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Freiwillige vor: Die Gräben bei Siemens werden immer tiefer

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Aufgebrachte Siemens-Beschäftigte planen für Montag eine Menschenkette.

Wenn sich genug Freiwillige melden, braucht’s bei Siemens keine betriebsbedingten Kündigungen. Mit diesem Argument will Personalvorstand Kugel die Arbeitnehmer besänftigen. Die wollen sich aber nicht so leicht zufrieden geben.

Beim geplanten Abbau Tausender Stellen in Deutschland setzt Siemens auf die Gesprächsbereitschaft von Arbeitnehmervertretern und Betriebsräten. „Ich hoffe, dass die Gewerkschaft vom Protest zum Dialog finden wird und wir einen Interessenausgleich zustande bekommen“, sagte Personalchefin Janina Kugel der Zeitung „Tagesspiegel“. Der Widerstand der Arbeitnehmervertreter ist bisher massiv. Die IG Metall kündigte am Sonntag neue Demonstrationen an.

Siemens wolle „mit den üblichen Instrumenten“ zu einer Einigung mit den Arbeitnehmern kommen, sagte Kugel. Dazu zählten „Abfindungen, Beschäftigungsgesellschaften, Weiterqualifizierungen, Frühpensionierungen, Altersteilzeit“. Seien genug Mitarbeiter bereit, diesen freiwilligen Maßnahmen zuzustimmen, „dann gibt es keinen Grund, betriebsbedingte Kündigungen auszusprechen“.

IG Metall wirft Kaeser „Kahlschlagspolitik“ vor

Siemens-Gesamtbetriebsratschefin Birgit Steinborn hatte gesagt, die Ankündigung des Vorstands sei „für uns gar keine Basis für Verhandlungen“. Die IG Metall warf Konzernchef Joe Kaeser eine „Kahlschlagspolitik“ vor.

Der Elektrokonzern will wegen schlechter Geschäfte in der Kraftwerks- und Antriebstechnik auf der ganzen Welt rund 6900 Stellen streichen, etwa die Hälfte davon in Deutschland. Zwei Standorte in den sächsischen Städten Görlitz und Leipzig mit zusammen 920 Arbeitsplätzen sollen geschlossen werden. Einschnitte sind auch in Berlin, Offenbach und Erfurt geplant.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow rief die Konzernführung zu deutlichen Bemühungen für den Erhalt des Thüringer Werks auf. „Der Standort Erfurt ist hervorragend aufgestellt und bietet beste Voraussetzungen für die Entwicklung auch alternativer Geschäftsfelder“, sagte der Linken-Politiker der Nachrichtenagentur dpa.

In Berlin wollen an diesem Montag Mitarbeiter für den Erhalt des Siemens-Gasturbinenwerkes demonstrieren. Geplant sei eine Menschenkette, in die sich auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) einreihen werde, um das Werk „vor der von Siemens angekündigten Vernichtung von 300 Arbeitsplätzen zu schützen“, wie die IG Metall am Sonntag mitteilte.