Ausland

Trumps Massenausweisung: Zurück in die Unsicherheit

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Demo für das Aufnahmeprogramm TPS (Temporary Protected Status) in Washington

200.000 Salvadorianer sollen bald die Vereinigten Staaten verlassen. So will es Präsident Trump. Was hat diese Menschen über die Grenze getrieben, und was erwartet sie in ihren Heimatländern?

Die Regierung Trump macht ernst und will etwa 200.000 Salvadorianer in ihr Herkunftsland zurückschicken. Die meisten der Betroffenen flüchteten 2001 in die Vereinigten Staaten, nachdem mehrere schwere Erdbeben ihre Lebensgrundlage in El Salvador zerstört hatten. Ein 1990 unter der Regierung von George Bush eingeführtes humanitäres Programm namens „Temporary Protected Status“ (TPS) garantierte ihnen das Aufenthaltsrecht sowie eine Arbeitserlaubnis. Präsident Donald Trump will dieses Programm bald auslaufen lassen. Den Salvadorianern bleibt Zeit bis September 2019, um die Vereinigten Staaten zu verlassen.

Die amerikanischen Migrationsbehörden liegen nicht falsch in ihrer Einschätzung, dass das Motiv der Auswanderung – die Erdbeben-Katastrophe von 2001 – heute nicht mehr existiere. Das Programm schützt jedoch nicht nur Migranten aus Ländern, die von Naturkatastrophen betroffen sind, sondern vor allem auch Personen aus Konfliktgebieten. Hier beginnt die Grauzone.

Gewalt, Erpressung, Drohungen

Für viele Salvadorianer ist ihr Heimatland in den vergangenen Jahren nämlich zu einem grausamen Konfliktgebiet geworden. Dasselbe gilt für Honduras und Guatemala. Die drei Länder des sogenannten Nord-Triangels Zentralamerikas haben eines gemeinsam: Sie sind von Diktaturen, wirtschaftlicher Misere, Korruption und Gewalt gezeichnet.

Waren es früher vor allem Wirtschaftsflüchtlinge, die nach Norden flüchteten, so sind es heute immer mehr Vertriebene. Sie flüchten vor der grassierenden Gewalt, vor Erpressung und Bedrohung, denen sie in ihren Ländern ausgesetzt sind. El Salvador und Honduras gehören mit Mordraten von 60 Fällen auf 100.000 Einwohner zu den gefährlichsten Staaten der Welt.

In etlichen Städten der drei Länder ist die Mordrate noch weitaus höher. Zum Teil verfeindete und äußerst aggressive Verbrecherbanden kämpfen um die Vormacht im Drogen- und Waffenhandel und machen das Leben der Bevölkerung zur Hölle. Zentralamerikaner, die es über die Grenze nach Mexiko schaffen, weisen laut der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ nicht selten dieselben Symptome auf wie Flüchtlinge aus Kriegsgebieten: Sie sind unterernährt, haben physische Gewalt erlitten und leiden unter posttraumatischem Stress. Schockierend viele Frauen sind vergewaltigt worden.

Nach den Salvadorianern dürften die Honduraner die nächsten sein, die Trumps Regierung in ihre Heimat zurückschicken will. Es sind Migranten, die oft schon mehr als ein Jahrzehnt in den Vereinigten Staaten leben, sich dort eine Existenz aufgebaut und eine Familie gegründet haben, deren Kinder in den Vereinigten Staaten geboren und aufgewachsen sind. Diese Menschen stehen bald vor der Wahl, in die Illegalität zu flüchten oder nach Zentralamerika zurückzukehren – in Länder, in denen sie nicht nur einer ständigen Bedrohung ausgesetzt sind, sondern auch kaum wirtschaftliche Perspektiven haben. In Honduras und Guatemala leben rund 60 Prozent der Bevölkerung in Armut, in El Salvador knapp ein Drittel.

Die geplanten Massenrückführungen hätten auch wirtschaftliche Auswirkungen auf die Herkunftsländer in Zentralamerika. So sind die Landsleute im Ausland in den vergangenen Jahren zu einer bedeutenden wirtschaftlichen Komponente geworden. Sie haben 2015 Milliarden Dollar in ihre Heimat geschickt, wobei der größte Teil aus den Vereinigten Staaten stammt. Im Falle von El Salvador waren es 2016 rund 4,2 Milliarden Dollar, das entspricht etwa 17 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Im Falle von Honduras haben die Überweisungen aus dem Ausland ein noch größeres Gewicht.