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Wie finde ich die besten ETF?

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Ein genauer Blick auf die Kursentwicklung lohnt sich.

Mehr als 3900 Milliarden Dollar sind zurzeit in ETF angelegt. Die Indexfonds sollen einen Börsenindex so exakt wie möglich abbilden. Wenn das so einfach wäre.

Mit großen Worten soll man vorsichtig sein. Doch in der Welt der Geldanlage vollzieht sich derzeit nichts Geringeres als eine Zeitenwende. Ein auf den ersten Blick unverständliches Kürzel gewinnt bei den Anlegern immer mehr an Beliebtheit: Es hat sich herumgesprochen, dass ETF (die Abkürzung steht für Exchange Traded Funds, also börsengehandelte Indexfonds) nicht die schlechteste Idee sind, um das eigene Geld zu investieren. Mehr als 3900 Milliarden Dollar sind zurzeit in ETF angelegt – so viel wie noch nie.

Diese Indexfonds unterscheiden sich von klassischen Fonds im Wesentlichen in zwei Punkten. Erstens kosten sie in der Regel geringere Gebühren. Und zweitens folgen sie einer Erkenntnis, für die der Ökonom Eugene Fama 2013 den Nobelpreis erhalten hat: Auf Dauer kann niemand, auch nicht der cleverste Fondsmanager, mit seinen Anlageentscheidungen eine bessere Wertentwicklung erzielen als der Markt als Ganzes.

Darum folgen ETF einem einfachen Prinzip. Sie bilden schlicht die Wertentwicklung des Aktienmarktes als Ganzes ab. Steigt beispielsweise der Dax um drei Prozent, gewinnt auch ein Dax-ETF um drei Prozent hinzu. Fällt der Dax dagegen um drei Prozent, verliert auch der ETF drei Prozent an Wert. So weit die Theorie. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass dies längst nicht immer so großartig funktioniert. Denn kein ETF schafft es, einen zugrundeliegenden Index wie den Dax wirklich eins zu eins abzubilden. Es kommt zu Abweichungen, die mal größer und mal kleiner ausfallen. Die Fondsexperten nennen das die Tracking-Difference. Je größer sie ist, umso sicherer lässt dies den Schluss zu: Da macht ein ETF-Anbieter seine Arbeit nicht wirklich gut.

Für jeden Aktienkauf fallen Handelskosten an

Woran aber liegt es, dass die Indexfonds ihr Versprechen nicht richtig einlösen? Dafür gibt es mehrere Gründe. Der erste lautet: Auch wenn es einfach klingt – um einen Index wie den Dax oder den amerikanischen S&P 500 nachzubilden, ist höchste Präzision vonnöten. Die lässt sich aber nicht immer erreichen. So kaufen viel ETF nicht alle Aktien, die in einem Index vertreten sind. Da zum Beispiel im S&P 500 eine Menge Aktien (nämlich genau 500) enthalten sind, beschränken sich manche Anbieter nur auf eine bestimmte Auswahl an Aktien, die sich in der Regel so verhalten wie der Index als Ganzes. Diese Methode hört in der Fachsprache auf den Namen Sampling. Sie führt jedoch häufig zu einer kleinen Abweichung zwischen der Wertentwicklung des Index und des ETF.

Infografik / DAX/ S&P 500/ MSCI WORLD/ Ein Auswahl guter ETF

Fast noch wichtiger ist eine zweite Erklärung. ETF kaufen und verkaufen häufig Aktien, um den Index möglichst gut abzubilden. Sie tun das zum Beispiel, wenn eine Aktiengesellschaft in den Index aufsteigt oder sich die Gewichtung der einzelnen Aktien im Index ändert. Für jeden Aktienkauf fallen Handelskosten an. Je mehr ein ETF für diese Käufe und Verkäufe zahlen muss, umso größere Einbußen muss er bei der Wertentwicklung hinnehmen – solche ETF entwickeln sich darum häufig leicht schlechter als ihr Index.

Nur auf die Gesamtkostenquote zu blicken reicht nicht

Ausgerechnet über diese Kosten erfahren ETF-Anleger nichts. In der Regel weisen die Anbieter nur die sogenannte Gesamtkostenquote (oft auch als TER bezeichnet) aus, in deren Berechnung unter anderem die Verwaltungsgebühren und die Kosten für die Depotbank einfließen. Der Name Gesamtkostenquote ist dennoch irreführend, weil die Handelskosten außen vor bleiben. „Bei der Auswahl des richtigen ETF reicht es nicht aus, nur auf die Gesamtkostenquote zu blicken“, sagt Portfoliomanager Kai Hattwich von der Quirin Bank, die das Geld ihrer Kunden unter anderem in ETF anlegt.

Ein Beispiel verdeutlicht das: So kostet ein Dax-ETF von Comstage zwar nur minimale 0,08 Prozent an Gebühren pro Jahr – ein fast unschlagbarer Wert. Ein Dax-ETF der Deka (siehe Tabelle) hat zwar doppelt so hohe Gebühren, bildet aber im Rückblick auf die vergangenen vier Jahre den Dax nahezu perfekt ab – er verfehlt dessen Wertentwicklung nur um 0,16 Prozentpunkte.

Der Comstage-ETF hingegen liegt um 0,35 Prozentpunkte zurück. Zugegeben: Dies sind keine riesigen Beträge. Doch in Niedrigzinszeiten fällt auch das ins Gewicht. Bei beliebten ausländischen Börsenbarometern wie dem S&P 500 oder dem MSCI World (dort sind die wichtigsten Aktien aus den Industrieländern zusammengefasst) sind die Renditedifferenzen oft noch höher. Die Quirin Bank hat darum für die F.A.S. gute ETF herausgefiltert (siehe Tabelle).