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Für Air-Berlin-Meilensammler sieht es schlecht aus

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Ab jetzt wird bei Air Berlin ohne Punkte weitergereist: Passagiere warten auf dem Flughafen Wien auf ihren Flug.

Nicht nur Air Berlin selbst, auch das Vielfliegerprogramm ist jetzt insolvent. Das Eintauschen der Punkte wird schon seit einer Woche verhindert – was rechtlich nach wie vor kritisch ist.

Zehn Tage lang ließ der Air-Berlin-Großaktionär Etihad die Kunden des Air-Berlin-Vielfliegerprogramms Topbonus im Ungewissen. Nun haben sie Gewissheit bekommen, dass die erflogenen oder durch Wagenmieten oder Kontoeröffnungen gesammelten Bonuspunkte keinen Wert mehr haben. Die eigenständige „Topbonus Ltd.“ reichte am Freitag beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg ebenfalls ihren Insolvenzantrag ein. „Aufgrund der aktuellen Situation von Air Berlin und des unmittelbaren Zusammenhangs für das Vielfliegerprogramm hatte Topbonus keine andere Wahl, als diesen Schritt zu gehen“,hieß es zur Begründung.

Das Sammeln von Meilen und auch das Eintauschen in Gratisflüge oder allerlei Sachprämien war ohnehin schon vor einer Woche gestoppt worden. Seitdem befanden sich die Kunden in einem Schwebezustand, den Branchenbeobachter rechtlich als kritisch einstufen. Denn das Unternehmen, das mehrheitlich nicht Air Berlin, sondern deren Großaktionär Etihad gehört, schien nach dem Air-Berlin-Insolvenzantrag weitgehend schweigend den Betrieb eingestellt zu haben. Knapp eine Woche lang stand auf der Topbonus-Internetseite lediglich der Hinweis, dass das Programm ausgesetzt sei, „bis wir Klarheit über die Situation erlangt haben“. Dabei blieb sogar offen, ob mit der Situation die Air-Berlin-Insolvenz gemeint war oder ein Bestreben des Mehrheitseigentümers Etihad, das Programm nicht mehr fortzuführen.

Bei Air Berlin zeigt man sich zerknirscht über das Ende von Topbonus und die zögerliche Kommunikation dazu: „Wir bedauern, dass Mehrheitseigner Etihad das Topbonus-Programm nicht weiter führt und damit das Meilensammeln und Meileneinlösen nicht mehr möglich ist.“ Mehr will man dazu nicht mehr sagen und verweist auf den eigenen Großaktionär und Topbonus-Mehrheitseigner. Immerhin verspricht Air Berlin noch, dass Passagiere dort die Annehmlichkeiten eines „erflogenen“ Vielfliegerstatus noch nutzen können – zumindest wohl solange die Gesellschaft in der heutigen Form in der Luft bleibt.

Die Strategie von Etihad in Europa ist gescheitert

Topbonus war 2012 zu 70 Prozent an Etihad abgegeben worden. Den damals schon klammen Berliner flossen dadurch 184 Millionen Euro, was damals noch reichte, um den einzigen Jahresgewinn der vergangenen Jahre auszuweisen. Topbonus agierte danach als britische Gesellschaft mit Sitz im Ort Altrincham, die Geschäfte wurden aber weiter aus der sogenannten Zweigstelle Berlin geführt, die am Air-Berlin-Hauptsitz untergebracht ist. Obwohl verkündet wurde, aus Topbonus nun ein Vielfliegerprogramm nicht nur für Air-Berlin-Kunden zu zimmern, galt die Transaktion – nicht zuletzt wegen des Kaufpreises für den 70-Prozent-Anteil – schon damals als verdeckte Finanzhilfe.

Von den einstigen hehren Plänen ist auch wenig geblieben. Etihad will schlicht schnell den Stecker bei Topbonus ziehen. Dem Vernehmen nach hatte es nach dem Air-Berlin-Insolvenzantrag – ähnlich wie bei einem Bankrun von Anlegern vor der drohenden Schließung eines Geldinstituts – einen Ansturm besorgter Nutzer gegeben, die aus Angst vor einem Meilenverfall hastig ihre Punkte gegen irgendetwas eintauschen wollten. Der ungelenk auf der Topbonus-Internetseite begründete faktische Ladenschluss war die Reaktion. Ein Laufenlassen hätte zu hohen Kosten geführt. Da mit dem Niedergang von Air Berlin und Alitalia die Beteiligungsstrategie von Etihad in Europa als gescheitert gilt, benötigt man aus Sicht von Abu Dhabi kein europäisches Vielfliegerprogramm mehr.

Doch der Topbonus-Stopp zog Kreise. Denn damit wurden nicht nur auf Air-Berlin-Flügen gesammelte Punkte unnutzbar. Meilen ließen sich nämlich auch durch das Mieten von Sixt-Mietwagen, durch die Eröffnung eines Wüstenrot-Kontos, durch Bezahlvorgänge mit einer von der Landesbank Berlin ausgegebenen Visa-Card und sogar mit dem Abschluss von Abonnements verschiedener Zeitungen und Zeitschriften sammeln. Einlösen ließen sie sich nicht nur durch Gratisflüge oder Upgrades bei Air Berlin, sondern auch durch den Tausch in Sachprämien. Theoretisch war ein Meilensammeln und Eintauschen möglich, ohne jemals die Fluggesellschaft Air Berlin zu nutzen.

Das endete jäh. Dabei sehen die Teilnahmebedingungen ein klares Verfahren für ein mögliches Ende des Programms vor. Demnach stand es der „Topbonus Ltd.“ frei, durch einseitige Kündigung der Nutzerverträge das Sammelnprogramm zu beenden. Allerdings müssten gesammelte Meilen dann noch 18 Monate den Nutzern zur Verfügung stehen. Ob sie diese Möglichkeit noch bekommen, lässt man bei Etihad und Topbonus offen. „Das Sammeln und Einlösen von Meilen bleibt weiterhin außer Kraft“, heißt es lapidar. Wie Hohn dürfte auf Kunden der Hinweis wirken, dass der Kontozugang, „um Profile und Meilenguthaben zu prüfen“, bestehen bleibe.

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