Die Mutter einer guten Freundin aus Chongqing hat für uns immer die Nudeln gekocht. Sie werden dort zum Frühstück, Mittag- und Abendessen gegessen.“ Was ist das Geheimnis ihrer Nudeln, das die Berliner Schlange stehen lässt – und das selbst bei Minustemperaturen? „Es ist nicht wirklich ein Geheimnis. Man muss es einfach wirklich lieben, denn die meisten Zutaten benötigen eine lange Vorbereitungszeit. Die Zubereitung des Chili-Öls zum Beispiel dauert allein zwei bis drei Stunden.“ Darauf legt sie besonders großen Wert. „Ich brate verschiedene Chilisorten bei sanfter Hitze an und mische sie dann zusammen. Die Öltemperatur ist dabei sehr wichtig. Wenn sie zu hoch ist, verbrennen die Chilis, wenn sie zu niedrig ist, bekommt das Öl keinen Geschmack.“ Sie lacht auf als sie erzählt, wie manche Gäste besorgt zu ihr in die Küche kommen und denken, sie hätten eine allergische Reaktion auf ihre Nudeln. Doch das taube Gefühl im Mund soll so sein. Es ist keine Allergie, sondern einfach die Wirkung des Chili.

Seit den ersten Pop-ups letzten Sommer ist „Chung King Noodles“ nach wie vor eine One-Woman-Show. Ash Lee selbst stammt aus Shanghai und kam 2011 der Liebe wegen nach Berlin. Nachdem sie zuvor für die Öffentlichkeitsarbeit einer Immobilienfirma zuständig war, durfte sie aufgrund von Visabestimmungen die nächsten drei Jahre nicht arbeiten. „Ich hatte so viel Zeit, das war wirklich Luxus für mich. Mein Job davor war sehr stressig, also musste ich etwas finden, was mich wirklich interessiert.“ Sie kommt aus einer Familie, die Essen liebt und rief den Supperclub „Chi Fan“ ins Leben, wo sie chinesische Speisen abseits von frittiertem Hähnchenfleisch mit Süß-Sauer-Soße serviert. Doch während die Küche aus ihrer Heimatstadt keinerlei Chili verwendet, ist es gerade das, was sie an der Szechuanküche so schätzt. „Die Szechuanküche verwendet viele Gewürze, vor allem Chili und fermentierte Bohnenpaste sind sehr wichtig.“

Möchte sie irgendwann auch ein eigenes Restaurant eröffnen? „Berlin ist so eine großartige Stadt für Pop-ups. Die Leute sind sehr international und aufgeschlossen. Ich habe mir das Kochen selbst beigebracht und lerne immer noch Schritt für Schritt. Eins nach dem anderen.“