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Mit dem Strom schwimmen

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Nimbus 305 mit Elektroantrieb auf Tour rund um den Bodensee

Eine Yacht mit modernsten Elektro-Komponenten von Torqeedo und BMW – die Schweden wollen es wissen. Wir auch. Wie schlägt sich so etwas auf einem ganz alltäglichen Törn?

Elektro- und Hybridantrieb sind im Bootsbau nichts Neues. Auf vielen Seen dürfen Verbrennungsmotoren schon lange nicht mehr eingesetzt werden. Auf breiter Front allerdings hat sich das noch nicht durchgesetzt, wie bei anderen Fortbewegungsmitteln auch. Akkutechnik, Reichweite, Kosten sind auch im Wassersport das Thema. Während einer Probefahrt auf dem Bodensee haben wir jetzt geprüft, ob sich mit einer modernen Elektroyacht wie der Nimbus 305 Drophead E-Power spürbare Einschränkungen ergeben. Diese Zehn-Meter-Yacht ist mit dem derzeit wohl modernsten Elektroantrieb ausgerüstet, geliefert vom Marktführer Torqeedo aus Gilching bei München.

Christoph Ballin gründete das Unternehmen Torqeedo vor gut zehn Jahren, als er an den Starnberger See zog und Verlangen nach einem flotten Elektroboot verspürte, aber nichts fand, was seinen Ansprüchen gerecht wurde. Also legte er selbst Hand an und entwickelte moderne Elektromotoren, die von Lithium-Ionen-Akkus gespeist wurden. Das Unternehmen wurde zum Senkrechtstarter.

48020078 Ideale Voraussetzungen als Familienboot für mehrtägige Törns auf Gewässern wie dem Bodensee

Die schicke Yacht der Nimbus-Werft aus Göteborg bietet ideale Voraussetzungen als Familienboot für mehrtägige Törns auf Gewässern wie dem Bodensee. Zwei Kabinen für vier Personen stehen zum Übernachten zur Verfügung sowie viel Platz auf dem offenen Deck, das sich bei Schlechtwetter aber auch schnell durch ein Verdeck schließen lässt. Angeschoben wird die 305 Drophead von einem Torqeedo Deep Blue 80i 1400, der 2014 vorgestellten Innenbord-Version für langsame Verdränger des ein Jahr davor präsentierten und weltweit ersten leistungsstarken Elektroaußenborders überhaupt. Beim Energiespeicher setzt Torqeedo auf Technik aus der Autoindustrie.

In unserer Nimbus waren gleich zwei Lithium-Hochleistungsakkus der neuesten Version des BMW i3 verbolzt, die zusammen eine Energie von 66 kWh bei einer Spannung von 360 Volt liefern. Derart ausgerüstet erhöht sich aber auch der Grundpreis der Yacht von 223.000 Euro um gut 40 Prozent auf 317.210 Euro. So viel Strom lässt sich gar nicht schnorren, dass sich diese Investition rechnet. Das Schnorren gelingt uns zwar während der Probefahrten in jeder Marina, weil der Strom oft in den Liegegebühren enthalten ist. Das aber dürfte sich spätestens dann ändern, wenn mehr Elektroboote unterwegs sind als die wenigen Einzelstücke, die es heute gibt.

48021643 Zwei Kabinen für vier Personen stehen zum Übernachten zur Verfügung

Darum allerdings geht es gar nicht. Das Konzept ist momentan eher für Gewässer gedacht, auf denen Verbrennungsmotoren verboten sind. Elektroyacht oder keine Yacht ist also die Frage, die sich ein Interessent an solchen Gewässern stellen muss. Auf dem Papier liefert der Elektromotor eine Dauerleistung von 50 kW. Der integrierte Bordcomputer übermittelt uns bei Vollgasfahrt den nahe an diesem Wert liegenden Verbrauch von 44,3 kWh. Die dabei erreichbaren 15,6 km/h spielen in der Praxis keine Rolle, da die Nimbus damit nicht in Gleitfahrt kommt und durch den Kraftakt nur unnötig viel Strom verbraucht. Der Grund, warum statt der Nominaldrehzahl von 1400/min nur gut 1000 Touren erreicht werden, liegt an der Propellerabstimmung, die mittels einer großen Steigung auf eine maximale Reichweite bei Rumpfgeschwindigkeit optimiert ist. Schon bei der niedrigen Drehzahl liegt das Drehmomentlimit der Anlage an, und es wird abgeregelt.

Sparsam fährt also, wer sich in diesem Bereich bewegt. Wer die schnelle Gangart bevorzugt, der dürfte sich für die edle Schwedin ohnehin nicht begeistern können, denn auch mit den ebenfalls angebotenen Dieselmotorisierungen ist die Nimbus auf Gemütlichkeit und Effizienz ausgelegt. Sinnvoll ist mit dem Elektroantrieb allein die Verdrängerfahrt bis zur Rumpfgeschwindigkeit. Wer nur Vollgas kennt, der hat den Strom in den Akkus schnell verbraten, genau wie im Elektroauto.

48020070 In unserer Nimbus waren gleich zwei Lithium-Hochleistungsakkus der neuesten Version des BMW i3 verbolzt.

Wir verlassen die Marina Kressbronn und bewegen uns lautlos mit gut 10 km/h dem ersten Etappenziel entgegen, der Marina Rheinhof in der Schweiz. Dort lässt sich ein Stopp zum Besuch des hübschen Hafenrestaurants einlegen. Davor erledigen wir aber noch die Fotofahrten. Immer wieder schön im Kreis, hin und her, langsam und schnell, so dass die Elektromaschine ordentlich am Akku nuckelt. Weiter geht’s zum nächsten Ziel nach Bregenz in Österreich. Auf der Fahrt dorthin führen wir diverse Messungen durch, was abermals dem Akku zusetzt. In Bregenz angekommen, lassen wir uns eine Weile mit schöner Aussicht vor der Seebühne treiben, bevor wir uns auf den Weg ins bayerische Lindau machen, um die gemütliche Altstadt zu erkunden. Bei Sonnenuntergang heißt es Leinen los für den Rückweg zur Marina in Kressbronn.