Leib & Seele

Glow-Trend: Glanz Gut

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Mit geschminktem Glow: Kim Kardashian.

Die Haut soll heute nicht mehr nur straff sein – sie soll strahlen. Auch beim Glow-Trend geht es um den Wunsch nach ewiger Jugend.

Shannon Dellimore ist in Südkalifornien aufgewachsen. Der Glow wurde ihr gewissermaßen in die Wiege gelegt. Also der strahlende Teint, der zur Mimik dieser immer gutgelaunten und gesunden Städter nicht besser passen könnte. Sie verkörpern die Lebenshaltung, die viele Menschen, die fernab von Los Angeles leben, noch bis vor wenigen Jahren als unerträglich lifestylig und unerträglich oberflächlich empfanden. „Wir haben hier wunderschöne Strände, Orte zum Wandern, das Wetter ist meistens gut“, sagt Shannon Dellimore, die Gründerin der Marke Glamglow. „Das prägt den Lebensstil und hilft auch dem Teint.“ Den Glanz, den ein paar Stunden an der frischen Luft bei Sonnenschein auf der Haut hinterlassen können – den will sie in einer Beauty-Linie konserviert haben.

Heute rühren sich auch Menschen fernab von Los Angeles Chia-Samen in den Joghurt und pürieren grünes Gemüse zu Smoothies, heute erinnern die Meditations-Apps auf dem Handy sie einmal am Tag daran, tief in sich selbst hineinzuhorchen – da ist auch der gesunde Glow in Schönheitsfragen ein Thema.

Es ist die große Erleuchtung der Beauty-Industrie: Flüssiges Make-up, Tagescremes, Highlighter, Bronzer-Stifte sind nun mit Glanzpartikeln angereichert, die das Gesicht zum Strahlen bringen sollen. Als würde sein Besitzer ein besonders gesundes Leben führen. Die Produkte heißen: Candleglow Soft Luminous Foundation (Laura Mercier), Météorites Baby Glow Rosy (Guerlain), Follow the Sun Glow Stick (Bobbi Brown). Unter den Stars, die beim Strobing – wie der Look im Fachjargon genannt wird – mitmachen, sind Cate Blanchett, Karlie Kloss, Kim Kardashian, Kendall Jenner.

Glanz, das ist nicht mehr ein Fall fürs Puderblatt, diese dünnen Schönheits-Löschpapiere, die in den Neunzigern und bis Anfang des neuen Jahrtausends zur Handtaschenausstattung vieler Frauen gehörten. Glanz ist jetzt gut, zumindest an den richtigen Stellen – auf den Augenlidern und unter den Brauen, auf den Wangenknochen und an den Schläfen. Eher nicht in der T-Zone.

Aber auch hinter dem Glow-Trend steckt der Wunsch nach ewiger Jugend, nach der Zeit im Leben, in der die glatte Haut von Natur aus strahlt. „Bei jungen Menschen ist das Bindegewebe straff, die Haut hat eine starke eigene, natürliche Spannung“, sagt Ulrike Blume-Peytavi, kommissarische Klinikdirektorin der Dermatologie an der Charité in Berlin. Die Haut ist gut durchblutet, also sieht sie auch rosig aus. Mit dem Alterungsprozess und Umwelteinflüssen erlebe sie dann einen Strukturwandel. „Sonneneinstrahlung führt zu einer Brüchigkeit der elastischen Fasern, zu gelblichen Veränderungen“, sagt die Dermatologin. „Und mit zunehmend schlechterer Durchfeuchtung der Haut kommt es dazu, dass sie eher stumpf und fahl wirkt.“

Das Angebot an Behandlungen, mit denen man dagegen vorgeht, wird größer. Das dürfte auch daran liegen, dass die Menschen immer älter werden. „Die Wünsche steigen mit den Möglichkeiten“, sagt Blume-Peytavi. Unterstützende Durchfeuchtung der Haut durch Pflegeprodukte oder Fruchtsäurepeelings, bei denen die oberflächlichen Schichten abgeschält werden, seien für einen gleichmäßigeren Teint zu empfehlen, sofern man sie in sonnenarmen Zeiten vornehmen lässt.

Umstrittener ist das sogenannte Dermaplaning, das Abrasieren von dünnen Haaren mit einer scharfen Klinge, das besonders in den Vereinigten Staaten ein Thema ist. Wenn die Härchen die Aufgabe haben, Talg und Dreck wieder herauszuleiten, sorgen sie eben auch dafür, dass das teure Anti-Aging-Produkt nicht so weit kommt, wie es seinen Besitzern eigentlich lieb wäre.

Dann doch besser den Glanz im Glas. Anfänger können sich mit Vaseline oder Kokos-Öl an entscheidende Stellen herantasten. Shannon Dellimore sagt, sie verwende täglich die Tagescreme ihrer Linie. „Die Haut wird nie strahlen, wenn sie nicht richtig durchfeuchtet ist.“ Es ist der erste Schritt zu richtigem Glanz. Zur großen Erleuchtung kann man auch über simple Erkenntnisse kommen.