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Der Kanzlerzyklus an den Aktienmärkten

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Während es unter Kiesinger (links) mit den Aktienkursen bergauf ging, war die „Ära Brandt“ bisher die einzige, mit rückläufiger Kursentwicklung.

Der Dax ist auch ein Spiegel der Politik. Manche Kanzler waren besser für die Kurse, andere schlechter.

Für den amerikanischen Aktienmarkt gibt der „Präsidentenzyklus“, also die Frage, ob ein Demokrat oder ein Republikaner im Weißen Haus regiert und welches Jahr der Präsidentschaft vorliegt, aufgrund der historischen Erfahrungen gute Hinweise für Investmentstrategien. Für den deutschen Aktienmarkt lässt sich ebenfalls ein „Kanzlerzyklus“ herausarbeiten. Dieser zeigt mit Blick auf die absolute Kursentwicklung des Dax und im Vergleich zum Beispiel zum Euro Stoxx 50, dass neben Zins- und Währungseinflüssen und internationalen Börsentendenzen auch die nationale Politik mit der Ausgestaltung der Finanz- und Wirtschaftspolitik Einfluss auf die Wirtschaftsentwicklung und die Ertragstendenzen der Unternehmen hat.

Mit Blick auf die letzten gut 50 Jahre zeigt sich, dass Aktieninvestments mit einer „Kaufen und Halten“-Strategie bei einer CDU-geführten Bundesregierung deutliche reale Kurssteigerungen erzielen konnten. In den Perioden mit einer SPD-geführten Bundesregierung haben Gesamtmarktinvestments keinen realen Vermögenszuwachs eingebracht, zum Teil mussten sogar kräftige reale Vermögensverluste hingenommen werden. In diesen Perioden bleibt als Alternativstrategie die Sektor- und Einzelwertselektion.

Die Ausgangsbasis für den Dax ist zwar der 31. Dezember 1987 mit dem Startniveau von 1000 Punkten, jedoch lässt sich der Index aufgrund der Anbindung an Vorläuferindizes bis Ende der fünfziger Jahre zurückrechnen. Darüber hinaus ist der Dax ein Performance-Index bei dem anfallende Dividendenzahlungen der Index-Mitglieder – in Abhängigkeit der Dividendenhöhe und der Bedeutung der Aktie im Index – anteilig in Dax-Kurssteigerungen umgerechnet werden. Als Konsequenz liefert der Dax gute Informationen, welche Anlageerfolge eine „Kaufen und Halten“-Strategie in verschiedenen Zeiträumen eingebracht hätte.

Für die genaue Abgrenzung sollte beim „Kanzlerzyklus“ der betrachtete Zeitraum jeweils mit der Wahl des Kanzlers im Parlament beginnen, auch wenn an den Aktienmärkten oft schon viele Wochen im Vorfeld Erwartungen an die neue Regierung in das Kursniveau eingearbeitet worden sind. Der Kanzlerzyklus umfasst zunächst zwei technische Analyse-Aspekte. Zuerst die absolute Kursveränderung des Dax in der Amtszeit. Zweitens der Aspekt des mittelfristigen Momentums, das mit Hilfe der durchschnittlichen jährlichen prozentualen Dax-Veränderung in der Amtszeit verdeutlicht werden kann.

Dax legt unter Merkel relativ zu

Während der Amtszeit des CDU-Bundeskanzlers Kiesingers (1966 bis 1969) war der Dax insgesamt um 81,7 Prozent gestiegen, was eine jährliche Steigerungsrate von 22,9 Prozent ergibt. In der Zeit des SPD-Bundeskanzler Willy Brandt (1969 bis 1974) ergab sich ein Kursrückgang des Dax um 31,9 Prozent, was zu einem durchschnittlichen, jährlichen Kursrückgang des Index von 8,1 Prozent führt. In der Periode des SPD-Kanzlers Helmut Schmidt (1974 bis 1982) finden sich die beiden Werte mit plus 23,9 Prozent und plus 2,6 Prozent. Beim CDU-Kanzler Helmut Kohl (1982 bis 1998) lauten die Daten plus 788,5 Prozent und plus 14,6 Prozent.

Beim SPD-Kanzler Gerhard Schröder (1998 bis 2005) liegen diese beiden Werte bei plus 10,5 Prozent und bei plus 1,4 Prozent. Bei der CDU-Kanzlerin Angela Merkel (2005 bis 2017) hat sich bisher ein Gesamtanstieg des Dax von 137,0 Prozent ergeben, so dass sich eine annualisierte Steigerungsrate von 7,6 Prozent ergibt. Werden noch die Inflationsdaten für die verschiedenen Perioden berücksichtigt, so haben Investoren eine gute Indikation für die reale Wertentwicklung und damit die Attraktivität von Aktieninvestments.