Mode & Design

Nachwuchs im Hause Joop

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Wolfgang Joop am Freitag in Düsseldorf bei der Vorstellung seiner neuen Modelinie „Looks“

Neuer Enkel, neue Welpen, neue Mode: Bei Wolfgang Joop ist einiges los. Mit seiner neuen Linie „Looks“, vorgestellt beim Finale von „Germany’s next Topmodel“, will er den Massenmarkt erobern.

Viel los bei Wolfgang Joop. Tochter Florentine hat ein Kind bekommen, Hündin Leni hat am gleichen Tag geworfen, ein Umzug steht an innerhalb von Potsdam – und eine neue Modelinie.

Man kann das Leben planen, wie man will, der Zufall regiert doch immer wieder hinein. Wenn Wolfgang Joop das noch nicht erfahren haben sollte – Leni hat es ihm beigebracht. Der Ridgeback, neben Lebenspartner Edwin Lemberg sein treuester Begleiter, hatte sich im Urlaub auf Ibiza mit einem immerhin prämierten Riesenschnauzer in die Büsche geschlagen. „Einmal nicht aufgepasst!“ Das Ergebnis: viele süße schwarze Welpen. Joop musste in der vorvergangenen Woche von Geburt zu Geburt eilen, von der Welpenkiste zur Wochenstation und zurück.

46642577 Ein Look aus „Looks“, der neuen Contemporary-Modelinie von Wolfgang Joop

Großvaterpflichten passen in sein neues Leben. Denn die herrschaftliche Villa Wunderkind am Heiligen See verkauft er an SAP-Mitgründer Hasso Plattner. Kein Wunder: „Die Monate, die ich auf den vereisten See schaue, erscheinen mir länger als die Monate, in denen man im See schwimmen kann.“

Auch im Atelier gibt es Nachwuchs

Da zieht er lieber ins familieneigene Gut Bornstedt am Park von Schloss Sanssouci, den Bauernhof seiner Großeltern, wo er die ersten zehn Jahre seines Lebens verbrachte, bevor er 1954 mit seinen Eltern nach Braunschweig ziehen musste. Der Modeschöpfer als Familienmensch? Jedenfalls lebt seine ehemalige Frau Karin dort und Florentine mit ihren nunmehr drei Kindern. Da werden auch die Welpen noch passen. Das Atelier ist im ehemaligen Kuhstall.

46642582 Knalliges Rot: Ein Kleid der neuen Linie

Wenn das alles wäre! Jetzt gibt es auch im Atelier Nachwuchs. „Looks“ ist hinzugekommen, mit zwei „o“, wie Joop. Ja, der Modemacher, der mit seiner im Jahr 2003 gegründeten Linie Wunderkind im Prêt-à-porter de luxe teure Kleider für reiche Frauen fertigt, will den Massenmarkt erobern.

Im Atelier in Berlin hängen nun neben den ätherischen Wunderkind-Kleidern lustige T-Shirts mit Augen-Aufdruck. Es ist das Auge des Schöpfers selbst, also des Modeschöpfers, ausgeschnitten aus dem Joop-Porträt des legendären Fotografen Robert Mapplethorpe von 1982. So gibt er sich persönlich seinen Fans hin. Stil und Preis sind abgestimmt auf all die Mädchen, die ihn seit seiner Jurorentätigkeit bei „Germany’s Next Topmodel“ kennen: neckisches Mini-Hängerchen aus Jersey mit Augen-Prints (129,99 Euro), plissierter und gewickelter Chiffonrock (399,99 Euro), schöne Schluppenbluse aus Baumwoll-Popeline (199,99 Euro). Die Kollektion zielt aufs Contemporary-Segment preiswerter Designermode. Alle drei Monate werden 40 frische Teile nachgeschoben. Die Linie wird zeitgemäß verkauft, über die trendige Website looks.de – und in Kooperation mit dem Kaufhaus Breuninger in Düsseldorf, Stuttgart, Nürnberg und Freiburg.

Die ebenso zeitgemäße Vermarktung wird dem neuen Kind schon das Laufen beibringen. Am Donnerstagabend lief die Maschine an, als Joop im Finale über den langen Laufsteg der zwölften Staffel der ProSieben-Show „Germany’s next Topmodel“ lief. (Apropos: Gewonnen hat die 18 Jahre alte Céline Bethmann aus Koblenz.) Showmasterin Heidi Klum befragte Joop nach seiner neuen Kollektion, und er richtete sich gleich an die Mädchen auf der Bühne und im Saal, für die Wunderkind „zu teuer“ sei. Er habe die Linie leicht gehalten und Turnschuhe dazu entworfen, „damit sie nicht auf High-Heels laufen müssen“. Die drei Finalistinnen durften die Kleider spazieren führen. Auch in den ewigen Werbepausen der ewigen Sendung wurde für „Looks“ geworben. Und eines der Kleider konnte man noch für einen guten Zweck ersteigern.

Aber wie das so ist in der ewig schnellen Sendung: Alles wird hinausgezögert, aber viel erfährt man nicht. Als Joop ein bisschen ausholen wollte, rief Heidi Klum kurzerhand Naomi Campbell aus. Das Promi-Marketing frisst seine eigenen Kinder. In der Familie wird man nicht so schnell vergessen.