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Technik-Riesen: Warum Samsung auf den Erfolg des iPhones hofft

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Zwischen Apple und Samsung herrscht eine Hassliebe.

Die beiden Smartphone-Konzerne Apple und Samsung gelten als Feinde, die sich gegenseitig das Leben schwer machen. Aber inzwischen verdient Samsung mehr mit Apple-Produkten als mit seinen eigenen.

Samsung und Apple sind Erzgegner, die sich nichts schenken – so die übliche Einschätzung. Die Wirklichkeit ist wie immer etwas diffiziler. Tatsächlich sind die beiden Elektronikriesen sowohl scharfe Konkurrenten als auch gute Geschäftspartner. Seit längerem ist bekannt, dass Samsung als Teilelieferant für das iPhone fungiert. Jetzt gibt es Schätzungen, wie viel die Koreaner an jedem Handy der Amerikaner verdienen. Es scheint mehr zu sein als an den eigenen Geräten, namentlich dem Spitzenmodell Galaxy S8.

Das Analysehaus Counterpoint Technology hat im Auftrag des „Wall Street Journal“ nachgerechnet. Das Ergebnis: Um rund 4 Milliarden Dollar dürfte Samsungs Umsatz mit iPhone-Teilen höher liegen als die Erlöse mit S8-Komponenten. Diese Schätzung geht von einem Zeitraum von zwanzig Monaten nach dem Marktstart des Apple-Handys Anfang November aus. Zwanzig Monate, das ist die Spanne, in der sich üblicherweise der Großteil eines neuen Smartphone-Modells verkauft.

Bis Sommer 2019 soll Samsung den Prognosen zufolge 50 Millionen Stück seines eigenen Galaxy-Spitzenmodells absetzen, Apple wiederum 130 Millionen des Topmodells iPhone X. Dabei könnte Samsung rund 14 Milliarden Dollar von Apple für die iPhone-X-Komponenten erlösen, für die Komponenten des eigenen Galaxy S8 nur etwa 10 Milliarden Dollar. Je Smartphone (das Apple für mindestens 1.000 Dollar an seine Kunden verkauft) muss das Unternehmen aus dem kalifornischen Cupertino rund 110 Dollar nach Korea abzweigen. Teuer kommt vor allem das neue Display mit Oled-Technologie, das Samsung liefert.

„Lovely Opponents“

Selbst wenn Apple lieber einen anderen Lieferanten hätte: Derzeit ist das kaum denkbar. Die schiere Menge der Geräte – im dreistelligen Millionenbereich je Jahr – limitiert das Feld der möglichen Partner erheblich. Und das sowohl mit Blick auf die Chip- und Halbleitertechnik wie auch auf die Handy-Bildschirme. Wie es heißt, ermutigt Apple zwar andere Unternehmen, Produktionskapazitäten für die stark nachgefragten Oled-Displays aufzubauen, darunter Sharp und Japan Display. Doch erst 2019 dürfte es soweit sein, den Bezug dieser Teile stärker zu diversifizieren und damit die Abhängigkeit vom großen Partner Samsung zu verkleinern, glauben Branchenfachleute.

Die Zusammenarbeit zwischen Koreanern und Amerikanern kommt einer regelrechten Hassliebe gleich. Zwar sind Konkurrenten immer wieder voneinander abhängig, unter anderem in der Hausgeräte- und Ölindustrie, wie das „Wall Street Journal“ erläutert. Die komplexe Zusammenarbeit zwischen Apple und Samsung jedoch sei „einzigartig“. Sie basiere auf noch von Apple-Gründer Steve Jobs ausgehandelten Verträgen.

Das unterschiedliche Verhältnis wird jedoch schon an den Kosenamen deutlich: Apple werde von Samsung-Managern gerne als „LO“ bezeichnet, als „lovely opponent“, also als wunderbarer Gegner. Samsung dagegen heiße im Hause Apple nur „Samsung“ – hier herrscht eine generelle Skepsis gegenüber den Produkten aus Korea. Und nicht zuletzt Jobs persönlich hatte noch deutliche Worte gefunden: Den seit Jahren laufenden Patentstreit zwischen den beiden Unternehmen bezeichnete er einst als „thermonuklearen“ Krieg.