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Italienische Mode: Herr Zegna nimmt Maß

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Ermenegildo Zegna beim Interview in Frankfurt

Einst lernte er in einem See in Bayern, wie man seinen Willen stählt. Später machte er das italienische Modehaus seiner Familie zu einem Geschäft, das Milliarden bringt. Gerade erfindet er es neu.

Eine gute Idee, ein robuster Plan und die Entschlossenheit, ihn wirklich durchzuziehen. Ermenegildo Zegna pflegt klare Ansagen zu machen. Gerade war er in China, jetzt ist er in Deutschland, gleich geht es weiter nach Italien, Frankreich, Amerika und wieder zurück. Immer auf dem Sprung, immer auf den Spuren des nächsten Trends. „Timing“, sagt er, „ist in der Mode alles. Timing und Disziplin. Ohne die geht gar nichts.“ Das vergangene Jahr war hart, dieses Jahr wird besser. „Wir wachsen wieder.“ Die Wende ist geschafft und Zegna wieder im Aufwind.

Seit ziemlich genau zwanzig Jahre steht er nun an der Spitze der Firma seiner Familie. Sein Großvater hatte sie als Weberei vor mehr als hundert Jahren gegründet. Dessen Söhne bauten sie aus. Sie boten neben feinem Tuch erstmals auch Anzüge an. Sie machten aus ihrem Namen eine Marke. Heute ist sie milliardenschwer und in der dritten Generation. Sie hat ihre eigene Farm und ihre eigenen Schafe, betreibt Spinnereien, Webereien, Schneidereien und Nähereien, hat Hunderte Läden, einen florierenden Online-Auftritt und ist auf allen wichtigen Märkten der Welt vertreten. Robert de Niro wirbt für sie, Robert Downey und Kevin Costner tragen ihre Anzüge.

Zegna liefert alles aus einer Hand. „Vom Schaf bis zum Shop“, wird der amtierende Chef des Hauses am Ende eines anderthalbstündigen Gesprächs sagen. So könne er sicher sein, dass er die Qualität liefere, die seine Kunden wollen, erwarten und auch bezahlen. Ob Sportliches oder Formelles, ob zeitlos schicker Stil oder vom Zeitgeist getriebener Trends. Ein maßgeschneidertes Stück aus dem Hause Ermenegildo Zegna kann rasch mehr als 5000 Euro kosten. Mode für die Gutbetuchten.

Zegna sitzt am Frühstückstisch eines Frankfurter Hotels. Leichter brauner Anzug, schwarze Schuhe, dunkelblaues Einstecktuch und eine passende Krawatte aus roher Seide. Unter dem Knoten ist mit goldenem Garn ein kleines Schaf gestickt. Das Zeichen der Merino-Farmer in Australien. Am Abend vorher trug er die rote Krawatte mit der Mohair-Ziege. Zegna selbst hat Tausende Tiere. Er macht seine Wolle selbst. Vor ihm stehen ein großes Glas Wasser und ein kleine Tasse Kaffee. Ein Schluck, dann legt er los: „Mein Vater“, sagt er, „hatte diesen Hang zu Deutschland. Er las Kant und Goethe und schickte mich mit siebzehn in ein Camp nach Bayern. Ich sollte Land und Leute kennenlernen, spreche die Sprache auch immer noch ein wenig und bekam damals eine gute Portion Disziplin verpasst.“ Jeden Morgen musste er durch einen See schwimmen. Große Runde, eiskaltes Wasser. „Erst war es schwer, dann gewöhnt man sich daran, und schließlich will man es nicht missen.“ Es härtet ab. „Heute hilft mir das“, sagt er.