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F.A.S. exklusiv: Warum VW-Diesel doch nachgerüstet werden können

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Rüstet Volkswagen seine Diesel-Modelle jetzt nach? VW-Autos stehen auf einem Parkplatz im amerikanischen Michigan.

Hoffnung für Hunderttausende Diesel-Fahrer in der Abgas-Affäre: Der VW-Konzern hat in Tests bewiesen, dass zahlreiche seiner Modelle auch in der Hardware nachgerüstet werden können. Unklar ist, wer die Kosten dafür trägt.

Hunderttausende Diesel-Fahrer können sich Hoffnung machen, dass ihre Autos aufwendig nachgerüstet werden, um den Ausstoß von Stickoxiden zu verringern. Politik und Umweltschützer fordern dies schon lange, ein Gutachten der Bundesregierung legt diesen Schluss nun ebenfalls nahe, nur die Autoindustrie hat sich bisher dagegen mit aller Macht gesperrt. Ihr Angebot war bisher ausschließlich eine Auffrischung der Software, gegen eine Nachrüstung der Hardware haben sich die Autohersteller einmütig gewehrt: technisch nicht möglich, zu kompliziert, zu teuer sowieso, das waren die Argumente.

Aus dieser Phalanx schert Volkswagen, der weltgrößte Autohersteller, jetzt aus. Ingenieure des Konzerns haben bewiesen: Die Technik ist nicht das Problem. Nach Informationen der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (F.A.S.) hat VW in Wolfsburg das Verfahren getestet, und dabei mit mehreren Autos vorexerziert: Es geht doch. Mit baulichen Eingriffen in den Motor, unter anderem mit einem neuen Katalysator, lassen sich die Nox-Werte (Stickstoffoxid) deutlich senken – nicht für alle Modelle wohlgemerkt (in manchen ist der Platz zu eng), aber doch für etliche.

2500 Euro Kosten je Auto

Im Endeffekt könnten so mehrere Hunderttausend VW-Fahrzeuge der Abgasnorm „Euro 5“, die auf Deutschlands Straßen unterwegs sind, nachgerüstet werden. Diese schaffen nach dem Eingriff zwar nicht die Norm „Euro 6“, der Luftreinheit ist trotzdem erheblich gedient.

Mehrere entsprechende Erprobungsfahrzeuge haben die VW-Techniker bereits erfolgreich umgerüstet. Die ganze Angelegenheit ist nur ziemlich teuer: Von 2500 Euro Kosten je Auto ist die Rede, woraus sich angesichts der Menge an nachzurüstenden Fahrzeugen rasch Milliardenbeträge ergeben.

Geht es nach der Politik, haben die Autohersteller diesen Aufwand zu tragen – was die natürlich ganz anders sehen. Die Nachrüstung auf den Kunden abzuwälzen, ist schwer möglich, zumal der Autobesitzer dann eine Garantie bekommen müsste, auch künftig in die Innenstädte fahren zu dürfen – selbst ohne „Euro 6“-Siegel.

Der VW-Konzern wollte den Sachverhalt nicht kommentieren, zumal die Gemengelage heikel ist: VW-Chef Matthias Müller hat die Branche jüngst schon gegen sich aufgebracht, als er forderte, die Diesel-Subventionen abzuschaffen. Auch die Nachrüstung der Motoren ist nicht mit den Wettbewerbern abgestimmt. Alle gemeinsam fürchten sie, dass die Politik sie verpflichtet, die Motoren auf eigene Kosten nachzurüsten.

Der Handlungsdruck ist enorm. Am 22. Februar entscheidet das Bundesverwaltungsgericht, ob Dutzende deutsche Kommunen Fahrverbote verhängen dürfen wegen erhöhter Stickoxid-Konzentrationen. Gegen 72 deutsche Städte wurde von der EU-Kommission ein Verfahren eröffnet, weil die von ihr verordneten Grenzwerte für den Schadstoffgehalt in der Luft nicht eingehalten werden.