Ausland

Streit um Justizreform: Polen rechnet mit Verfahren der EU-Kommission

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Der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki trifft am 14. Dezember 2017 zum Beginn des EU-Gipfels in Brüssel ein.

Ein Rechtsstaatsverfahren gegen einen Mitgliedsstaat wäre eine Premiere in der EU. Polen könnte dadurch seine Stimmrechte verlieren. Tausende Polen singen unterdessen gegen die umstrittenen Justizreformen an.

Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki rechnet nach eigenen Worten damit, dass die EU-Kommission im Streit um die Justizreform seines Landes ein Rechtsstaatsverfahren einleitet. Nach seinem Verständnis sei die Entscheidung gefallen, am nächsten Mittwoch das Verfahren nach Artikel 7 gegen Warschau auszulösen, sagte Morawiecki am Donnerstagabend am Rande des EU-Gipfels in Brüssel. Zugleich kündigte er weitere Gespräche mit den Partnern an, um das als unfair empfundene Verfahren abzuwenden. Es könnte am Ende dazu führen, dass Stimmrechte Polens ausgesetzt werden.

Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete, dass die EU-Kommission die Einleitung dieses beispiellosen Schritts für den Fall vorbereite, dass Morawiecki keine Umkehr zusage. Ein Kommissionssprecher betonte allerdings auf Anfrage, noch sei nichts entschieden.

Premiere in der Geschichte der EU

Es geht um ein Verfahren nach Artikel 7 der EU-Verträge wegen der „eindeutigen Gefahr einer schwerwiegenden Verletzung“ der Rechtsstaatlichkeit. Die Klausel wurde bislang noch gegen keinen Mitgliedsstaat angewandt und gilt als extrem harte Sanktion. Hintergrund ist der Umbau der Justiz in Polen durch die Regierungspartei PiS. Die EU sieht dadurch die Unabhängigkeit der dortigen Justizbehörden gefährdet.