Aktien

Amazon sorgt für Kurskapriolen

• Bookmarks: 4


Ihm schenken die Börsianer gerne ihr Vertrauen: Amazon-Chef Jeff Bezos

Der Onlinehändler verkauft bald Bio-Lebensmittel in Geschäften und liefert Kleidung nach Hause. Die Aktien von Supermarkt- und Bekleidungskonzernen reagieren mit starken Ausschlägen.

Der große amerikanische Online-Einzelhändler Amazon wird immer einflussreicher. Initiativen des Konzerns bewegen nicht nur die Kurse großer Einzeltitel wie den Sportartikelhersteller und Dow-Jones-Wert Nike, sondern auch ganze Börsensegmente wie Kaufhäuser oder Bekleidungshersteller. Es geht um Börsenwerte in mehrstelliger Milliarden-Dollar-Höhe.

In der vergangenen Woche gingen die Aktien amerikanischer Supermarkt-Betreiber wie Wal-Mart, Target oder Kroger in die Knie, weil Amazon am vergangenen Freitag die Infografik / Aktien Amazon Nike Gap Foot Locker

Der Aktienkurs von Whole Foods notiert mit zuletzt etwas mehr als 43 Dollar über der Amazon-Offerte von 42 Dollar. Dies suggeriert, dass Anleger mit einem Bieterkampf rechnen, was den Kurs von Whole Foods in die Höhe treiben würde. Analysten der Bank JPMorgan Chase haben am Donnerstag Spekulationen angeheizt, dass die größte amerikanische Warenhauskette Wal-Mart ein Angebot abgeben könnte.

Konkurrenten in der Defensive

Der Aktienkurs der größten amerikanischen Warenhauskette Wal-Mart Stores hat sich nach der Nachricht von der Übernahme von Whole Foods um rund 4 Prozent ermäßigt. Die Analysten halten Wal-Mart im Vergleich zu Konkurrenten wie Costco, Target oder Kroger in einer besseren Lage, Amazon zuvorzukommen.

„Wir glauben an die Möglichkeit, dass Wal-Markt ein Angebot abgibt“, schrieben die Analysten. Das Motiv wäre allerdings eher eine „Defensivstrategie“. Analystin Karen Short von der Bank Barclays glaubt ebenfalls, dass ein anderer Käufer auftreten wird, um Whole Foods nicht an Amazon fallenzulassen. Sie hält für möglich, dass die Bio-Kette schließlich für bis zu 57 Dollar je Aktie verkauft wird.

Börsianer wetten auf Amazon

An der Wall Street wurde die geplante Milliardenakquisition von Whole Foods vor allem als Angriff Amazons auf Wal-Mart interpretiert, dem auch die deutschen Ketten Aldi und Lidl Konkurrenz machen wollen. Wal-Mart macht mehr als die Hälfte seines Jahresumsatzes mit Nahrungsmitteln und Haushaltswaren und ist damit auch der größte amerikanische Lebensmittelhändler. Bisher haben Unternehmen noch keinen profitablen Weg gefunden, frische Lebensmittel an Verbraucher zu liefern, die Obst und Gemüse immer noch lieber selbst aussuchen. Spitzenmanager von Wal-Mart halten ihre Warenhäuser daher für einen klaren Wettbewerbsvorteil.

Wal-Mart hat zuletzt Milliarden von Dollar in den Ausbau seiner Online-Fähigkeiten investiert. Börsianer wetten allerdings darauf, dass Amazon die Oberhand behalten wird. Starinvestor Warren Buffett verkaufte im vergangenen Jahr fast alle Aktien von Wal-Mart im Wert von knapp 3 Milliarden Dollar, die seine Gesellschaft Berkshire Hathaway seit mehr als zehn Jahren gehalten hatte. Amazon-Aktien hält Berkshire nicht. Aber Buffett, der Bezos nicht blind vertraute, räumt ein, damit eine gute Gelegenheit verpasst zu haben. „Ich habe die Kraft des Geschäftsmodells nicht verstanden“, sagte Buffett.