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„Badassboz“ poliert das Image von Uber auf

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Bozoma Saint John soll Uber nun wieder aus den Negativschlagzeilen herausholen.

Bozoma Saint John soll den Fahrdienst Uber aus den Negativschlagzeilen bringen. Sie gilt als ultracool und hat schon bei Apple einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Reicht das?

Als „Badass“ bezeichnen Amerikaner jemanden, der nicht einfach nur cool ist, sondern ultracool. Der knallhart ist, genau weiß, was er will, und vielleicht auch ein bisschen einschüchtert. Üblicherweise ist das Wort respektvoll und bewundernd gemeint. Bozoma „Boz“ Saint John sieht sich offenbar selbst in dieser Kategorie. In sozialen Medien wie Instagram und Twitter, die sie rege nutzt, tritt sie unter dem Profilnamen „Badassboz“ auf. Aber sie ist mit ihrer eigenen Wahrnehmung nicht allein. Als sie im vergangenen Jahr einen denkwürdigen Auftritt für ihren damaligen Arbeitgeber Apple hinlegte, fragte die Zeitschrift „Wired“, wer denn diese „Badass“-Frau sei und wie der Elektronikkonzern sie so lange verstecken konnte.

Saint John kam damals bei einer Konferenz in San Francisco auf die Bühne, um neue Funktionen für den Musikdienst Apple Music vorzustellen. Die großgewachsene Afroamerikanerin war mit ihrer imposanten Haarpracht, riesigen Ohrringen und einem figurbetonten Kleid ein Kontrastprogramm zu den weißen und bieder angezogenen Männern aus dem Management, die Apple sonst üblicherweise in der Öffentlichkeit vertreten. Und sie lenkte die Softwareentwickler im Saal von der trockenen Materie ab, indem sie den Klassiker „Rapper’s Delight“ von der Sugarhill Gang anspielte, dazu im Takt wippte und das Publikum zum Mitmachen animierte.

Heute ist Saint John beim Fahrdienst Uber, und hier hat sie eine ganz andere Marketingaufgabe. Die 40 Jahre alte Managerin hat den Titel als „Chief Brand Officer“, ist also für die Stärkung von Uber als Marke verantwortlich, und dabei hat sie alle Hände voll zu tun. Uber wurde in diesem Jahr von einer ganzen Serie von Skandalen und unschmeichelhaften Episoden erschüttert, die im Juni im Rücktritt des Mitgründers Travis Kalanick vom Vorstandsvorsitz gipfelten. Dem Unternehmen wurde eine Kultur der Diskriminierung und sexuellen Belästigung von Frauen vorgeworfen, es wurde von der Alphabet-Holding wegen des Diebstahls von Geschäftsgeheimnissen verklagt, und Kalanick selbst stand blamiert da, als ein Video von ihm auftauchte, in dem er einen Uber-Fahrer wüst beschimpfte. Seit Saint John vor ein paar Monaten ihren neuen Posten angetreten hat, ist sie als unermüdliche Markenbotschafterin für Uber unterwegs. Sie gab reihenweise Interviews, von der „New York Times“ über den Fernsehsender „CBS“ bis zu Frauenzeitschriften wie „Glamour“ und „Cosmopolitan“, und sie wird demnächst bei einigen Branchenkonferenzen auftreten.

48180826 Bozoma Saint John soll nun das Image von Uber retten.

„Ich habe keine Angst, ich hatte noch nie vor irgendetwas Angst,“ war ihre Antwort, als sie in einem der Interviews auf ihre neue Aufgabe angesprochen wurde. Gleichzeitig sagte sie aber auch, sie sei „nicht naiv“ und im Unternehmen seien Dinge passiert, die nicht hinnehmbar seien. Bestimmt werde es Tage geben, an denen sie ihre Arbeit bei Uber frustrieren und zum Weinen bringen werde („es macht mir nichts aus zu weinen“), aber sie habe Hoffnung, etwas bewegen zu können. Sie sagt, ihren Erfolg werde sie daran messen, ob Menschen auf Cocktailpartys über ihren Arbeitgeber zu ihr sagen: „Wow, das ist ein cooler Ort.“ Dass Uber Saint John derzeit so prominent in Szene setzt, könnte die Frage aufwerfen, ob sie ihren Posten auch wegen ihres Geschlechts und ihrer Hautfarbe bekommen hat, um Diskriminierungsvorwürfen zu begegnen.

Sie selbst sagt, sie habe keinerlei Quotenkalkül wahrgenommen. „Ich bin qualifiziert, um diesen Job zu machen. Ich kann einen großartigen Job machen.“ Trotzdem nimmt sie gerne die Rolle als Vorkämpferin für Gruppen wie Frauen und Afroamerikaner an, die bei Uber wie auch generell in der Technologiebranche unterrepräsentiert sind. „Ich will repräsentieren, was ich gerne in der Zukunft sehen will.“ Sie hofft, dass es sich einmal ähnlich verhält wie in ihrer Kindheit im Bundesstaat Colorado. Als sie dorthin im Alter von zwölf Jahren mit ihrer Familie gezogen sei, sei niemand sonst außer ihr aus Ghana gewesen. Als sie die Region zum Studieren verlassen habe, habe es eine Handvoll Familien aus dem afrikanischen Land gegeben.

Saint Johns Eltern hätten es am liebsten gehabt, sie wäre Ärztin oder Anwältin geworden. Stattdessen belegte sie an der Wesleyan University die Fächer Englisch und afroamerikanische Studien. Bald danach zog sie nach New York, wo sie über ein Zeitarbeitsunternehmen einen Posten in der Werbeagentur des Regisseurs Spike Lee bekam, der zum Ausgangspunkt für ihre Karriere im Marketing wurde. Danach arbeitete sie für den Getränkekonzerne Pepsico, wo sie 2013 die Halbzeitshow des Football-Spektakels „Super Bowl“ mit Beyoncé auf die Beine stellte. Zu Apple kam sie über die Akquisition von Beats Electronics, dem Hersteller von Kopfhörern, bei dem sie wenige Monate zuvor angeheuert hatte. Kurz vor ihrem Wechsel zu Beats ist ihr Mann, mit dem sie eine Tochter hat, an Krebs gestorben. In einem Interview sagte sie, vor seinem Tod habe ihr Mann ihr aufgetragen, mit aller Kraft weiterzumachen. Das tat sie auch und legte eine Glanzkarriere hin. Schließlich ist sie „Badass Boz“.