Auto & Verkehr

Nicht nur zur Verbrecherjagd

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Versuch macht klug: Mit unterschiedlichen Lackierungen wollte man die Erkennbarkeit der Polizeifahrzeuge in den 1970er Jahren testen.

Flotte Fahrzeuge und tolle Technik: Die Frankfurter Polizei wird 150 Jahre alt. An diesem Samstag zeigt sie mit einem Tag der offenen Tür ihre Schätze.

Es gibt da diese eine Anekdote, die unter Polizisten gern erzählt wird, und jene Geschichte dreht sich um den Opel Rekord. Das Auto galt in Hessen wie auch in anderen Bundesländern viele Jahre lang als Streifenwagen erster Wahl. Zuverlässig, mit guter Straßenlage, auch bei wilderen Verfolgungsfahrten blieb er brav in der Kurve. Nur an jenem Nachmittag, da durfte der Opel nicht so, wie er sollte. Mehrere Streifen wurden aus Frankfurt zu einem Raubüberfall in den Taunus gerufen. Rolf-Karsten Klenke war mit seinem Wagen dabei.

Der frühere Polizist fuhr also auf die Autobahn 66 Richtung Wiesbaden und gab Gas. Doch gerade als er beschleunigen wollte, setzte sich auf der linken Fahrspur eine ältere Dame vor ihn, die weder auf das Blaulicht reagierte noch auf die Lautsprecherdurchsagen. Ganze vier Kilometer tuckerte sie mit Tempo 100 vor sich hin. Als Klenke endlich am Tatort eintraf, waren die Räuber über alle Berge. Und der frühere Polizist ist bis heute überzeugt, dass er die Täter hätte stellen können, hätte er nur freie Bahn gehabt.

Fahrzeuge mit Oldtimer-Status und Geschichten

Der Opel Rekord macht noch heute den einen oder anderen Polizisten melancholisch, so, wie es wohl nur Männer werden können, wenn man ihnen ihr liebstes Spielzeug nimmt. Dabei hatte gerade die Frankfurter Polizei, die am Samstag mit einem Tag der offenen Tür ihr Bestehen seit 150 Jahren feiert, im Laufe der Jahrzehnte so einige interessante Autos in ihrem Fuhrpark.

47042395 Der Freund und Helfer auf dem Kraftrad. Dieses Foto stammt von 1959.Bilderstrecke

Die meisten von ihnen haben inzwischen Oldtimer-Status und sind so kurios wie einzigartig. So etwa der VW T2 GefKW. Die Abkürzung steht für Gefangenenkraftwagen. Der mit Gittern gesicherte Bus hatte eine Zelle integriert, in der gleich mehrere Personen Platz hatten. Man kann sich bildlich vorstellen, wie das Gefährt den einen oder anderen Schwerkriminellen nach der Tat zur Vernehmung ins Polizeipräsidium fuhr.

Oder der BMW 1800, der in den sechziger Jahren unter anderem als Kamerawagen für mobile Geschwindigkeitskontrollen eingesetzt wurde. Im Mittelpunkt stand jedoch weniger das Auto als die Kameraanlage selbst. Erstaunlicherweise sahen die „Blitzer“ damals schon genauso aus wie heute. Ein mehr oder weniger unscheinbarer Kasten, der hinten im Kofferraum des Polizeiwagens eingebaut war. Schon damals war die Radartechnik so ausgereift, dass sie das Tempo vorbeifahrender Autos auf den Strich genau erfassen konnte. Die Polizei stand damit an allen größeren Straßen und zog die Temposünder aus dem Verkehr. Auch das hat sich bis heute nicht geändert.

Ein anderes Zeitalter der Kriminaltechnik

Nur in der Kriminaltechnik, da hat sich einiges getan. Die DNS-Forensik war damals, im 19. Jahrhundert, noch Science-Fiction. Was es aber schon gab, war die Daktyloskopie. Die Polizei richtete sich immer mehr darauf ein, Kriminelle über ihre Fingerabdrücke zu überführen. Dafür wurden Pinsel, Rußpulver und vorgefertigte Bögen Papier angeschafft, die Platz fanden in den Koffern der Spurensicherung. Leider ist nicht bekannt, wie viele Verbrecher damit in dieser frühen Phase der Kriminalistik überführt werden konnten, doch es dürften einige gewesen sein.

Wie wichtig die Technik für die Beamten war, zeigte auch das gesamte Fernmeldewesen. So gibt es ein Foto aus den sechziger Jahren, das einen Polizisten zeigt, der mitten in der Frankfurter Innenstadt steht und Informationen an das Präsidium weitergibt – mit einem Scheibentelefon, das an einen Stromverteilerkasten angeschlossen ist. Die richtige Ausstattung ist eben alles, das sagen Polizisten noch heute. Nur die Räuber aus dem Taunus, die hätte auch das nicht aufgehalten.