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Die Aktienmärkte ignorieren Donald Trump

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Auch an der New Yorker Börse bleibt es seit Donald Trumps Amtsantritt erstaunlich ruhig.

Die politische Unsicherheit ist gestiegen. Doch Anleger lassen sich davon kaum aus der Ruhe bringen. Unter Börsianern herrscht Rätselraten – aber ein Professoren-Duo hat eine Erklärung dafür.

Anleger an den Aktienmärkten haben derzeit die Ruhe weg. Weder der Terroranschlag in Manchester noch die jüngsten Kapriolen um den amerikanischen Präsidenten Donald Trump machen Investoren nervös. Die Sorglosigkeit zeigt sich am historisch niedrigen Niveau der einschlägigen Volatilitätsindizes. Schwankungsbarometer wie der Vix für amerikanische Aktien oder der V-Dax-New für deutsche Titel bilden die erwarteten Kursausschläge an den jeweiligen Märkten ab und sind daher eine stark beachtete Messlatte für die Stimmung der Anleger.

Unter Börsianern herrscht ob dieser Entwicklung dennoch großes Rätselraten. Angesichts der generell hohen Bewertungen der Aktienkurse stellen sich vorsichtige Investoren die Frage, ob es zu Rückschlägen kommen wird und ob das Gros der Finanzmarktakteure möglicherweise schwelende Risiken übersieht.

Angstindex springt an

Präsident Trump hat in den ersten Monaten seiner Amtszeit jedenfalls reichlich für Kontroversen gesorgt. Bis jetzt hat sich das allerdings nicht nachhaltig negativ auf die Aktienkurse ausgewirkt. Zwar gab es zwischenzeitlich kräftige Rückschläge wie am Mittwoch der vergangenen Woche. Der Grund: die Wirren um Trumps mutmaßliche Einflussnahme auf Ermittlungen des FBI gegen Mitarbeiter seines Wahlkampfteams. An der Wall Street wurde befürchtet, dass Trump die republikanische Mehrheit im Kongress mit der Kontroverse lähmen könnte.

Infografik / DAX / Volatilität

Der Vix sprang an diesem Tag um mehr als 46 Prozent in die Höhe – von gut 10 auf ein Niveau von mehr als 15 Prozentpunkten. Am Donnerstag ging es zeitweise noch bis auf 16,30 weiter, anschließend fiel der Vix aber wieder auf aktuell knapp 11 Prozent. Der historische Durchschnittswert liegt bei knapp 20 Prozent. Das auch als Angstindex bezeichnete Marktbarometer bildet die Preise für Optionskontrakte ab, mit denen sich Investoren gegen Kursverluste wegen unerwarteter Schwankungen im amerikanischen Aktienindex S&P 500 absichern können.

Auch in Deutschland reagieren Anleger auf politische Ereignisse. Im April war der V-Dax-New, das Volatilitätsmaß des Dax, auf das bisherige Jahreshoch von rund 23,50 geklettert. Als Auslöser galten vor allem die Sorgen über den Ausgang der Präsidentenwahlen in Frankreich und ein möglicher Sieg der Eurokritikerin und Populistin Marine Le Pen. Als sich diese ängste allerdings als unbegründet erwiesen, fielen die Volatilitäten wieder. Aktuell sind es rund 13 Prozent für den V-Dax-New. Er gibt die von den Marktteilnehmern in den kommenden 30 Tagen erwartete Schwankungsbreite des Dax in annualisierter Form an.

Die Lethargie der Anleger im Angesicht politischer Unwägbarkeiten ist ungewöhnlich. Denn nach Erkenntnissen der Wirtschaftsprofessoren Lubos Pastor und Pietro Veronesi von der University of Chicago gehen Phasen großer wirtschaftspolitischer Unsicherheit in der Regel mit hohen Schwankungen des Aktienmarktes einher. Als Messlatte für die wirtschaftliche Unsicherheit gilt der sogenannte Economic Policy Uncertainty Index (EPU), der große Zeitungen nach entsprechenden Schlagworten untersucht. Zudem gehen Daten zu temporären Steuerbestimmungen sowie die Spannbreite makroökonomischer Prognosen in den EPU-Index ein.